1.1 Lügen
unsere Patienten?
Unsere
doch nicht, oder? Lügen der Patienten werden aus Gründen der
beiderseitigen Idealsierung der Psychotherapie / Psychoanalysen völlig
ausgeblendet (verleugnet).
Wir
müssen unsere Patienten schon deshalb idealisieren, weil wir sie sorgfältig
ausgesucht haben und auf diese Auswahl mit Stolz zurückblicken.
Lügner
wollten wir noch nie behandeln, sondern anständige Neurotiker, die so sind,
wie wir uns sehen.
Lügen
des Patienten sind aber ebenso wertvolles Erkenntnismaterial wie Wahrheiten
oder „Wahrheiten“, die er mitteilt. Es handelt sich nicht um eine
geringere Textqualität.
Der
Patient lügt ja nicht zufällig. Er möchte beim Therapeuten einen guten
Eindruck machen, damit sich dieser ihm zuwendet. Er hat sich längst, ehe
wir dies bemerken, von dem, was innerlich im Therapeuten vorgeht, ein Bild
gemacht. Er weiß genau, was dieser
gern hört, und schenkt dies dem Therapeuten gerne.
Man
einigt sich rasch. Man tritt gemeinsam in die Anfänge einer „story“
ein, mit der beide zufrieden sind. Mit weiteren biographischen Angaben wird
dann diese „story“ verfestigt, und beide können mit
kollusivem Stolz auf dieses Gemeinschaftswerk blicken.
Erst
wenn sich der Patient das nötige Sicherheitsgefühl verschafft hat,
kann er Wahrheiten, die für ihn selbst und für den Therapeuten unangenehm
sind, preisgeben (Sampson 1982; Sampson/Weiss 1977; Sampson et al. 1977;
Weiss et al. 1986). Zuvor ist er inerlich veranlasst, zu lügen, verbal und
nonverbal.
Aus
dieser Erkenntnis heraus werden übrigens in der Kriminaltechnik bewusst
sehr persönliche Beziehungen zwischen dem Verdächtigen und dem
Vernehmenden aufgebaut, mit dem - meist auch erreichten - Ziel, dem im
Verdacht Stehenden die Zunge zu lösen („Beziehungsarbeit“, „Geständigkeit gegen
Beziehung“, auch bei zuvor strikt unkooperativen Verdächtigen, sogar
bei schwerster Gewaltkriminalität, Schröer 2007).
Dann
muss er nicht mehr lügen, um „einen guten Eindruck“ zu machen, er kann
die Wahrheit sagen.
Darüber
hinaus muss sich der Patient evtl. mit Hilfe von Lügen überzeugen, dass er dem Therapeuten überlegen ist (Moser 1970), um sich so das
nötige Sicherheitsgefühl zu verschaffen (zit.n. Krill 2008, 17-19, dort
auch Näheres).
Die
Verbalisierung der Beschwerden hängt sehr vom Reflexions-
und Ausdrucksvermögen des Patienten und von der Zuwendung des Behandlers ab
(Blankenburg 1971, 41 ff).
Natürlich
hat besseres Reflexions- und Ausdrucksvermögen zur Folge, dass sich der
Therapeut mehr mit ihm beschäftigt und die einzelnen Mitteilungen besser
verstehen kann.
Was
damit gesagt sein soll? Die einzelnen Faktoren wirken in einem unübersehbaren
Ausmaß wieder auf andere ein, so auch auf den Therapeuten, und wieder zurück.
Zur
endgültigen Vewertung müssen die Angaben verlässlich sein, d.h.
unbeeinflusst von Angehörtem oder Angelesenem, besonders von Inhalten der
Psychologie, der Psychoanalyse, der Soziologie, der Philosophie, der
Medien.und erst recht von Einflüssen des Therapeuten.
Wenn
man genau hinsieht, sind die Beschwerdeschilderung
und die selbst gestellten Diagnosen der Patienten somit in den seltensten Fällen
ohne weiteres verwertbar. Das ist schon deshalb zu erwarten, weil sich
heute fast alle Patienten zuvor im Internet orientieren und ihnen Wörter
wie „Panikattacken“, „rezidivierende Depression“, „rezidivierende
depressive Episode“, „Borderline“ allzu flott von den Lippen gehen.
Wenn
sie hingegen wüßten, um was es sich handelt, wäre es nicht besser, denn
sie würden dann endlos intellektualisieren.
In
vorauslaufendem Gehorsam sind sie auch mit der Person des Analytikers
befasst, weil sie
gelesen haben, dass sich in der Therapie alles um den Analytiker drehen
soll. Sie möchten kräftig mitarbeiten, insbesondere die vom Therapeuten
und seiner Gemeinde geforderte „Übertragung“ zeigen, um gefällig zu
sein („complinace“) und einen therapeutischen Erfolg zu erzielen.
Oppostion
zum Therapeuten oder dessen Ansichten glauben sie sich erst dann leisten zu
können, wenn sie Vertrauen gewonnen haben.
Bücher
Das Gutachterverfahren für tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie Verlag: Psychosozialverlag, Gießen ISBN: 978-3- 89806-773-7
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Ödipus' Ende, Sophokles (497/96-406 v. Chr.) Verlag: Peter Lang, Frankfurt ISBN: 978-3-631-61407-5
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Klassische Psychoanalytische Kompromisstheorie Verlag: Dr. Krill Verlag, Königstein ISBN: 978-3-9815177-1-2
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Sophokles Ödipus in Kolonos Drehbuch von Manfred Krill Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag, Königstein ISBN: 978-3-9815177-0-5
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Anorexia nervosa und Aggression Neue Psychodynamik nach der Klassischen Kompromisstheorie Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag, Königstein ISBN: 978-3-9815177-0-5
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Klassische
Psychoanalytische Kompromisstheorie und ihre Auswirkungen und
Nichtauswirkungen auf Psychoanalytiker, Patienten und Gesellschaft
Symptombildung als Kompromiss ISBN 978-3-9815177-5-0
Gruppenanalyse Neu, 158 Seiten, Preis 56 Euro gegen Vorauskasse Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag, Königstein ISBN
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Traumatheorie Das Schicksal der spontanen Traumafolgen: Einkapselung, Patinabildung,
Innere Auszehrung (Tafonisierung), aktive Zertrümmerung, Erosion,
einfacher Zerfall, spontane oder aktive Auflösung, Assimilation,
Ausscheidung? Das Schicksal der Traumaanalyse. von Manfred Krill
The
rehabilitation of movement-disturbed patients What
can modern psychoanalysis contribute to it? von
Manfred Krill ISBN 978-3-9815177-7-4
Dr. Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse (ISBN
978-3-9815177), D-61462 Königstein
Как
работает
психоанализ
в
групповом
анализе? von Manfred Krill ISBN
978-3-9815177-8-1 Dr.
Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse (ISBN 978-3-9815177) D-61462 Königstein im Taunus
Analyse durch Freud Die Sitzungsprotokolle Ernst Blums 1922 - psychoanalytisch neu gelesen Lehranalyse, Ausbildungsanalyse, Selbsterfahrung: Wirklich unentbehrlich? Wirklich keine rechtlichen Bedenken? von Manfred Krill ISBN 978-3-9818213-2-1 Dr.
Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse (ISBN 978-3-9815177) D-61462 Königstein im Taunus
Krill, Manfred / Tuin, Inka: (2018)Gestörter Schlaf und Schlaflosigkeit , in Krovoza, Alfred / Walde, Christine: (2018) Traum und Schlaf, ein interdisziplinäres Handbuch , 316- 329, J.B. Metzler Stuttgart, imprint Springer Verlag, Springer Nature ISBN 978-3-476-02486-2
Friedrich Hölderlin (1770-1843) Eine Pathographie ISBN 978-3-9818213-2-1
Karl May (1842-1912) ISBN 978-3-9818213-5-2
Letter to Japan Psychoanalytic Society
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