Dr.  Manfred  Krill  Verlag FÜR PSYCHOANALYSE

HAINERBERGWEG 53, D-61462 KÖNIGSTEIN IM TAUNUS

Telefon 06174-23660

Inh.: Dr. med. Manfred Krill

 

 

 

   

1.1 Lügen unsere Patienten?

Unsere doch nicht, oder? Lügen der Patienten werden aus Gründen der beiderseitigen Idealsierung der Psychotherapie / Psychoanalysen völlig ausgeblendet (verleugnet).

Wir müssen unsere Patienten schon deshalb idealisieren, weil wir sie sorgfältig ausgesucht haben und auf diese Auswahl mit Stolz zurückblicken.

 

Lügner wollten wir noch nie behandeln, sondern anständige Neurotiker, die so sind, wie wir uns sehen.

 

Lügen des Patienten sind aber ebenso wertvolles Erkenntnismaterial wie Wahrheiten oder „Wahrheiten“, die er mitteilt. Es handelt sich nicht um eine geringere Textqualität.

 

Der Patient lügt ja nicht zufällig. Er möchte beim Therapeuten einen guten Eindruck machen, damit sich dieser ihm zuwendet. Er hat sich längst, ehe wir dies bemerken, von dem, was innerlich im Therapeuten vorgeht, ein Bild gemacht. Er weiß genau, was dieser gern hört, und schenkt dies dem Therapeuten gerne.

 

Man einigt sich rasch. Man tritt gemeinsam in die Anfänge einer „story“ ein, mit der beide zufrieden sind. Mit weiteren biographischen Angaben wird dann diese „story“ verfestigt, und beide können mit kollusivem Stolz auf dieses Gemeinschaftswerk blicken.

 

Erst wenn sich der Patient das nötige Sicherheitsgefühl verschafft hat, kann er Wahrheiten, die für ihn selbst und für den Therapeuten unangenehm sind, preisgeben (Sampson 1982; Sampson/Weiss 1977; Sampson et al. 1977; Weiss et al. 1986). Zuvor ist er inerlich veranlasst, zu lügen, verbal und nonverbal.

Aus dieser Erkenntnis heraus werden übrigens in der Kriminaltechnik bewusst sehr persönliche Beziehungen zwischen dem Verdächtigen und dem Vernehmenden aufgebaut, mit dem - meist auch erreichten - Ziel, dem im Verdacht Stehenden die Zunge zu lösen („Beziehungsarbeit“, „Geständigkeit gegen Beziehung“, auch bei zuvor strikt unkooperativen Verdächtigen, sogar bei schwerster Gewaltkriminalität, Schröer 2007).

Dann muss er nicht mehr lügen, um „einen guten Eindruck“ zu machen, er kann die Wahrheit sagen.

 

Darüber hinaus muss sich der Patient evtl. mit Hilfe von Lügen überzeugen, dass er dem Therapeuten überlegen ist (Moser 1970), um sich so das nötige Sicherheitsgefühl zu verschaffen (zit.n. Krill 2008, 17-19, dort auch Näheres).

 

Die Verbalisierung der Beschwerden hängt sehr vom Reflexions- und Ausdrucksvermögen des Patienten und von der Zuwendung des Behandlers ab (Blankenburg 1971, 41 ff).

Natürlich hat besseres Reflexions- und Ausdrucksvermögen zur Folge, dass sich der Therapeut mehr mit ihm beschäftigt und die einzelnen Mitteilungen besser verstehen kann.

Was damit gesagt sein soll? Die einzelnen Faktoren wirken in einem unübersehbaren Ausmaß wieder auf andere ein, so auch auf den Therapeuten, und wieder zurück.

Zur endgültigen Vewertung müssen die Angaben verlässlich sein, d.h. unbeeinflusst von Angehörtem oder Angelesenem, besonders von Inhalten der Psychologie, der Psychoanalyse, der Soziologie, der Philosophie, der Medien.und erst recht von Einflüssen des Therapeuten.

 

Wenn man genau hinsieht, sind die Beschwerdeschilderung und die selbst gestellten Diagnosen der Patienten somit in den seltensten Fällen ohne weiteres verwertbar. Das ist schon deshalb zu erwarten, weil sich heute fast alle Patienten zuvor im Internet orientieren und ihnen Wörter wie „Panikattacken“, „rezidivierende Depression“, „rezidivierende depressive Episode“, „Borderline“ allzu flott von den Lippen gehen.

Wenn sie hingegen wüßten, um was es sich handelt, wäre es nicht besser, denn sie würden dann endlos intellektualisieren.

 

In vorauslaufendem Gehorsam sind sie auch mit der Person des Analytikers befasst, weil sie gelesen haben, dass sich in der Therapie alles um den Analytiker drehen soll. Sie möchten kräftig mitarbeiten, insbesondere die vom Therapeuten und seiner Gemeinde geforderte „Übertragung“ zeigen, um gefällig zu sein („complinace“) und einen therapeutischen Erfolg zu erzielen.

 

Oppostion zum Therapeuten oder dessen Ansichten glauben sie sich erst dann leisten zu können, wenn sie Vertrauen gewonnen haben.

 

 

                                        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

        

 

 

        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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