Gruppenanalyse
Neu
nach
der Abwehrtheorie
von
Manfred Krill
ISBN
978-3-9815177-6-7
Dr.
Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse
(ISBN 978-3-9815177)
D-61462 Königstein im Taunus
Inhaltsverzeichnis
Inhalt:
Deckblatt
Seite 1
Titel
Seite 2
Impressum
Seite 3
Inhaltsverzeichnis
Seite 4
Inhaltsverzeichnis,
Stichwortverzeichnis 4
Vorwort/Zusammenfassung
10
Gruppenanalyse
Neu (nach der Abwehrtheorie) 17
Fallbeispiel
17
Strukturmodell
Freuds vs. topographischem Modell 18
Komplexität
des Geschehens, Verlangsamung, Entscheidungstheorie 18
Gefühl
für Pathologie vs. Gesundheit, Verwirrung 19
Beschränkung
auf wenige Abwehrmechanismen, so Vermeidung 19
Foulkes
20
Idealisierende
Übertragung, unverdiente Autorität (unearned authority) 21
Symptomarbeit,
Kompromissarbeit 23
Autoritäres,
elternhaftes, suggestives Verhalten des Analytikers 24
Idealisierung:
Abwehr aggressiver Regungen 25
Gruppendiskussionen
eines Falles 25
Allgemeine
Unaufrichtigkeit 26
Aktiveres
Vorgehen des Analytikers 27
Berufskrankheit
„Intellektualisierung“ 28
Heiteres
Ratespiel unter Umgehung der Abwehr, unter Rückfall auf das
Topographische
Modell 29
Konzept
von Sampson & Weiss, Mount- Zion- Gruppe (1977, 1982) 26:
Großgruppe
29
„Autonome“,
„leiterlose“ (Schweiz) Gruppen 30
Auswirkung
für den Therapeuten persönlich durch Gruppenerfahrung 30
Langzeitwirkungen
31
Zwischenraum
(„space“ oder „shared spaces“), „intermediärer Raum“ 32
Keine
psychische Realität außerhalb einer Person 32
Begriff
der „Psychose“ 32
Fragwürdigkeit
des Begriffes „Regression“ 33
Bion
33
Großgruppe,
Gruppendruck 34
Ausbildungsveranstaltungen
34
Therapeutische
Gruppenanalyse 35
Stationäre
vs. ambulante Gruppe 35
Unspezifische
Effekte 35
Therapeutische
Effekte, Bewertungen 36
Bisheriges
Abwehrmuster 37
Aufgaben
des Therapeuten 37
Frühes
Ausscheiden eines Teilnehmers 37
„Kohäsive
Gruppe“ 38
Kulte,
Kultur oder Kulturen 39
Ausflüchte
(evasions, otgoworki) 39
Obstruktives
Verhalten 39
Gottesgleiche
Position 39
„Feedback“
40
Abwehr
da behandeln, wo sie auftaucht 40
Gegenübertragung,
Abwehr der Gegenübertragungen und der Übertragungen 41
Beispiel
aus eigener Praxis 42
Offenbarung
der Gegenübertragung 42
„Drittes
Ohr“ „Empathie-Athlet“.), brillant, virtuos ,künstlerisch,
„genial“ 43
„Risikobereitschaft“
44
„Zusammenarbeit“
44
Supervisionen
45
Ungelöschte,
aber entaktualisierte Konflikte 45
Therapeutisches
Überich 46
„Szenisches
Verstehen“ 46
„Embodiment“
47
„Rückschauen“,
Besinnungen auf „Halbzeiten“ „Unterbrechungen“, um
„Zusammenfassungen“
und „Prozesserklärungen“, „Prozesskommentare“47
Lehrer-Schülerverhältnis
48
Selbstinszenierung
des Therapeuten 48
Rückgriffe auf frühere Äußerungen 49
„Verträge“
mit einzelnen Mitgliedern“ während der Gruppentherapie 49
Infantilisierung,
Verniedlichung der Behandlungssituation, künstliche Harmonie 50
Übermaß
an Reflexion und Selbstreflexion 51
„Ermahnungen“,
Vorsatzbildungen, Appelle 51
Der
Begriff „Regression“ 52
Trauma,
innere Konflikte vs. Trauma vs. Biographie, „unified experience“
52
Mentalisierung
58
Mystische
Einheit zwischen Patient und Analytiker 59
hirnorganische
Beeinträchtigung
(Hirnorganisches Psychosyndrom) 61
Übertragung
und Gegenübertragung des
Patienten auf den Therapeuten
und
die Übertragung und Gegenübertragung des Therapeuten auf den Patienten 62
Erotische
Übertragungsphantasien 62
„Fluchtsitzungen“
(Gruppenflucht“) 63
„Reihum-Stellungnahmen“
63
Zu
„Selbstoffenbarungen“ zwingen, „Orgie“ der Selbstoffenbarung“ 64
Haften
am ersten Thema der jeweiligen Gruppensitzung 64
Übereinkunft
in der Gruppe, Neuankömmlinge nicht willkommen zu heißen 65
Eingefahrene
Gewohnheit, den Therapeuten gar nicht anzugreifen 65
Phobie
von Psychoanalytikern, sich wirklich mit den einzelnen Komponenten eines
inneren
Konflikts zu befassen 66
Gruppenleiter
nicht für Verbote oder Gebote zuständig 66
Empörte
67
Zuständigkeiten
68
„Aufbrecher“,
Handwerker, heiteres Ratespiel, Anglermentalität, Nussknacker 69
Warum
lügt ein Patient? 70
Unpünktlichkeit
71
Grüppchenbildungen
71
Was
mag es bedeuten, wenn ein Teilnehmer sich immer nur reaktiv, auf die
Äußerungen
Anderer hin, äußert, aber nie von sich aus etwas sagt? 71
Keine
Katharsis? 71
Herabsetzungen,
Lobpreisungen, Bemutterungen 71
Ständiges
Klagen 71
Immer
wieder Kindheitserinnerungen 71
Wer
jeden Tag einen Traum bringt. 71
Alle
sollten im Kreis sitzen? 71
Sexuelle
Abweichungen 72
„Vorbildfunktion
des Therapeuten“ 73
Haltung
der „Unberührbarkeit und Erhabenheit über alles“, aufgabenbezogene
Einstellung
73
„Selbstoffenbarung“
(„Transparenz des Therapeuten“) 74
„Benotungen“
der Gruppenarbeit 76
„Große“
Geheimnisse der Teilnehmer 76
Traumatisierung
76
Mitteilungszwang
77
Verbotene
Ausforschung 77
Missbrauchopfer;
sekundäre Traumatisierung 77
Pädophilie
77
Der
Geständige 80
Ein
Teilnehmer nimmt die ganze Zeit für sich in Anspruch 80
Idee
vom „Interpersonellen“ 81
Außenwelteinflüsse
82
Dysphorie
82
Gruppenkohäsion
(Zusammengehörigkeitsgefühl), Arbeitsbündnis 83
Abwehr
aggressiver Impulse.83
Mitfühlen
85
Beziehung
von Patient und Analytiker ein mächtiger therapeutischer Faktor 86
Verhaeghe
(2011):Instrumente, eine gute Beziehung herzustellen 86
Szenisches
Verstehen 87
Interpersonale
Interaktion 88
Tradierte
Verleugnung des Zeitablaufs 88
Unspezifische
Heilungsfaktoren 89
Negatives
Selbstbild selbst schon ein Symptom 90
Reifizierung
des Begriffes „interpersonell“ 90
„Korrigierenden
Erfahrung“ Franz Alexanders (1946) 93
Selbsteinschätzungen 94
Hoffnung,
Vertrauen 94
Ratschläge
der Teilnehmer untereinander 95
Geschwistersituation
97
Franz
Alexander (1946): eine korrigierende Position 99
Sampson
& Weiss, Mount-Zion-Gruppe , Sampson sowie Weiss 100
Reinszenierungen
(Franz Alexander, Argelander) 100
Bion:„Without
memory and desire“, warnt vor Konzentration auf
nichtanwesende-
Dritte 100
Neidische
Gegenübertragungen auf Eigenleistungen des Patienten 101
Herstellen
von Verbindungen zwischen Kindheitserlebnissen und aktuellen
Symptomen
102
ein
Therapeut, der sich die guten Erfolge seiner schlechten Therapie nicht erklären
kann
105
Soziale
Kompetenz (soziales Lernen) 106
„Acht
verschiedene Welten“? Nein 110
Befragung
des Patienten 112
Schwierige, wenn nicht unmögliche, Unterscheidbarkeit von Übertragung und
Gegenübertragung
auf beiden Seiten sowie die Abwehr von Übertragung und
Gegenübertragung
auf beiden Seiten.113
Unterwerfungshaltung
114
Verstummen
der Gruppe beim Eintritt des Therapeuten 115
Das
bloße Weitersprechen ist ebenfalls eine Abwehr 115
Sitzordnung
115
„Pokergesicht“
118
Fragen
nach meinen persönlichen Verhältnissen 119
Patienten
sind bei weitem nicht so neugierig auf den Therapeuten 119
Heftige
aggressive Regungen der ganzen Gruppe 119
Unterwerfungshaltung,
„Entschuldigungen“, Bedauern 120
Verwechslung
von Selbstauskünften mit persönlichem Engagement“ 122
Behandlungsvertrag
123
Beziehungsaspekt
123
Mit
den niedergelassenen Therapeuten der Patienten sprechen? 124
Anweisungen
ist ein elterlich-autoritäres, überichhaftes Gehabe gemein. 125
Direkte
Ratschläge 126
Das
Verbot von Freundschaften oder sexuellem Kontakt? 126
Gruppe
und Therapeuten als elterliche Aufpasser? 127
Nachteile
von Einschränkungen (Gängeln) 127
„Frühe
Abwehren“ , „frühe, archaische, primitive“ Abwehren
„Regression“ 129
Wurzelbehandlung
130
Fall:
der Mann, der Robin Hood mochte (Yalom 2013, 61 ff): 130
Fall:
„Diese verdammten Männer“ (dito,S.62ff): 131
Effektivität
132
Auswahl
der Patienten 132
offensichtlich
ungeeignete, logistische Schwierigkeiten), vor großen
Veränderungen,
Krisensituationen, Suizidalität mangelndem Kontaktwillen,
schwer
narzistische Persönlichkeiten 132
Der
Alleinunterhalter 133
Der
schweigende Patient: 134
Der
Langweiler 135
Der
jede Hilfe ablehnende Jammerer 136
Rest
von unklarer Indikation 138
Rollenheterogenität
140
„Evaluierung“
der Kandidaten 141
Ausgeglichenheit
in der Geschlechterverteilung, im Bildungsstand, Alter und
Kooperationswilligkeit 141
Fallbeispiel
142
Ausgeprägte
Angstneurosen (Angststörungen): grobe Fehldiagnosen 143
Respekt
vor der Unberechenbarkeit des Menschen, vor seinen geheimnisvollen
eigenen
Wegen, vor den harten, im Laufe eines ganzen Lebens erworbenen
Abwehren
,überraschenden Wandlungsmöglichkeiten 144
Therapieabbrecher
144
Ungünstige
Auswahl 144
Symbolisierungsstörungen
und Mentalisierungsstörungen (tatsächliche oder
vorgebliche),
Somatisierungsstörungen, Somatoforme Störungen,
hypochondrische
Entwicklungen 145
Schizophrene
Psychosen, - Gruppentherapie?
148
diagnostischen
Konzeptionen, keine neurotische Regressions- Erscheinung, strenge Kriterien,
Basisstadien Kompensationsversuche und des komplizierten psychischen Überbaus,
schizophrenes Residuum, „Pseudoneurotische Schizophrenie“,
pseudoneurotische Formen von autistischem Rückzug, „borderline“,
„blande Schizophrenie“, „Minussymptomatik“, Gefahr der Überstimulation,
Fluktuation, Erschwerte Selektion nach Bedeutung
Unterschied
zur Zwangsneurose 151
Gruppentherapie
symptomprovozierend 151
Ermüdungskurve
152
Schizophrene
Vorpostensyndrome und Prodrome 152
Schizophrene
Kleist- Leonhardsche Emotionspsychosen 152
Prä
- oder postpsychotische Defizienzsyndrome 153
Unbestimmtheit
beliebiger Minimalanlässe zur Auslösung eines Schubs 153
Gefahr
der „Bahnung“ 153
Streng
themenzentr., aufgabenzentrierte Gruppentherapie mit Rollenspielen 153
Einübung
der automatisierten Abläufe 154
Altersverteilung
der Schizophrenie 154
Im
Alter wieder mehr Gefühlszuwendung erträglich154
Soziale
Anregung zur Minderung der sek. Behinderungen, niederfrequent 154
Dissimulation
154
Sozial
unauffällig leben und evtl. wieder einen Beruf ausüben 154
Unterschichtpatienten
154
Ideologische
Gruppen 155
Bare
Unkenntnis 155
Ziele
wie Selbständigkeit, Wiedererlernen automatisierter Abläufe, geordnetes
Verhalten
155
Körpernahe
Qualität, Körpererlebnisse 155
Realitätsangepasstheit,
Verstecken der schizophrenen Psychose 155.
Missverhältnis
zwischen Anspruch und tatsächlichem Leistenkönnen 155
Größe
der Gruppe Seite
155
Unerwünschte
Untergruppen („Klübchen“) 156
Kurz-Gruppenanalyse
von 20 Sitzungen zu je 90-100 Min. Seite 156
Die
Strapazen einer Marathongruppe mit ihren haltlosen Versprechungen und
ihren
Erschöpfungszuständen 156
Evaluation,
unzuverlässige Selbstbeurteilungen der Patienten, Idealisierung 157
Die
eigentliche Leistung von jedem Gruppenmitglied erst noch zu erbringen, im
Alltagsleben
verwirklichen 158
Übliche
Idealisierung einer Psychotherapie, auch der Gruppenanalyse 158
Kein
diffuses Analysieren, ohne umrissenes Ziel, ohne klar definierte Methode 159
Zurücktreten
von Biographie, Traumen , Bindungsstile, Diagnosen nach ICD-10,
von
Einteilung in präödipale / ödipale Störungen und die Krankheitsanamnese
Auf
die Gruppentherapie vorbereiten? 159
Verhinderung
einer Partnerschaft , vor allem von Nachwuchs oberstes Ziel? 161
Beendigung
der Gruppenanalyse, Abwehranalyse 164
Glückliche
Nebeneffekte 165
Trauer
165
Negative
Therapeutische Reaktion (NTR) 167
Eigenarbeit
167
Schäden
168
Zusammenfassung
169
Literatur
170
Buchrückseite
174
Allgemeine
Gesichtspunkte / Kontroversen in der heutigen Psychoanalyse /
Intellektualisierungen /Ausbildungs- und Prüfungssituationen /
Falldiskussionen in Gruppen von Analytikern / Institutionalisierte
Konsensfallen 2014 / Institutionalisierte Ablenkungen
von der analytischen Stunde
Auch
am Beispiel der Gruppenanalyse lässt sich die Leistungsfähigkeit der
Mainstream-Analyse, der Klassischen Kompromisstheorie, erkennen.
Abwehranalyse kann hier auf die immer schwer zu verstehende Gruppenanalyse
mit Erfolg angewandt werden, und sie kann selbst so einen neuen Schub
erfahren und so ihrem momentanen Aufmerksamkeitstief entkommen, das bereits
das Ausmaß eines informellen Banns angenommen hat. Eine darauf beruhende
Gruppenanalyse kann mit Recht als neu bezeichnet werden, denn hier wird
erstmals die Abwehrlehre, ungeachtet ihres ehrwürdigen Alters
(Strukturtheorie Freuds), konsequent und durchgehend erstmals auf die
Gruppenanalyse angewandt.
Zugleich
handelt es sich bei der Abwehrtheorie um eine gleichsam fundamentalistische
Wendung zurück zu der ursprünglichen psychoanalytischen Idee des späteren
Freud und seiner Tochter Anna Freud (1936: „ Das Ich und die
Abwehrmechanismen“). und noch weiter zurück. Denn von Anfang an war
Psychoanalyse eine Konfliktpsychologie, und dies ist sie jetzt wieder, etwa
im Ggs. zum Kohutismus, zur Mentalisierungstheorie und den vielfältigen
Versuchen der Politisierung. Abwehrtheorie, Kompromisstheorie ist eine
Wiederentdeckung. Zwei Faktoren sind und bleiben darin einander
entgegengesetzt.
Auf
den ersten Blick wirkt Abwehrtheorie antiindividualistisch, da nur eine
begrenzte Zahl von Abwehrmechanismen zu beachten ist, von denen zudem nur
die Vermeidung und die Intellektualisierung besonders häufig sind, während
andere doch sehr zurücktreten. Aber was abgewehrt wird, - dafür lässt die
Kompromisstheorie mehr offen als alle andere analytische Behandlungstheorien
Das gesamte Spektrum von präödipalen, ödipalen und postödipalen Wünschen,
darunter vor allem auch aggressive, Ängsten und Scham -und Schuldgefühlen
bleibt offen.
In
gewisser Hinsicht erscheint Abwehrtheorie auch entwicklungsfremd, sie mag
sogar versteinert aussehen („Petrefakt“). Sie ist aber bei allem
Traditionalismus in der Bearbeitung von inneren Konflikten pragmatisch
ausgerichtet und äußerst beweglich, und sie kann gute und vor allem
zugleich rasche Erfolge vorweisen. Sie kann dadurch mit der VT nicht nur
mithalten, sondern die VT durch ein umfassendes Verständnis der
zugrundeliegenden inneren Konflikte auch im Ergebnis schlagen (Krill 2008:
„Klassische Psychoanalytische Kompromisstheorie).
Abwehrorientierte
Psychoanalysen sind wegen ihrer Konzentration auf den inneren unbewussten
Konflikt außerordentlich erfolgreich. Zum Glück bin ich nicht der letzte
Überlebende der Abwehrtheorie.
Es ist verwunderlich,
dass sich niemand beschwert, dass die Abwehrlehre des späten Freud und
seiner Tochter Anna Freud z. Z. teilweise ungenutzt für Theorie und Praxis
der Psychoanalyse brachliegt. Die Aufmerksamkeit im Tagesgeschäft ist auf
Anderes gerichtet: „Mentalisierung“, „Trauma“,
„Embodiment“, „Eröffnen eines Übergangraumes (Winnicott
1953), auf „intermediären Raum“, „analytischen Raum zwischen
Patient und Psychoanalytiker“ (ein äußerst vager, dubioser Ort, i. Ggs. zu Gefühlen wie Herzsensation, Magen- Darm
Empfindungen, Kopfschmerzen, Benommenheit im Kopf, Schwindel im Kopf,
Mattigkeit und Erschöpfungsgefühl im Kopf (hierzu die Redewendung: „Ich
habe heute einen falschen Kopf“, mündlich von Rolf Klüwer 1977),
- denn es geht nicht um „Räume zwischen Personen“, sondern um das
psychische Innenleben, also die inneren Räume mit deren Psychodynamik, und in irgendwelchen Räumen zwischen
Personen hat die Psyche nicht zu suchen und nichts verloren.), ähnlich diffus „Intersubjektivität“,
„Das Unbewusste“, „Unbewusste Phantasie“. „Präsenz,
implizite Beziehungen, Performativität“, („Emotionales Material taucht auf eine besondere Weise
auf, sehr präsent, ohne Sprache, flüchtig wie Musik...eine spontane Performance. (nach er Sprechakttheorie eine ausgeführte oder
konkretisierte Sprachhandlung mit deren Auswirkungen, - wobei aber gern übersehen
wird, dass Psychoanalyse keineswegs nur aus Sprechen besteht und Sprechen überdies
bereits der Abwehr, also dem inneren Konflikt, unterliegt, das Gesprochene
also bereits einen Kompromiss darstellt. Dies übersieht man geflissentlich
vor lauter Begeisterung für diesen Begriff. Man will einfach das Konzepts
des inneren Konflikts und seiner Komponenten, insbesondere nicht mehr die
Abwehr, im Spiel haben.),.unbewusste, handlungs- und körpernahe
Erfahrungen, die in der Analyse Raum bekommen wollen, sonst entstehen
unaufgelöste enactments, Handlungsdialoge, Inszenierungen, verwickelte
Beziehungsverflechtungen, Transformationsblockaden“ (als ob diese einer solchen Bedingung bedürften, sonst
also nicht aufträten! Nur zu gern wird übersehen, dass solche unausweichlich sind, wenn der innere Konflikt umgangen wird.
Es
handelt sich hier weniger um wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse als um soziale,
personenbetonte Vernetzungen innerhalb der Psychoanalyse und gesuchten
Anleihen aus anderen Fachgebieten als Ausweichmanöver vor den schwierigen
therapeutischen Aufgaben. Das argumentative, kliniknahe, fallbezogene
Handwerk ist dabei verlorengegangen, zugunsten von begrifflichen
Verstiegenheiten, mitsamt der Neigung zu Substantivierungen mit absichtlich
unbestimmter Bedeutung (Intransparenz, allgemeine, anonyme Prozesse anstelle
spezifischer innerseelischer Abläufe, so regulation,
Regulierung von Affekten), die ersichtlich von einzelnen inneren
Vorgängen und von allem Persönlichem absehen und die Autonomie des
Einzelnen angreifen wollen. Dies ist einstweilen roh gedacht und bedarf der
weiteren Ausführung.
Nur aus Gründen der
Bekräftigung wird angekündigt, was alles passieren wird, wenn man diese – angeblichen oder tatsächlichen - Phänomene
nicht in der Psychoanalyse berücksichtigt, - „ wehe, wehe, wehe, wenn ich
auf das Ende sehe“ (W. Busch in Max und Moritz). Drohungen weisen immer
auf eine Argumentationsschwäche hin.
Speziell zu „inneren Räumen“: Ein
Hauptaugenmerk der heutigen analytischen
Tätigkeit
scheint auf der Aufgabe zu liegen, die inneren Räume des Patienten zu öffnen
und durch den Patienten betreten zu lassen. Die Übertragung muss, so die
Meinung, in eine andere Person eingehen, um sich entwickeln zu können (Bürgin,
mündliche Mitteilung, Klinisches Forum im FPI, Frankfurt, 25.4.15), und
daraufhin muss sich etwas entwickeln, was im Einzelnen schwer voraussehbar
ist. Jedenfalls kommt es zu einem lebhaften Hin und Her, zu einem intensiven
Austausch von Gefühlen, Gedanken, Bildern und gewiss
noch Sonstigem in beiden Teilnehmern, dies sowohl verbal wie nonverbal. Aber
was man dazu nicht gebrauchen kann, lässt man einfach aus. Dass wir die Aufgabe haben, innere Konflikte zu lösen, und
jeder Einzelfall auf das Vorliegen eines inneren, unbewussten
Konflikts sorgfältig geprüft werden muss, aber die Worte Konflikt und Abwehr in
Diskussionen nicht mehr vorkommen, fällt nicht einmal
auf, und der Hinweis darauf ist sogar nicht sonderlich erwünscht, - so weit
ist man abgekommen von Psychoanalyse, die doch in ihrem Wesen eine
Konfliktlehre ist, auch, sogar besonders bei vorbestehenden psychischen Defekten und
Traumatisierungen, naturgemäß sogar gerade dort.
Wenn dann gesagt wird,
diese Begriffe seien selbstverständlich und deshalb seien sie nicht mehr
erwähnt worden, erscheint dies recht bedenklich. Für alles Andere war viel,
viel Zeit, nur von Konflikten will man nichts mehr hören. Implizit wird so die Meinung vertreten, Konflikte benötige
man nicht mehr, um sie in Augenschein zu nehmen und sie aufzulösen. Zur
Therapie genüge Einfühlung und Verbalisierung des Eingefühlten.
Es handelt sich um
einen phobischen Neglect, der nicht auffällt,
weil ihn inzwischen fast alle betreiben und man sich in fröhlicher
compliance weiß. Hier ist Abwehr durch Selbstidealisierung, Verleugnung und Negation am Werke. Was wird abgewehrt? Die Angst,
die Geborgenheit in einer gewachsenen Gemeinschaft einzubüßen. Psychoanalyse heute ist auf dem Wege zu einem bedeutenden
Wahrnehmungsdefizit.
Hier wird durchaus das
Alltagsleben abgebildet und wiederholt, wenn auch Intensivierung angestrebt,
denn zweifellos haben das Kind und der Erwachsene auch
ohne Analytiker genügend Gelegenheit, diesen Austausch zu erreichen und zu vertiefen, so mit Nachbarn und Verwandten, besonders
aber auch mit anderen Erwachsenen und mit Kindern, wie die Arbeiten von Anna
Freud mit Kindern, die das Konzentrationslager überlebt hatten, zeigen. Sie
hatten intensive Kontakte untereinander im Lager gehabt und sich normal
entwickeln können..
Dies erklärt auch die hohe
Zahl von Selbstheilungen von Traumatisierten überhaupt und
auch der völlig normalen Entwicklung in einer sterilen Glaskugel, heute sterilem Plastikzelt, anlässlich eines angeborenen
Immundefekts, mit intakter Ichorganisation und intakten Objektbeziehungen, die erstaunlichen Selbstheilungen, die hohe Resilienz
bei Traumatisierungen, das Ausbleiben einer größeren Häufigkeit an
psychischen Erkrankungen, was schon
für schizophrene Erkrankungen in den sechziger Jahren von Zerbin-Rüdin nachgewiesen worden war, - es blieb bei 1
% Schizophrene wie in der allgemeinen Bevölkerung, Verf.), die sich außerhalb
der Therapie vollziehenden Potentialentfaltungen (Tilo Held: Child survivors
der nationalsozialistischen Verfolgung, in Psyche 8, 68. Jhg., 2014,
681-703).
Infolge
unserer „Pathologiefixiertheit“ (dito, S 687) wird die Spontanentwicklung nicht gewürdigt.
Entscheidender ist
noch, dass dem Patienten, ob Kind oder Erwachsenem, in aller Regel ein riesiger
innerer Raum, das psychische Innenleben, zur Verfügung steht, mit unzähligen Repräsentanzen von anderen
realen oder phantasierten Personen, die mindestens ebenso
vielfältig antworten und in Beziehung mit dem Ich, aber auch untereinander
stehen. Dieser „innere Chatraum“ (Verf. hier, - diese Bildhaftigkeit scheint hier durchaus
angebracht) ist Tag und Nacht in Betrieb, und zwar, wie man auch von
physiologischer Seite heute weiß, in höchster Aktivität, mit keineswegs
weniger Emotionen, während der Analytiker nur einige Stunden pro Woche,
wenn auch wahrscheinlich oder gewiss intensiver, zur Verfügung steht.
Hier werden erneut die ungeheure Vielfalt und Potenz der Innenwelt des Patienten unterschätzt bzw. gar nicht ernstgenommen.
Es mag
sein, dass es Patienten gibt, die unfähig sind, sich selbst solche inneren
Räume zu erschließen. Dann heißt es gerne: „Das kann das Kind nicht
allein, das kann der Erwachsene nicht allein, - da müssen wir helfen, da müssen
wir die Patienten erst hinführen, ihm die inneren Räume erschließen oder
erst in ihm entstehen lassen“.
Zu
bestreiten ist aber,
dass niedergelassene Psychoanalytiker solche Patienten haben, - weil sie diese gar nicht annehmen. In Kliniken ist es
wohl anders. Hier ist langdauernde Kontakte zu anderen Patienten und zu dem
behandelnden Personal eine Mentalisierung möglich.
Die analytische Praxis
sieht in Verfolgung des Ziels, innere Räume zu „erschließen“, aber so
aus, dass eine Unmenge flink hin – und hergehender Phantasien, sich teils unmittelbar auf die Behandlungsituation, teils
auf die tatsächliche oder vermeintliche Vergangenheit beziehend, und immer
unter Nutzung von Empathie, die Stunden und die Berichte über diese Stunden
füllt.
Fragen nach Bewertung
des flinken Hin und Her, insbesondere nach psychopathologischer Bewertung im
Vergleich zu – anderen -Normalvorgängen, werden nicht
mehr gestellt. Man ist mit den eigenen Einfällen voll beschäftigt, als ob
damit bereits irgendein Therapieziel erreicht wäre. Man kann hier den
Eindruck einer institutionell
getragenen Selbstverliebtheit in den eigenen Einfallsreichtum und den von
nahe stehenden Kollegen und den um diesen kreisenden Wetteifer haben. Die Fertigkeiten der Analytiker, eigene Einfälle zu formulieren und
miteinander sowie mit Anderem und mit den Einfällen Anderer, die in Hülle
und Fülle aufkommen, zu verknüpfen und mit solchen zu konkurrieren, sind
infolge jahrelangen Trainings enorm, täuschen aber darüber hinweg, dass sie
den Charakter von Selbstzweck angenommen haben und
der Gesamtzusammenhang, namentlich die klinische Bedeutung der beiderseitigen und allseitigen Einfälle und Antworten,
außer Sicht gerät und, was bedenklicher ist,
auch nicht Versuch erkennbar ist, dieser Bedeutung nachzugehen.
Elegant gekonntes Zwitschern (man kann sich wie im Zoo fühlen) wird
mit Therapie verwechselt. Die
Methode hat sich verselbständigt und hat sich an die Stelle einer
Behandlung gesetzt. Der Therapieauftrag ist vor lauter
Begeisterung für den Einfallsreichtum vergessen. Eine Analyse ist kein
Konzert. Wir sind nur für Behandlung zuständig, für Anderes haben wir
keinen Auftrag. So sind wir auch – entgegen gewissen tradierten Größenwünschen
– nicht dafür zuständig, „den ganzen Menschen oder dessen
„Innerstes“ zu verstehen“. Dies sind Ansprüche, die nur bei Überheblichkeit
denkbar sind. Dies können vielleicht Pfarrer, Philosophen, Nachbarn besser
erfüllen. Psychotherapie / Psychoanalyse ist nicht für alles Menschliche
zuständig, sondern ausschließlich für die Psychopathologie eines
Menschen. Wir sind keine „Psychiker“, sondern Therapeuten, also
Krankenbehandler. Eine analytische Therapie kann schon gar nicht darin
bestehen, dass sich die Therapeuten nur noch mit ihrem Einfallsreichtum
beschäftigen.
In neuerer Tradition wird
aber darauf vertraut, dass es der Austausch schon genügend richten wird.
Da muss die Frage
aufkommen, ob dies, also ohne Eingehen auf Abwehr oder überhaupt einen
inneren unbewussten Konflikt, schon ausreicht, eine Besserung des klinischen
Zustandes, die über spontane Besserung, z.B. im intensiven täglichen Spiel mit
anderen Kindern, hinausgeht, zu erreichen. Psychoanalyse
steht auch hier im Wettbewerb mit der alltäglichen Spontanbesserung.
Die o.a. und andere Begriffe entwickeln
sich immer weiter, heiraten untereinander und zeugen Kinder, aber eine
praktische Anwendung ist nicht erkennbar oder doch erheblich zurückgeblieben,
bleibt kleinlaut. Es handelt sich um einen Anspruch mit langen Armen, aber
lahmen Fingern. Demgemäß verdankt sich der augenblickliche
Siegeszug dieser Begriffe nicht sachlichen Erwägungen,
sondern deren mitreißender Aura des Neuen und Sensationellen.
Die
Arbeit an den Begriffen ist heftig und weit ausgreifend, die am Patienten
ist nicht mehr gefragt und jedenfalls nicht mehr erkennbar, letztlich auch
nicht mehr beabsichtigt.
Grundbass dieser Anleihen
mit ihren Selbstetikettierungen dürfte die
Angst sein, in der Gesellschaft den Anschluss zu verlieren, verbunden mit dem Wunsch, auch mal wieder ein Ordinariat
besetzen zu können, - ohne dass immer schon geklärt wäre, was es mit
diesen Begriffen auf sich hat und was sie mit der Psychoanalyse verbinden
soll. Die Begriffe haben sich selbständig gemacht, sie eilen schneller
weiter, als man ihnen folgen kann, und sie verknüpfen sich auch gern mit
anderen Begriffen, gründen Familien und zeugen Kinder. Mit ihnen zu
jonglieren ist die Lust der Intellektualisierenden.
Es muss die Frage
entstehen, ob Fächer wie Philosophie, akademische Psychologie.
Linguistik, Soziologie (es gibt außerdem noch
keine Soziologie der Psychoanalyse, i. Ggs. etwa zu Religionssoziologie,
Militärsoziologie) wirklich ein gleiches Recht auf Repräsentation in der Psychoanalyse haben wie die Psychoanalyse selbst.
Ein wichtiges Argument dagegen kann sein, dass deren Vertreter nie einen
Patienten von außen, erst recht nicht von innen, geschweige denn einen
inneren Konflikt gesehen haben und somit nicht zuständig sein können.
Niemand kann oder will ihnen den Mund verbieten, aber es besteht auch ein
legitimes Interesse an einer gewissen Homogenität und an einer persönlichen
Qualifikation.
In der
Praxis führt dies dass, dass zwar jeder mitreden kann, aber nicht die
gleiche Chance hat, sich durchzusetzen, sondern nur der, welcher Erfahrungen
mit Patienten hat und eine eigene Lehranalyse sowie die Teilnahme an
psychoanalytischen Curricula vorweisen kann.
Die Nichtzugehörigen werden also durch
den Prozess der Ausbildung ferngehalten, sodass man
wenigstens einigermaßen unter sich bleibt, zumal der Gegner einen Gegenpol
bilden und so den Zusammenhalt der Gruppe der Psychoanalytiker dadurch sogar
noch fördern kann.
Längerfristig gesehen
ist aber bereits eine Unterminierung dieser Gruppe im Gange, die man als
„biologische Unterwanderung“ (Verf. 2014, hier) bezeichnen könnte. Es
gibt immer
weniger Ärzte, besonders auch Psychiater unter den
Psychoanalytikern, aber umso mehr Psychologen, auch vereinzelt bereits
Theologen, Historiker, Soziologen, Philosophen, die u.a. fleißig über
Psychosen schreiben, aber nie eine im floriden Stadium gesehen haben, und
die aus Berufen stammen, die nicht primär Diagnostik und Behandlung von
psychischen Erkrankungen zum Ausbildungsziel haben.
Hierdurch
sind fremde Fächer in das System eingedrungen und höhlen es von innen aus.
Aus dem Außenfeind ist ein Innenfeind geworden und macht sich dort
zunehmend breit, nimmt eine Führungsrolle in Anspruch.
Immerhin
kann man auch die Meinung vertreten, dass die Psychoanalyse gerade wegen
ihrer Abgeschlossenheit und ihrer Neigung zur Abgeschlossenheit
interdisziplinären Austausch benötigt. Aber
für die therapeutische Arbeit ist kein Nutzen denkbar. Es bleibt bei
Intellektualisierungen zur Abwehr der Angst vor der psychoanalytischen
Aufgabe. Wer dies nicht glaubt, muss andere Motive suchen
und vorzeigen.
Die inneranalytischen Verschiedenheiten
und Streitigkeiten (so Kleinianismus, Kohutismus,
Kernbergerismus, „Traumatheorien“ vs. Abwehrtheorie) sind
aber weit bedeutender als diejenigen mit anderen Disziplinen.
Insofern relativiert sich die Bedeutung des interdisziplinären Dialogs
noch einmal. Allerdings kann durchaus der Eindruck
entstehen, dass analytische Richtungen, die sich innerhalb der Psychoanalyse
nicht so recht durchsetzen können, nur zu gerne Halt und Unterstützung bei
anderen Disziplinen suchen, sozusagen fremdgehen
oder einheiraten, um sich aufzuwerten.
Hierzu ein Hinweis auf
eine Entwicklung außerhalb der Psychoanalyse. Unter den Polizeiärzten findet sich kein einziger
Psychiater mehr, in der Aus- und Fortbildung von Piloten sind an keiner
Stelle Psychiater eingebunden, sondern ausschließlich Psychologen. Der
Psychiater ist aber der einzige, der von seiner Ausbildung her einen
psychopathologischen Befund erheben und eine psychiatrische Diagnose, etwa
über das Vorliegen einer depressiven, einer schizophrenen oder einer
hirnorganischen Psychose, oder einer Persönlichkeitsstörung, erstellen
kann. Psychologen hingegen sind von ihrer Ausbildung her geeignet, die
Leistungsfähigkeit zu messen, - ungeachtet, dass sie auch mit einer
Zusatzausbildung zum Psychotherapeuten/ Psychoanalytiker ebenso gute
Therapeuten sein können und sind. Psychologen waren einst nur schwache
Konkurrenten der Psychiater und der ärztlichen Psychotherapeuten, aber nun
es gibt in diesen (und anderen) Gebieten keine Psychiater mehr und immer
weniger Ärzte mit deren größeren Erfahrung und Vertrautheit mit dem Körper.
Es fand ein kompletter Austausch statt.
Dann
haben wir auch das Phänomen der Feminisierung der Psychoanalyse, auch diese
einhergehend mit einer Psychologisierung des Fachs. Es wäre naiv,
anzunehmen, dass dies keine Folgen hätte. Einseitige Entwicklungen der
Psychoanalyse wie Installierung einer Bemutterungstendenz, eines „race
back“ (Shapiro 1981) zu immer früheren Entwicklungsstadien, eine
einseitige Betonung des Wertes der Empathie und der Ausarbeitungen von Gefühlen
und Gedanken durch die Analytikerin (statt durch den Patienten selbst), und
einer allzu harmonischen Konsensgesellschaft innerhalb der Psychoanalyse,
(„Soft-Analytiker“, Verf. 2014 hier), eine stärkere Empfindlichkeit in
deren Gegenübertragung und eine eigene, nämlich moralisierende Übertragung
auf den Patienten bei bestimmten Themen wie Prostitution, außereheliche Betätigungen
mit der Tendenz zu Empörung („oh Gott, der geht zu Prostituierten und
sagt seiner Frau nichts davon,- was ist das für ein Mensch? „Persönlichkeitsspaltung“.
Ach, er erzählt es seiner Frau, und diese ist damit einverstanden?
Ebenfalls Persönlichkeitsspaltung“.). Auch das Sprichwort „Dem Mann
einmal den Kopf waschen“ sagt wohl einiges aus, vielleicht ist damit Hirnwäsche
angedeutet. Den analogen umgekehrten Spruch gibt es nicht. Auf Prostitution
sind Frauen traditionell sowie aus „guten Gründen“ (zu deren Erraten
man kein Analytiker sein muss) schlecht zu sprechen. Wie früher an der
Homosexualität, hat auch hier zur Verdeckung der bloß moralischen
Verurteilung ein möglichst heftiges pathologisches Vokabular die Oberhand
erlangt. Man diagnostiziert Krankheit, um nicht beim Moralisieren ertappt zu
werden.
Indes
wird bei Themen wie Homosexualität und 25 „alternativen Sexualitäten“
mit deren 183 Professorenstellen in Deutschland Toleranz zum Ausdruck
gebracht. Auch eine zunehmende Körperferne (die dann wieder mühsam
eingeholt werden soll mit Konzepten wie „Embodiment“) mag Folge davon
sein, wenn sie auch gewiss nicht die einzige Ursache dafür ist. Solche Übertragungen
müssen analysiert werden, sodass sie nicht mehr die Analyse des Patienten
stören können, andernfalls handelt es sich um eine unerkannte
Selbstdequalifizierung. In einem Fall war die Übertragung der Therapeutin
offensichtlich (schon am abfälligen Gesichtsausdruck und Ton unübersehbar),
aber hier hatte der Patient die Therapie jahrelang trotzdem durchgehalten,
bis ihm nach seinen Worten „die ständige Verurteilung“ doch
„zuviel“ wurde. Warum hatte er übrigens diese Analyse so lange
fortgesetzt und eine Analytikerin ausgewählt? Weil er von seiner Mutter,
wohl einer schwer narzisstischen Persönlichkeit, bereits als Kind
niedergemacht worden war. Im Wiederholungszwang hatte er auch hier wie in
der Kindheit über „Unartigkeiten“ jetzt Bordellbesuche, berichtet, um
erleben zu können, dass er diesmal nicht von einer Frau gestört werden,
sondern sich behaupten würde, - also die Angst vor der Mutter noch einmal
wiederholen, aber mit diesmal besserem Ausgang, was ja der Sinn des
Wiederholungszwanges ist.
Gerade
Psychotherapeuten, von denen sich der Patient bedroht fühlen muss, werden
von ihm bisweilen deshalb ausgewählt, - ein Gesichtspunkt, der bisher in
der Literatur m.W. überhaupt nicht berücksichtigt worden ist (Wahl des
Analytikers als einer bedrohlichen Figur durch den Patienten).
Zu „Intersubjektivität: „Zwei Subjekte, zwei Personen begegnen sich existentiell
und authentisch und erschaffen (das Wort „schaffen“ würde es hier auch
tun statt des religiös angehauchten, in Richtung Großartigkeit gehenden
Wortes „erschaffen“) im Hier und jetzt einen Erlebnisraum (ein sehr fragwürdiger
Platz) mit Inszenierungen, Szenen,
Handlungsdialogen, Verwicklungen, Konflikten sowie Konfliktlösungen.
..“.(Markert 2012, 172).
Dabei
darf aber nicht vergessen werden, dass sich diese Erlebnisräume selbstverständlich
nur in den beteiligten Personen selbst befinden, nicht in der Luft
dazwischen. Die Grenze zur unzulässigen Reifizierung des Begriffs
„Raum“ ist nicht immer deutlich genug gezogen. Es gibt auch keinen
„gemeinsamen Erlebnisraum“. Jeder hat seinen inneren Raum in sich. Die
Vorstellungen haben gewiss oft die gleichen Inhalte und sind insofern beiden
gemeinsam, aber diese liegen nicht in einem Raum beieinander, sondern in
zwei Räumen. Wenn der eine stirbt, ist nur noch ein (!) innerer Raum da.
Dass die Teilnehmer oft das Gefühl haben, sich in einem Raum miteinander zu
bewegen und in diesem die gleichen oder ähnlichen Gefühle, Erinnerungen,
Vorstellungen und Abwehren zu haben, bleibt davon unberührt.
Reifizierung
ist aber eine Gefahr, weil der Eindruck entstehen kann, als handele es sich
um ein eigenes Wesen „Raum“, das selbständig, in diesem Fall unabhängig
von den beiden Personen oder den Gruppenteilnehmern, zu handeln, zu fühlen“
vermöchte. Solche Verdinglichungen würden vom Patienten wegführen und tun
dies auch bereits in vielen Diskussionen, und darin liegt der Schaden
zuungunsten des Patienten. Hier kommt wieder die unsägliche
Intellektualisierungstendenz der Psychoanalyse als Berufskrankheit zu ihrem
Unrecht. Denn mit einem solchen Konzept
ist weder der Analytiker noch sein Patient aktiv, sondern nur der
„intermediäre Raum“. So werden auch Schuld- und Schamgefühle einfach unter
den Teppich gekehrt statt näher auf ihren Ursprung und auf deren Abwehr
analysiert.
Eine solche Reifizierung
bringt die Gefahr mit sich, sich vorsorglich, schon vom Konzept her, aus der
Verantwortung zu stehlen.
Sprachanalytisch
handelt es sich um eine oft gedankenlose Neigung zu inhaltslosen
Substantivierungen, die einfach „drauflosverwendet“ (Ernst Tugendhat)
werden, und die sich
dann
mit anderen Begriffen verzahnen lassen und nicht mehr zu beseitigen sind.
Mit den so entstandenen Begriffen wird herumgespielt, als ob es sich hierbei
um eigene Wesen handelte. Die Begriffe haben sich, wie gesagt, verselbständigt.
Auch
Soziologie kann für Psychoanalyse
nicht zuständig sein. So ist nicht einzusehen, weshalb sich ein
Analytiker bei seinen Behandlungen um die „doppelte Kontingenz“, um
Handlungsanalyse und Anweisungen, wie sich der Patient nun besser in die
Gesellschaft einbringen kann, kümmern sollte. Nur seine inneren Hindernisse
sollten beseitigt werden (Freud).
Damit
ist genug getan. Dann soll er sehen, wie er zurechtkommt. Wir sind nicht
seine Mutter, die ihn an die Hand nehmen soll.
Solche
Analytiker haben einfach kein Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Patienten,
und sie wollen auch kein Vertrauen haben, denn sie wollen sie klein halten,
als Patienten und sich entsprechend großartig, als ewige Eltern darstellen
und sich in dieser Rolle vergnügen, die Patienten als angeblich regressiv-
neurotisch, was sie nicht sind, sehen und darin festhalten. Ich habe größtes
Vertrauen in die Fähigkeiten der
Patienten, in sich selbst hineinzusehen, dann sich selbst
zurechtzufinden, wenn der innere Konflikt gelöst oder gemildert ist. Ich
habe keine Elternfunktion, ich bin nur ein Handwerker (GRAY, craftsman). Ein
Analytiker sollte auch nicht so „unerbittlich lieb und verständnisvoll“
sein, sondern will den Patienten darauf hinweisen, dass er selbst in sich
hineinsehen kann. Nur was er selbst
entdeckt und selbst fühlt, ist von Wert. Was Du ererbst, erwirb es neu,
heißt es nicht umsonst.
Wenn
ich ihm etwas von seinen Wünschen, Ängste usw. deute, ist es wertlos, -
denn dann nickt er das gehorsam ab (Compliance), aber dies ist ohne jeden
Wert, weil er es nicht selbst erworben hat. Damit unterscheide ich mich vom
heutigen Umgang der Analytiker mit Patienten.
Viele
Analytiker wollen dem Patienten ständig vorkauen, was er früher oder jetzt
erlebt, empfunden, gedacht hat. Darauf sollte er nach meinem Konzept selbst
kommen. Stattdessen will man den
Patienten klein halten, zu einem angeblichen Kind machen, zu dem er
regrediert (veraltetes Regressionskonzept, s. Renik, Schlierf Krill) sein
soll, um dann umständlich über seine „Übertragungsneurose“ und unter
Beachtung der Gegenübertragung (wenn man diese denn hätte), also eine künstliche
Erkrankung, seine angeblichen oder tatsächlichen frühkindlichen und kindlichen
inneren Konflikte wie einen alten Pullover „aufarbeiten“ zu können.
Bereits
von juvenilen, geschweige denn erwachsenen Konflikten ist weit weniger die
Rede,
obwohl die akuten Neurosen („Störungen“) gerade um diese kreisen und
von diesen ausgelöst werden.
Man
wünscht einen hilflosen, infantilen Patienten,
damit man sich als Therapeut, als Klinik, in der Position des überlegenen,
erwachsenen Helfers mit einer gewaltigen Ausbildung im Rücken sehen kann. Einen
erwachsenen Patienten kann man dazu nicht gebrauchen.
Und
wenn der Patient glaubt, und er glaubt es so gut wie immer, dass es ihm
vermehrte Zuwendung einbringt, macht er dieses üble Spiel kollusiv nur zu
gerne mit. Er nimmt hier die Vorteile der taktischen, vorgespielten und
geforderten Unreife wahr. Draußen aber soll er sich gleichzeitig als
Erwachsener verhalten.
Hingegen ist der
Patient wieder deutlicher im Spiel im Konzept des „Implicit
relational knowing and moments of meeting“ (Boston Change
Process Study Group 2010). Die dazugehörigen Fallbeschreibungen sind aber
äußerst dürftig, so in Bodansky 2014, 191- 203), der sich auf diese Art
von Therapie beruft, und zeigen nur unspezifische Aspekte, wie sie in jeder
längeren therapeutischen Zuwendung (hier mit Unterbrechungen 16 Jahre) zu
erwarten sind. So werden als „Erfolge“ dieser überlangen Therapie erwähnt:
Die Patientin konnte länger und zusammenhängender sprechen, sie beteiligte
sich an Angelegenheiten einer Walldorfschule, hielt dort einmal einen
kleinen Vortrag (S.200), sie fand Arbeit als Kellnerin in einem Café, sie
und ihr Therapeut hatten sich gut kennengelernt, der Ehemann ging in
Psychotherapie, das Ehepaar konnte besser miteinander umgehen, sie zogen aus
dem Haus ihres Schwiegervaters aus und zogen in die Nähe der Waldorfschule
( S.202). (Hier wird, wie so oft, fälschlich die Trennung von Verwandten
als Erfolg gefeiert, und sei es nur eine räumliche).
Ebenfalls
ist dort, wie auch woanders häufig, das Konzept der Verbalisierung überzogen,
der Wert
der Verbalisierung übertrieben. Der Therapeut hat hier
nur das, was die Patientin äußerte, mit leicht veränderten Worten
wiederholt und so ein besonderes Verständnis suggeriert.
All diese
Konzeptionen ermöglichen aber und führen auch in der Praxis zwangsläufig
dazu,
aggressive Wünsche und Ängste in der Übertragung und Gegenübertragung
nicht zu analysieren, sondern deren Analyse zu vermeiden, und zwar auf
beiden Seiten, in stillschweigendem beiderseitigen Einverständnis. Die Kollusion, die Einigkeit zwischen Patient und Analytiker, Aggressives
nicht aufzugreifen, ist dann unvermeidbar, und dies ist immer ein schwerer
Schaden. Denn im heutigen Erwachsenenleben haben Aggressionskonflikte die
sog. oder tatsächlichen sexuellen Konflikte längst abgelöst, - wenn es
denn jemals anders war. Nicht zufällig hat auch Freud lange Zeit gebraucht,
den aggressiven Regungen einen gleichen und unabhängigen Wert zuzuerkennen.
Dass Aggression und Sexualität vom analytischen Verständnis her nicht
voneinander zu trennen seien, ist nichts als eine intellektualisierende
Ausrede im Dienste der beiderseitigen Bequemlichkeit. Freud hatte diese
Bequemlichkeit überwunden, heutige Analytiker sind darin ihm gegenüber oft
zurückgefallen.
„.....eine tiefere
traumähnliche Ebene von Zeitlosigkeit, eine innere Realität“. „Zeitlosigkeit“? Eine
typisch analytische Floskel in üblem Sinne, eine erneute
Intellektualisierung. „Zeitlosigkeit“, auch wenn sie anders, nämlich
philosophisch, gemeint ist, und dort vielleicht richtig verwendet, ist das
Letzte, was wir uns leisten können. Die – angeblich- „unendliche
Analyse“ lässt grüßen.
Anschaulicher
ist aber ein seltsamer, wohl verzweifelter, wütender Ausspruch eines
Patienten, der mehr als 1000 Stunden (nicht mein Patient) ohne fassbare
klinische Besserung absolviert hatte: „In der Zeit wäre ich besser ein
Alien geworden Ich hätte in der Zeit glatt ein Alien werden können, mit
Zertifikat, qualifiziert, zertifiziert, randomisiert und mumifiziert bis
dorthinaus.“ „Was kümmert mich mein Lebenslauf, ich höre ohnehin nie
auf“, sagte ein anderer Patient (ebenfalls nicht meiner) resigniert. Aber
was ein rechter Theoretiker ist, muss er sich als erhaben über Raum und
Zeit sehen, gottgleich. „Zeitlosigkeit“ als philosophisches Wort mag
hingehen, aber als Programm auf dem Rücken der Patienten? Nichts in ihm ist
zeitlos, oder sollen etwa die innerseelischen Abläufe nicht aufeinander
folgen dürfen? Was läuft oder verläuft, braucht Zeit. Philosophie und
viel Gehirnschmalz, Intellektualisierung zu nennen, zur Abwehr der konkreten
Mühe, Konflikte zu lösen, werden hier als Ausflucht (elusion, evasion,
otgoworka) vor unseren Aufgaben gebraucht und missbraucht. Glasperlenspiele.
Die o.g. Konzepte werden
hier womöglich ernster genommen und mehr gewürdigt als von manchen nur
nachbetenden Vertretern und Durchlauferhitzern ohne Selbstkritik.
Die Forderung
nach Beendigung einer Analyse kommt oft von außen,
vom Leistungsträger, der weitere Stunden nicht mehr bezahlen will. Somit
entspringt sie nicht inneranalytischen Gründen. Es gibt auch Patienten, die
eine Analyse überhaupt nicht beenden möchten und sie dann selbst bezahlen.
Dies wird von manchen Analytikern heftig kritisiert.
Das
„Argument“ ist gewöhnlich, eine Analyse, die kein Ende vorsehe, sei
„keine Analyse“ oder „keine strukturierte Analyse“, da die auch äußere
Trennung ein immanenter Teil der Analyse sei, - eine völlig willkürliche
Behauptung.
Der
Satz: „Das ist keine Analyse“ ist schon in anderen Zusammenhängen oft
gefallen, und man hat ihn schließlich wieder zurücknehmen müssen. Richtig
hätte er von Anfang lauten müssen: „Das ist nicht meine Analyse“, -
dies hätte die Diskussion vereinfacht. Es war ein rein emotionaler Satz,
man wollte eine solche Analyse einfach nicht, man musste sie
disqualifizieren, um sich nicht mit dieser anderen Art auseinandersetzen zu
müssen.
Im Übrigen wird auch
hier übersehen, dass so ebenfalls von außen die Zeitgrenze für die Analyse gesetzt wird, nämlich vom Analytiker,
der sein Konzept von Beendigung verfolgt und durchsetzt, und nicht, wie es sein
sollte, aus inneranalytischen Gründen, die im
Patienten und im analytischen Prozess selbst liegen
(„prozessorientiert“).
Letztlich dürfte
der Patient darüber entscheiden dürfen, ob und wann er die Analyse beenden
möchte. Der Patient war es, der zu uns gekommen ist. Wir
sind weder sein Vormund noch können wir wirklich immer beurteilen, warum er
uns noch benötigt. Es ist anmaßend, sich bedenklich der sprichwörtlichen
Arroganz der Psychoanalyse annähernd, dies beurteilen zu können oder auch
nur zu sollen.
Selbst
wenn er uns nur noch als Halt benötigt, wäre dies ebenfalls kein Einwand,
die Analyse weiterzuführen, d.h. evtl. auch bis zur beeinträchtigenden
Krankheit des Analytikers, solange dies dem Patienten sichtlich nutzt und es
dabei keinen Schaden an Lebensqualität, an der Erfüllung seiner Aufgaben,
insbesondere denen seiner Familie, oder an seinen Finanzen anrichtet.
Mit
Beendigungen ist der Patient ohnehin im Alltagsleben genügend konfrontiert,
so bei der Beendigung von Bekanntschaften, Freundschaften, intimen
Beziehungen, Ehen, Auszug der Kinder, Entfremdung der Kinder, bei
Entfremdung von Geschwistern im Laufe des Lebens, spätestens bei der
Erbteilung, bei Heimatverlust, Verlust von kollegialen Beziehungen,
Entlassungen,
und nicht zu vergessen, nicht zu unterschätzen bei Verlust geliebter
Haustiere.
Dass der Patient
Trennung nur in der Analyse erlernen und aushalten könne, ist eine
berufsimmanente (Berufsrisiko) Selbst- Überschätzung (Selbstidealisierung
der Psychoanalyse). Ohne Psychoanalyse soll wohl nichts im
Leben gehen.
Dies zeigt eher einen mangelnden
Respekt vor den Alltagsanforderungen des Lebens selbst und vor der
gewaltigen Leistungsfähigkeit unserer Patienten, sich
weiterzuentwickeln, namentlich, selbst, wenn auch unter analytischer
Voraussetzung, in ihr Innenleben mit deren Konflikten hineinzusehen, sobald
ihre Abwehr angegangen worden ist.
Solche Sätze
müssen natürlich allen Psychoanalytikern bitter aufstoßen, die sich mit
Konzepten wie Regression, „Empathie“ und etwa auch deren angeblichen
erweiterten Auffassung und Neuformulierung, oft nur in der üblichen
Anpassung, um nicht zu sagen, stillen Unterwerfung, an und unter ihr
Institut, eingerichtet haben, -
insbesondere
mit deren oft kollektiven Einstellung, die „richtige Analyse“,
namentlich die richtige „Empathie“, für sich gepachtet zu haben, und es
dabei bewenden lassen zu können.
Man glaubt dort oft,
sogleich das Abgewehrte deuten und somit auf das frühe topographische
Modell Freuds zurückfallen zu dürfen oder gar zu
sollen, und sich nun aufgescheucht fühlen müssen, wenn nach der
Abwehrlehre gearbeitet wird.
Dass
andere Kollegen, die nicht so unter dem Einfluss ihres oder eines Institutes
standen oder stehen, sich in anderer Weise und nicht weniger intensiv
weiterentwickelt haben, kommt ihnen nicht in den Sinn, vielmehr wird
erwartet, diese müssten „das Versäumte nachholen“ (Den Betreffenden,
wie früher üblich, wieder zurück in eine erneute Lehranalyse zu schicken
und ihn so stellungsmäßig, im Ansehen, finanziell und zeitlich zu schädigen,
zu bestrafen, hat man aufgegeben, - das war denn doch zuviel.).
Man hat sich eingerichtet in der „harmonischen Zusammenarbeit über viele Jahre hinweg“. Dieser Seelenfrieden will nicht gestört werden.
Dies geht auch tief in
die Rezeption von Literatur hinein. Die
grundlegenden Arbeiten von Sampson & Weiss und Weiss, sowie des sehr
bedeutenden US-amerikanischen Analytikers Paul Gray, der von ihm beklagte Rückfall
auf das topographische Modell und die von ihm in langen Jahren konsequent
geförderte Psychoanalyse nach der Abwehrtheorie scheinen weithin unbekannt
geblieben oder in Vergessenheit geraten zu sein.
Das „Institut“,
oder die „Identität des Instituts“ sieht sich gern
als ein Art Gymnasium, das man evtl. nachzuholen hätte, da nirgendwo als
dort der Fortschritt stattfinde.
Bequemlichkeit,
aber vor allem der Neid auf das Können des Anderen hindert daran, sich mit
anderen Auffassungen auseinanderzusetzen. Es ist leichter, diese zu
disqualifizieren, etwa als zu „programmatisch“, d.h. lediglich ein
Programm verfolgend, das z.B. auf rasche Heilung abziele, - hier nebenbei
wieder die heimliche, aber chronische antitherapeutische Neigung mancher überkommener
analytischer Richtungen für sich nutzend.
Gern
wird auch geurteilt, Abwehranalyse sei „hermetisch“, d.h. sich gegen
alle Einwände in unguter Weise immun gebend.
Gern
wird auch Mangel an Empathie unterstellt, ein besonders bekanntes und viel
benutztes Totschlagargument..
„Empathie“ glaubt manches
Institut für sich und seine Mitglieder gepachtet zu haben, und dies ist bis
heute von nicht wenigen Psychoanalytikern unreflektiert als analytische
Besonderheit oder gar Errungenschaft und recht oft als angeblicher Teil der
„analytischen Identität“ in Beschlag genommen worden, während es sich
in Wirklichkeit um eine nahezu ubiquitäre Fähigkeit des Menschen handelt.
Niemand
hat die Ausbildung zum Analytiker unternommen, um „Empathie“ zu
erlernen, noch ist er durch die Ausbildung Meister darin geworden.
Gern wird auch mit der Gegenübertragung
von Teilnehmern und einer naiven Auffassung von „Spiegelphänomenen in der
Gruppe“ (oder „Truppe“?)
argumentiert, ohne deren komplexes Zustandekommen zu würdigen:
Wünsche,
in einer Gemeinschaft aufgehoben zu sein, Ängste, aus der Gemeinschaft
heraus zu fallen und in Einsamkeit zu landen, Abwehren dieser Wünsche und
Ängste durch Vermeidung selbständigen Handelns, Wendung gegen die eigene
Person und Identifikation mit dem Aggressor (der Mehrheitsmeinung),
Imitation, Anpassung, Unterwerfung, Scheinaufbegehren in Nebenpunkten, um
die bloße Anpassung zu verdecken.
Beide Seiten haben gewiss
auch respektable Gründe für ihre Haltungen, aber sie sollten diese nicht
damit begründen, dass es den Kontrahenten an „Empathie“ fehle oder er
überhaupt so etwas sei wie ein „Unteranalytiker“, der den Anschluss
verpasst habe.
In Gutsherrenart soll
es die Gegenübertragung richten. Dabei ist
keine Bemühung erkennbar, diese von der eigenen Übertragung, etwa Neid und
Angst vor Unterlegenheit sowie Wunsch nach Überlegenheit, zu unterscheiden.
Wenn es gilt, den gewohnten Seelenfrieden zu erhalten, ist man um kein
Argument verlegen. Notfalls greift man zu dem „Argument“, der Andere sei
uneinsichtig, und, im Umkehrschluss und im Zirkelschluss, deshalb könne
auch seine Analyse nichts taugen (gerne kopfschüttelnd: „Da sieht man es
ja wieder, - das war nach allem zu erwarten, - es hat keinen Zweck“.). Stilles Kopfschütteln ist nach
Nichtbeachtung das Schlimmste, da verbal
unwiderlegbar. Man darf dann aber fragen: „Was, bitte sehr, bedeutet Ihr
Kopfschütteln? (Und etwas therapeutisch):“Warum fällt es Ihnen schwer,
sich in Worte zu fassen?“
Auf die Idee eigener
Blindheit und Voreingenommenheit kommt man nicht. Der Andere stört.
Nebenbei: Auch hier ist schwer zu erkennen, was die jahrelange Lehranalyse
gebracht haben soll (s. auch unter Lehranalyse in diesem Buch, sowie in
Krill 2008). Was ist aus den viel beschworenen „blinden Flecken“
geworden? Sie behaupten sich. Es sind die gleichen wie vor der Lehranalyse,
und sie sind so zäh als wie zuvor. Dies ist leicht und anschaulich
beweisbar: Der Neid unter Kollegen
ist mit Händen zu greifen. Man gönnt sich nicht die Butter auf dem Brot. Wer
liest oder kauft gar ein Buch eines Kollegen im gleichen Institut oder in
der gleichen Klinik? Und Neid und seine Abwehr im horizontalen
Modus der Konkurrenz sind noch nicht einmal tief verdrängt, sondern in der
Regel nur notdürftig kaschiert und bewusstseinsnah, und trotzdem in der
Lehranalyse nicht aufgelöst, wie ein Jeder selbst bei sich und seinen
Kollegen beobachten kann.
Wesentliche Komponenten
von derartigen Gruppenkonflikten bei Fallvorstellungen sind immer Wünsche (und deren Abwehr) nach Gehörtwerden,
nach Rat und Hilfe, aber auch nach Geben, also nach einem lebendigen, für
alle förderlichen Austausch. Ferner: Neid (Konkurrenzneid, Geschwisterneid)
ist ubiquitär und auch hier unvermeidbar, sogar regelmäßig recht heftig,
kann aber doch ertragen und schließlich nutzbar gemacht werden. Der Neid
und dessen Abwehr sind ständige Begleiter schon durch das Alltagsleben, mit
dem wir ja auch sonst fertig werden müssen.
An Abwehr herrschen Rationalisierung und – besonders unter
Analytikern - Intellektualisierung vor, wie man überall sehen kann Weder
der Neid noch dessen Abwehr sind durch die Lehranalyse beseitigt worden,
dies muss aber nicht daran hindern, mit ihm nutzbringend umzugehen. Dies
kann man von Lehranalyse und Selbstreflexion sehr wohl erwarten.
Gänzlich
missglückter Umgang ist leicht zu erkennen, nämlich daran, dass der
Schlagabtausch nicht mehr um die Sache erfolgt, sondern – selten - um
Personen. Aber meistens verkleidet sich der Neid auf Personen notdürftig,
ist dann beim genauen Hinsehen doch leicht zu erkennen.
So gut wie immer sind
auch Untergruppen (nahezu kindliche„Klübchen“,
„kungeln“, „auskungeln“) erkennbar, und zwar bereits bei der Begrüßung
und wieder bei der Verabschiedung. Manche sind durch auch privaten Umgang
miteinander verbunden, aber manche versuchen darüberhinaus, Andere betont
zu ignorieren, bis zur Vermeidung des Blickkontakts („keines Blickes würdigen“),
- mindestens Geschwisterneid, aber es kann auch Angst sein vor dem Kontakt
mit einem gefürchteten Konkurrenten, den man so schlicht zu verleugnen
(„auszublenden“, „Augen zu“) versucht, also im Grunde wieder
selbstverständlich und möglichst nicht allzu persönlich zu nehmen,
- was nicht heißt, den persönlichen Affront zu verleugnen oder sich
nicht gegen diesen argumentativ zu verwahren.
Dies alles darf aber
nicht dazu führen, dass man sich vom Patienten und speziell der Stunde
entfernt, um die es geht. Es geht letztlich immer nur um den
Patienten und das, was sich zwischen ihm und dem Therapeuten abspielt, nicht
um uns und unsere kleinlichen Animositäten und Eitelkeiten.
Es ist
auch nur zu natürlich, dass z. T. intensiv und nachträglich miteinander
telefoniert wird, um Zuneigungen und Abneigungen auszutauschen und den
Zusammenhalt der Untergruppen zu sichern und zu verstärken, - ohne dass
dies in der Gruppe zur Sprache kommen soll oder kann. Auch hier herrscht
einfach der Alltag. Warum sollte es anders sein. Es ist nur gut für die
Orientierung, dies zu wissen und zu fühlen. So sind eben Menschen, und
unter Analytikern ist es nicht anders, nicht besser als in anderen Vereinen,
und wer hier nach einem anderen Verhalten sucht, weil alle eine Lehranalyse
absolviert haben, kann sich fragen, warum er dies annimmt, und er wird sehr
rasch eines Besseren belehrt.
Auch kommt es vor, dass
plötzlich die Regeln geändert werden. Dies
kann durchaus sachlich begründet sein, es kann aber auch der Wunsch
zugrundeliegen, unerwünschte Teilnehmer zu entmutigen, sie gleichsam
abzuschütteln, in der Hoffnung, dass sie sich nicht umstellen können oder
wollen. Indes ist die Enttäuschung groß, wenn diese dies doch leisten und
darin sogar noch besser sind als zuvor.
Nicht
immer fällt die Unterscheidung leicht, oder es liegt – wohl meistens -
beides vor, also persönliche Animosität und Abwehr, und zwar neben der
allgegenwärtigen Abwehr durch Vermeidung (eines normales Kontakts) besonders die
psychoanalytikertypischen Abwehren durch Rationalisierung und
Intellektualisierung zur Verdeckung der weniger guten Absicht.
In einem
Fall war eine Änderung der Regel, obwohl sie von nun an allgemein gelten
und somit eingeführt sein sollte, auf nur einen Teilnehmer gemünzt, um
sich seine Fallvorstellung im zeitlichen Abstand von drei Wochen, also
offenbar mit viel Nachdenken, einmal so richtig vorknöpfen zu können, wie
sich in der folgenden Sitzung bereits zeigte, also sogleich ohne vorherige
Ankündigung verwirklicht worden. In der nächsten Sitzung war keine Rede
mehr von der neuen Regel, und auf spätere Nachfrage hieß es, diese neue
Regel sei nie eingeführt worden.
Dass die
Menschen gleich sind, aber manche gleicher, ist ein Teil des Alltagslebens,
der hinzunehmen ist, vor allem auch angesichts des großen Gewinns, den
regelmäßige Gruppendiskussionen bieten können, allen Anfälligkeiten zum
Trotz.
Ist die
Gruppe genügend groß, finden sich auch zuweilen Fürsprecher, wenn allzu
ablehnend vorgegangen wurde.
In jeder
psychoanalytischen Gruppe finden sich Teilnehmer, die über ein
besonderes Fachwissen für gewisse Lebensumstände verfügen, so
z.B. über alles, was mit künstlicher Befruchtung, Kinderlosigkeit,
Migration, Adoption zu tun hat (über das Adoptivkind, die Adoptiveltern und
deren inneren Motive, so evtl. Inzestmotive, die Geschwister und
Verwandten). Dies ist eine Bereicherung an bloßen Kenntnissen über Punkte
des Gesellschaftslebens. Die Gefahr, die auch ziemlich regelmäßig
eintritt, besteht aber darin, dass sich ein Fachseminar über ein solches Thema entwickelt, das vom
Patienten wegführt und das überdies immer ideologieanfällig ist und sich
dann umso mehr vom Innenleben des Patienten entfernt.
Auch hierfür ist als
Grund anzunehmen, dass sich Analytiker vor nichts so fürchten, wie sich mit dem individuellen, jetzigen Innenleben,
den inneren Konflikten und dem jetzigen Umgang von Patient und Analytiker zu befassen und sich davon nur zu gern ablenken lassen, und
dass es immer wieder neuer Anstrengungen bedarf, bei dieser Aufgabe zu
bleiben und sich durch noch so Interessantes nicht davon abbringen zu
lassen. Die analytische Aufgabe muss immer wieder von neuem gelöst werden,
wir kriegen nichts geschenkt und „haben niemals Ruhe“ (Krill 2008).
Das Mitgehen mit der
Stunde kann gar nicht eng genug sein. Insbesondere ist auf Kollusion
in der Abwehr zu achten, z.B. besonders häufig beiderseitige Vermeidung von
aggressiven Regungen, etwa in Form fleißigen, empathischen (tatsächlich
oder vermeintlich) Kommentierens und Bejahung dieser Kommentare durch den
Patienten.
Hier
handelt es sich um den spezifisch psychoanalytischen Gesichtspunkt. Nur hierdurch unterscheidet sich Psychoanalyse von anderen
psychotherapeutischen Verfahren. Bei diesen sind Übertragungs- und Gegenübertragungsvorgänge
ebenfalls ganz unvermeidbar, sie stehen aber nicht im Mittelpunkt der
Aufmerksamkeit und der Bearbeitung. Abwehr des Patienten allein reicht
nicht, sie steht vielmehr auch bei der VT sehr oft im Mittelpunkt, diese hat
wohl hiermit die sichersten, schnellsten und besten Erfolge.
Andererseits darf man
sich vom erwähnten spezifisch analytischen Gesichtspunkt auch nicht alles
erhoffen. Von diesem allein ist noch kein Patient gesund geworden, entgegen
häufigen idealisierenden, großspurigen Erwartungen und Behauptungen.
Erfahrene
Psychoanalytiker wissen, dass es keine allein selig machenden Gesichtspunkte
geben kann und dass der o.a. streng analytische Gesichtpunkt zwar zum Wesen
der Psychoanalyse gehört, aber sein Alleinstellungsmerkmal vor allem
didaktisch in der Ausbildung, innehat. Wenn und solange
ein Ausbildungskandidat nicht an diesen Punkt kommt, wird er zu Recht nicht
aufgenommen (DPV), ungeachtet, dass er auf andere Weise erfolgreich
psychotherapeutisch arbeiten mag.
Andere Faktoren, die sich kaum abschätzen lassen, wie Suggestion,
Identifikation mit dem Analytiker, empfundene Unterstützung im Alltagsleben
allein schon dadurch, dass der Patient einen zuverlässigen Anlaufpartner
hat, wirken immer mit oder wirken mehr.
Auch sind viele
Patienten gar nicht in der Lage, derart eng mit dem Analytiker
zusammenzuarbeiten. Auch darf über lauter Übertragung und Gegenübertragung
nicht vergessen werden, was das Ziel einer jeden Therapie zu sein hat: Das Innenleben
des Patienten mit seinen Konflikten und Abwehren muss unter die
Lupe kommen und bearbeitet werden, und seine symptombildenden inneren
Konflikte müssen gelöst werden. Es muss also im Inneren des Patienten zu einer Änderung kommen. Dann erst kann eine Auflösung
der Symptomatik, der Beschwerden, erfolgen.
Die Beachtung der
Prozesse zwischen Patient und Analytiker ist, abgesehen von der ständigen
Schwierigkeit, diese zuverlässig zu erfassen, nur ein Mittel dazu, kein
Selbstzweck. Übertragung und Gegenübertragung zu
erkennen und zu verhandeln, muss in der Ausbildung zwar geübt werden,
reicht aber nicht, reicht nur zur Prüfung.
Insgesamt zeigt sich
vorwiegend ein compliancehaftes, freiwillig gleichgeschaltetes
Gruppenverhalten mit viel Imitation und gegenseitiger Suggestion und entsprechend viel Kopfnicken, wenn auch jetzt unter deutlich weniger Berufung auf
angebliche „Spiegelphänomene“, um die es neuerdings wieder recht still
geworden ist, weil man doch auf die Komplexität von Gruppenphänomenen
gekommen ist (s. Krill 2008, 277 ff, „Gruppendiskussionen“,
„schlammige Situation“).
Dies
alles zeigt nur, dass es sich um echte Menschen handelt und dass die
Lehranalyse wenig, wahrscheinlich zum Glück, an diesen ändern konnte,
lediglich eine Reflektion darüber ermöglicht, wenn sie diese auch nicht für
sich gepachtet haben kann.
Gruppen-
Falldiskussionen von Psychoanalytikern unterliegen den gleichen
Gesetzmäßigkeiten wie andere Gruppensitzungen auch, und wer anderes erwartet hat, kann sich fragen, warum er
solches für möglich hielt, statt seinen eigenen Beobachtungen und Überlegungen
in analogen Situationen mehr Vertrauen zu schenken. Sine ira et studio: So
sind eben Menschen.
Um den Umgang
von Patient und Analytiker geht es (oder sollte es gehen!) in den Zwischenprüfungen
und im Abschlusskolloqium der Ausbildungs- Kandidaten.
Hier
lauern nicht weniger als in sonstigen Fall-Gruppendiskussionen (s.o.) die
Gefahren der gemeinsamen Abwehr.
Als
chronisches Phänomen ist hier einmal mehr kollusive Ablenkung von der Stunde, um die es geht, durch unverhältnismäßige Verbeugung
unter die Biographie oder das, was man dafür hält,
durch „political correctness“ zugunsten des Konsenses des Vereins und
des speziellen Gruppenkonsenses, unter die Verehrung von bekannten Analytikern,
deren Stimme ein besonderes Gewicht erhält, gegen den kaum noch zu
argumentieren Gelegenheit ist.
Der Gruppenkonsens liegt z.Z. fast immer darin, dass es sich um eine „frühe
Störung“ handeln soll, und der Standardvorwurf,
falls jemand anderer Meinung ist, liegt schon bereit: Da habe er nicht gründlich
genug gearbeitet, sei nicht in die „Tiefe „gegangen (s. hierzu das
unbedachte, von Ehrgeiz getriebene „race back“, das Shapiro bereits 1981
gründlich kritisiert hatte, das sich aber bis
heute in fast allen Seminaren, Kongressen, Vorträgen als falsches
Muster erhalten hat).
Da
es sich um „Tiefen“- Psychologie handelt, ist der Kandidat – wie jeder
Vortragende - gegen dieses übliche Argument wehrlos. Er kann nie beweisen
oder glaubhaft machen, dass eine wesentliche präödipale Beeinträchtigung
nicht eingetreten sei. Man kann mit diesem Totschlagargument immer
behaupten, der Vortragende habe die „tiefe“ Störung nicht gesehen.
Mit der „frühen Störung“ kann man
sich immer auf der „richtigen“ Seite wähnen, und man kann immer wieder
in Gruppendiskussionen sehen, dass alle zugleich in dieselbe Tröte blasen
und sich in gemeinsamen Einseitigkeiten wohlfühlen.
Einzig auffällige
Aussparungsstellen (Verf. hier), die auf einen ödipalen
Konflikt hinweisen, können einen Anhaltspunkt bieten, hier im Diskurs
einzugreifen. Aber auch hier sind sofort Argumente zur Hand, diese als
Abwehr oder als bloße Fassade abzuwerten. Aber es sei daran erinnert, dass
überall, wo
totale Verneinung ausgeübt wird, sich das Totgesagte erst recht noch meldet.
Niemandem wird
vorgehalten, er habe den ödipalen Konflikt übersehen. Er kann sofort
argumentieren, dafür sei noch Zeit, oder, was so aussehe wie ödipal, sei nur
der Schein, und dahinter oder darunter „verborgen“ liege die
„eigentliche „Störung“, und diese sei hinter präödipalem Getöse
(gerne „Trauma“) verborgen, habe ich in den Veranstaltungen noch nie
vernommen. Die Stunde selbst zeigt oft etwas anderes, aber dieses wird dann gern
untergebügelt. Der Grundfehler liegt in dem Beharrungsvermögen
einer Konsensgesellschaft.
Man verwechselt „Tiefe“ mit „Frühe“. Auch das „Späte“ in der Entwicklung kann abgewehrt
sein, denken wir nur an die notorisch vernachlässigten Konflikte der Pubertät
und der juvenilen Zeit. Der grundlegende Denkfehler (s.Krill 2008:
Das Gutachterverfahren), aus der Vergangenheit die gegenwärtige
Konfliktsituation linear ableiten zu können, wirkt sich sogar
bei Annahme einer „frühen“ Störung besonders verhängnisvoll aus.
Die Beliebtheit der
„frühen“ Störung resultiert nicht nur aus diesem Umstand, sondern auch
aus einer unprofessionellen Übertragungshaltung vieler Analytiker (es ist
keine Gegenübertragung, denn die Analytiker
wie überhaupt Therapeuten bringen diese Haltung schon mit, ehe sie den
Patienten gesehen haben). Sie fühlen
sich zum Helfen motiviert, aber dazu brauchen sie einen infantilen
Patienten, einen erwachsenen können sie dazu nicht
gebrauchen oder glauben dies zumindest. So kommt es dann- fast chronisch –
dazu, dass Erwachsenen-Sexualität und Erwachsenen –Aggressivität
(besonders diese nicht) nicht bearbeitet werden. Dies wird dann aber nicht
selten dem Vortragenden doch vorgehalten.
Der Prüfungskandidat
ist nicht zu beneiden. Er ist dem Druck
ausgesetzt, eine „frühe“ Störung zu diagnostizieren, zu behandeln und
die Behandlung in diesem Konzept zu beschreiben. – weil sein Institut –
wie auch oft sein Supervisor mit der „frühen Störung“ en vogue ist und
ihm dies so vorgegeben hat.
Immerhin
lässt sich überprüfen, ob er nach seinem eigenen Konzept gearbeitet hat. Man kann ihn formal sozusagen an seinen eigenen Maßstäben
messen. Die Sache ist in Wirklichkeit komplizierter. Denn sind es seine
eigenen Maßstäbe? Oft ist der Kandidat in einem erkannten oder auch nicht
erkannten Konflikt mit seinen inneren Überzeugungen vs. denen seines
Supervisors und des Vereins.
Der
Kandidat steht ferner unter erheblichem Angstdruck, hängt doch
viel von der Prüfung ab, oft auch sein berufliches, finanzielles und familiäres
Fortkommen.
Dem
Konsens der Zuhörer wird er nicht widersprechen wollen, und sein Auftreten
ist überwiegend defensiv und vorsichtig. Hier wird ja kein Wissen
abgefragt, sondern nach einer Grundhaltung und Beweglichkeit gesehen. Die
relative Unerfahrenheit mit Behandlungen und dem Prüfungsprocedere sowie
die Angstsituation selbst werden dabei berücksichtigt.
Im Übrigen kommen auch
derart viele, vom o.a. substanziell analytischen Gesichtpunkt grob
wegführende Kommentare zur Biographie, zu einzelnen
Worten bis zu Wortklaubereien, dass der Kandidat nur anfangs diese innerlich
aufzunehmen vermag, - zumal er ja auch etwas zu diesen sagen muss. Daher ist
ihm nach kurzer Zeit nur noch beflissenes Schein- „Aufnehmen“ der
Kommentare möglich. Über weiteren inneren Raum in der Prüfungsituation verfügt
er nicht. Hinterher, nach bestandener Prüfung, hat er eher
dazu Gelegenheit.
Nicht auszurotten sind die ewigen Fragen
zur Biographie und das Spekulieren darüber, was diese
bzw. das übliche parent blaming (oft schablonenhaft: Mutter uneinfühlsam,
Vater glich diesen Mangel nicht aus) bedeutet, und es wird unaufhörlich
nach angeblichen Regressionen gesucht, und diese werden mit Triumph empor gehalten, wie wenn man
nun „des Pudels Kern“ gefunden hätte. Die Kindheit! Die Kindheit! Und
erst recht die Litanei von der frühen Kindheit!
Inhaltlich geht es
dabei keineswegs immer nur um emotionale Entbehrungen, sondern nicht weniger
auch um behauptete „gute Objekte“. Beides wird dann oft in den
Falldarstellungen selbst, insbesondere in einem Stundenablauf, vermisst, am besten in Form von Übertragungsmaterial, weniger gut,
aber immerhin auch, an assoziativem Material (Malin 2014, 226).
Die behaupteten biographischen Einflüsse müssen also auch in der
Behandlung selbst wieder auftauchen.
Allerdings ist es naiv,
anzunehmen, dies müsse unverhüllt (unabgewehrt) geschehen. Abwehr auf
beiden Seiten ist vielmehr die Regel.
Malin
(dito) betont allerdings einseitig die Abwehr im Patienten (sie sei die
Hauptarbeit in der Analyse), und erwähnt zudem nur die Abwehr von Wünschen
nach Zuwendung („mirror and idealizing longings“), vernachlässigt also wie viele andere
Analytiker die Abwehr im Analytiker und die aggressiven Wünsche samt deren
Abwehr auf beiden Seiten und übrigens auch die guten (!)
Geschwisterbeziehungen, sogar die Geschwisterbeziehungen überhaupt, -
typische blinde Flecken in der heutigen Psychoanalyse.
Man will erklären, intellektualisieren,
aber bloß nicht auf die Stunde hinsehen, obwohl das
einzig Wesentliche den Zuhörern dort auf dem Tablett angeboten wird.
Nur keine Ablenkung davon vermeiden, ist immer noch das Motto.
Dies
erinnert sehr an die Betrachtung von Kunstwerken. Was wird nicht alles an
Biographie bemüht, um das Kunstwerk „zu erklären“. Bloß in Ruhe und
unvoreingenommen es betrachten und es auf sich wirken lassen wollen die
wenigsten.
Als entscheidend wird
bei der Prüfung gesehen, ob der Kandidat einigermaßen das
reflektiert
hat oder wenigstens voraussichtlich reflektieren wird, was zwischen
Ihm und dem Patienten abläuft, insbesondere welche Abwehrformen in der Stunde auf beiden
Seiten wirksam sind, vor allem, ob er wenigstens für diesen Gesichtspunkt
aufgeschlossen ist. Mit der „Aufgeschlossenheit“ hat es aber seine
eigene Bewandtnis. In der Prüfungssituation kann er aus Angst
nur anfänglich aufgeschlossen sein, später bröckelt die
Fähigkeit mit der Fülle der erhaltenen Informationen ab, weil seine
Aufnahmekapazität erschöpft ist, und es nur noch Beflissenheit zu sehen.
XXXXXXXXXXXXXXXXXX
„Trennung“:
Gern
wird argumentiert, dass Trennung zu einer normalen Entwicklung gehört und
ein wichtiges Lebensziel sei.
Gerade dies wird nun
auch seit Jahren schon von analytischer Seite mit guten Argumenten (Lit. beim. Verf.) bestritten,
auch unter Hinweis auf die bloße Tradition seit M. Mahler mit deren
Loslösungs- und Annäherungsthesen, die sie zudem – zur
suggestiven Glaubhaftmachung - noch glaubte, in feinste Einzelschritte
unterteilen zu müssen, als ob sie seinerzeit beim Säugling dabei gewesen wäre.
Es mehren sich die
Stimmen, die Eigenentwicklung von Trennung unterscheiden. Trennung
sei kein Entwicklungsziel, nur die Eigenentwicklung, und zur Trennung oder
zu Anstrengungen, getrennt zu sein, etwa von den Eltern oder Geschwistern,
bestehe kein Anlass, und tatsächlich halten bekanntlich
Familienbande am längsten.
So müssen
sich keineswegs Geschwister voneinander und Kinder von ihren Eltern und
Eltern von ihren Kindern trennen, um ein gesunde Entwicklung mit Selbstständigkeit,
etwa auch im Beruf und in der Familiengründung, zu nehmen, und Andere, die
solche Kontakte eingestellt haben, deshalb selbständiger, erfolgreicher
oder psychisch gesünder sein.
Es ist auch zu
bedenken, dass der Forderung nach Beendigung der Analyse nicht selten die
eigene Angst des Analytikers zugrundeliegen mag, einen anderen Menschen, der
einem so ans Herz gewachsen ist wie jeder analytische Langzeitpatient, nicht
loszuwerden, - also im Sinne einer Claustrophobie, einer Angst vor Bindung, und einem Ordnungssinn
zwangshafter Strukturen folgend, die eine Beendigung für ihr eigenes
Innenleben, speziell ihres Ordnungssinns und ihrer Angst vor einem
Dauerkontakt, benötigen, um innere Ruhe zu finden. Es gibt andere
Analytiker, die damit keine Schwierigkeit haben.
Auch Bindungen an überkommene
Lehrmeinungen, von denen die analytische Literatur voll ist und die seit
Jahrzehnten gedankenlos weitergetragen werden, ohne dass es zu einer eigenen
Untersuchung und Beurteilung gekommen ist noch diese angestrebt werden,
kommen hier durchaus in Frage (unreflektierte Traditions- und Zitatgläubigkeit wie immer wieder in der Psychoanalyse).
Nur zu oft führen
solche verfestigten Auffassungen, die wenig aufgefrischt werden und es so
unbedacht zu Meinungsverfestigungen kommen lassen, zu einer Art „Analyse
nach Notenständern“ (Verf. hier), als ob die Analyse nach
vorgefertigten Notenblättern, mit einem festen Schema, verlaufen könne. So
primitiv arbeiten aber Gehirn und Psyche gewiss nicht.
Auf keinen Fall kann der Analytiker für
eine von ihm forcierte oder gar aufgezwungene Beendigung zuständig sein. Denn der Patient ist keineswegs gekommen,
um sich von seinem Analytiker zu trennen / die Analyse zu beenden, wie auch umgekehrt nicht, um sich an ihn zu binden, ihn
als Menschen besonders hoch zu schätzen oder gar eine private Freundschaft
mit ihm einzugehen oder diesem etwas Gutes zu tun, auch nicht, um ihn zu
hassen oder sich von ihm abzuwenden oder schlecht über diesen zu sprechen,
sondern einzig,
um seine inneren Konflikte zu bessern, wenn auch Anderes unterläuft. Aber dieses „Andere“ kann nicht ein
Programm sein.
Kein Analytiker kann sich das Recht
herausnehmen, seine eigenen Interessen, etwa seine – bewusste oder auch
unbewusste - Angst vor einer nicht endenden Beziehung, also aus Angst vor
einer Bindung (Bindungsangst) im Sinne einer sozialen Phobie oder
Klaustrophobie, und seine bloße Traditionsgläubigkeit, diese womöglich in
Übereinstimmung mit seinem lokalen Institut oder seinem psychoanalytischen
Verein, also aus Gründen bloßer Anpassung (Compliance mit seinem eloquenten
Institut, verdeckte Absprachen, verdeckte Einigungen und gegenseitige
Beteuerungen von Beschwörungscharakter, direkte Manipulationen
eingeschlossen, durch jahrelanges enges Zusammensein mit der Neigung zu
sektenhaften Überzeugungen und Abschottungen, mindestens aber mit einer Konsensgesellschaft, mit der Behauptung angeblicher Alternativlosigkeiten, auch
zugunsten gegenseitiger beruflicher Förderung im Sinne von Seilschaften,
etwa auch zur gegenseitigen Absprache, - wieviel Prozent der Mitglieder sind
bloße Opportunisten ohne den Willen zur eigenen Nachprüfung und
Beurteilung? -
und Förderung des Nachwuchses an Lehranalytikern, zugleich
gemeinsame Abwehr anderer Meinungen, die von außen kommen, Einigelung) oder
individuellen, auch zwangshaften Ordnungsvorstellungen, als wenn es sich um
seinen –eigenen (!) - Vorgarten handelte, über die Interessen des
Patienten stellen.
Dies kann auch ein Zeichen
der sprichwörtlichen Arroganz von so manchem Psychoanalytiker sein. Was
soll ihm das Recht verschafft haben, die Analyse nach Gutsherrenart, nach
seiner vorgefassten Neigung, zu beenden, wann es ihm beliebt, und dies
schließt eine vorgefasste Behandlungstheorie, die er oft nur der Literatur
und / oder der augenblicklich herrschenden Strömung in seinem
Ausbildungsinstitut ohne eigene Nachprüfung, ohne eigenes Nachdenken, ohne
eigenes Urteil, nur zu oft rein imitativ und anpassungshaft- opportunistisch
entnommen hat und so das Leben eines Patienten zu lenken?
Wenn ein Patient die Mühen
des Weges und der Zeit auf sich nehmen will, sollte der Analytiker es nicht
besser wissen wollen, zumal er nicht in den Kopf des Patienten so genau
sehen kann, also nicht wissen kann, was dort im Einzelnen abläuft, auch
wenn er dies – als „Empathieathlet“ und wackerer Interpret einer
gerade gängigen Strömung gerne und gewohnheitsmäßig für sich in
Anspruch nehmen möchte und selbstverständlich auch im Groben zu leisten
vermag, wie die meisten Menschen und nicht etwa nur oder besonders
ausgebildete Analytiker.
Wir haben ja auch auf anderem
medizinischen Gebiet durchaus die Bindung an den Hausarzt, den der Patient
regelmäßig aufsucht, um mit ihm in Kontakt zu bleiben, auch wenn er keine
Beschwerden hat, ohne dass hiergegen Einwände vorgebracht werden. Eltern
haben lebenslange Bindungen zu ihren Kindern und umgekehrt, Geschwister
untereinander und Verwandte untereinander. Bindung tut den Menschen im
Allgemeinen gut. Die innere Bindung zwischen Analytiker und Patient besteht
ohnehin weiter, auch wenn der Patient den Analytiker nicht mehr aufsucht.
Auch die Übertragung des Analytikers auf
den Patienten kann Anteil daran haben, dass der Analytiker
projektiv meint, die Therapie beenden zu müssen, so eigene
Ängste, die Selbständigkeit nicht zu erreichen, in den
Patienten verlegt und selbst ausagiert.
Gerade dieses hat in der Regel die
Eltern in der Nachkriegszeit verleitet (H.E. Richter
1963 „Eltern, Kind, Neurose“), ihre Kinder forciert zu „Selbständigkeit“
zu erziehen, ihnen z.B. schon im Kleinkindesalter möglichst rasch zu einem
eigenen Bett und eigenem Zimmer zu verhelfen und stolz darauf zu sein, sie
nachts stundenlang schreien zu lassen, was einer unreflektierten frühkindlichen
und kindlichen Traumatisierung gleichkam, und vielleicht auch für die
Zunahme von Angststörungen verantwortlich ist.
Somit können
Bindungsangst, Angst vor Mangel an eigener Selbständigkeit, zwangshafter
Ordnungssinn, überkommene analytische Tradition, die innere Schwierigkeit,
etwas offen zu lassen, sowie blanke Herrschsucht / „Kontrollwahn“ Motive des Analytikers sein, die Analyse entgegen dem Wunsch
des Patienten beenden.
Das
Bestimmenwollen von Seiten des Analytikers dürfte ein häufiges,
unflektiertes Motiv sen. Für diese Analytiker mag es schwer erträglich
sein, den Patienten das Ende selbst bestimmen zu lassen.
Natürlich können
langdauernde Analysen auch auf Trennungsangst im Analytiker selbst beruhen. Will und kann er einfach den Patienten nicht
loslassen und ihm ein Eigenleben gönnen? Der Patient soll sich nicht
weiterentwickeln dürfen. Nach meinem Eindruck sind solche Fälle durchaus
nicht selten. In einem mir bekannten Fall kam die Patientin, eine Kollegin,
von ihrer Analytikerin erst dann los, als sie sich ein Herz fasste und eine
andere Analytikerin über ihre endlos erscheinende Analyse befragte. Aber da
hatte sie bereits einen Zeitschaden erlitten.
Aber es
reicht nicht, Trennungsangst des Analytikers (oder gar seine finanziellen
Interessen) zu postulieren, - man muss sie auch im Einzelfall aufzeigen.
Solche
unnötigen Ewigkeitsanalysen, die nur Zeit verbrauchen, ohne dass der
Patient sich weiterentwickelt, die ihm somit schaden, nur weil sich der
Analytiker sich nicht von seinem Patienten trennen kann, lassen sich von außen
schwer erkennen und beurteilen
Da muss der Analytiker innerlich mit sich zu Rate gehen und danach
suchen, welche inneren Konflikte ihn bei der Entscheidung behindern, dies
zweckmäßig mit Hilfe einer Supervision.
„Regeln“, dass eine
Analyse zu beenden sei, weil es sonst keine Analyse sei, stehen in auch größerem
Zusammenhang mit einem verbreiteten „Regelwerk“, wie Analyse
und die Beendigung einer Analyse abzulaufen hätten. Zum Glück
halten sich nicht alle Analytiker an ein solches Schema. Oft aber wird mehr
nachgelernt und nachgebetet, als selbst nachgedacht.
Danach
muss der Patient zunächst eine so tiefe und heftige „Übertragung“
entwickeln, dass er daran krank wird („Übertragungsneurose“). In deren
Feuer soll alles Neurotische an ihm angeblich von selbst „verbrennen“,
ohne dass der Patient selbst verbrennt (fromme Hoffnung!) und ohne dass sich
der Analytiker anstrengen müsste, eine Vorstellung, die ihre Eingängigkeit
wohl dem biblischen „brennenden Dornbusch“ verdankt. Dies soll dann aber
den Analytiker nicht daran hindern, die Analyse zu beenden oder den
Patienten so zu manipulieren, dass dieser die Beendigung selbst einleitet.
Durch die Entwicklung der Übertragung soll eine angebliche „Regression“
(Einwände s. Renik, Schlierf, beide 1998,Krill, 2008) eintreten, und zwar möglicht
weit zurück in die frühe und früheste Kindheit (Shapiro 1981: „race
back“), - je weiter zurück, desto angesehener der Analytiker in seinem
Verein. Dass dies, wenn auch nur scheinbar, unter kräftigem, suggestivem
Druck durch den Analytiker geschieht, bleibt unbeachtet, weil es so die
Lehrmeinung ist und der Analytiker ja „nur“ diese befolgt. Dann soll der
Patient innerhalb dieses angeblich regressiven Zustandes das Richtige auch
ordentlich und nachhaltig in der Übertragung wiedererleben, dann richtig
erinnern und fühlen („Erlebe das Frühe noch früher und gefälligst hier
an mir, hier und jetzt in der Stunde, Amen, und nur an mir, nicht an
anderen, denn du sollst keinen Gott neben mir haben! Erinnere dich
„genauer, fühle richtiger, Genosse!“), und das „Richtige“ ist hier
zweifellos das, was der Analytiker nach Lehrbüchern über die frühen
Stadien der seelischen Entwicklungen gelesen und in seinen Seminaren gelernt
hat und schließlich darunter versteht und somit erwartet. Dies muss der
Patient erst einmal eine Zeit lang liefern, und dies möglichst
„freiwillig“, d.h. compliancehaft, weil der Patient längst weiß, was
sein Analytiker gern hören möchte, aber wenn das nicht fruchtet, darf der
Analytiker auch schon mal selbst durch Suggestivfragen kräftig nachhelfen
(„War da wirklich kein Trauma“? Waren Sie da wirklich nicht zutiefst
erschüttert“? Wie haben Sie das überhaupt überleben können? Es muss ja
ganz schrecklich gewesen sein, und es fällt auf, dass die entsprechenden
Gefühle noch nicht gekommen sind. Daran müssen wir noch sehr arbeiten,
nicht wahr? Sie werden sich gewiss noch näher erinnern, nur Geduld.“).
Das höchste Ziel der „richtigen“
Erinnerung und des „richtigen“ Fühlens gilt dann als
erreicht, wenn der Patient sich „erinnert „und einen Zustand von
„Trauer“ gerät, in dem ihm so richtig klar wird, wie übel ihm schon in
frühester Kindheit mitgespielt wurde, wie heftig traumatisiert er dadurch
war und welcher Hilfe er jetzt bedarf, um aus diesem Tief wieder
herauszukommen und ein Mensch zu werden.
Hier kann, wenn der
Analytiker hier unkontrolliert so recht in Fahrt kommt, der
psychoanalytische Erinnerungskult zur Hochform auflaufen. Es wäre doch
gelacht, wenn sich die dazugehörigen Gefühle nicht gehorsamst einstellen würden,
nach dem Motto: „Wer sucht, der findet“. Wenn er nichts gefunden hat,
hat er nicht richtig gesucht und muss eben solange suchen, bis er es hat.
Hier kann die Verlockung der Vergangenheit gewaltig mitwirken, zumal diese
mit dem – trügerischen - Gefühl einhergehen kann, man komme der
psychischen Wahrheit umso näher, je weiter man zurückgeht in die
historische oder vermeintlich historische „Tiefe“ oder an die
vermeintliche „Wurzel“ des Übels, und auch das „Frankfurter Reinszenierungskonzept“
streckt schon begierig seine Fühler aus, zu
reinszenieren, was da kommt oder kommen könnte. Ist es erst einmal
inszeniert, glaubt man es ohnehin. Ist es einmal inszeniert, lebt man prächtig
ungeniert.
Was in der
Psychoanalyse auch sonst gern unterschätzt wird, ist die Bidirektionalität
der innerseelischen Vorgänge. Nicht nur werden aus
Beobachtungen und Befunde Konzepte gezimmert, sondern aus Konzepten werden
auch Befunde oder „Befunde“, und in gleicher Weise darf man von er
Gefahr der „Reinszenierungsfalle“
(Verf. 2014 hier), einer manchmal
system- und vereinsimmanenten „Selbstverschönerung“ (Verf. 2014 hier, zit. n. Erich Kästner) sprechen.
Die religiös getönten
Rettungsphantasien des Analytikers bleiben unreflektiert (Kommt zu mir. „Ich
bin das Leben und das Heil“), ebenso die Motive dazu (Anpassung,
Verschiebung aggressiver Regungen aus dem Hier und Jetzt zu früheren Zeiten
und auf andere Personen, Vermeidung, intensives Intellektualisieren, indem ständig Verknüpfungen mit tatsächlichen oder
vermeintlichen früheren Abläufen gesucht werden bis hin zu höchst
gesuchten, blutleeren, an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen
(„Rekonstruktionen“), die manchmal auch nutzlose Desillusionierungen sein können (Analytikerwitz: „Der Einnässer ist nach
zehn Jahren Analyse nicht geheilt, aber er weiß jetzt, warum nicht“.),
Isolierung von tatsächlichen Ängsten, Schuld- und Schamgefühlen, sowie
von tatsächlichen depressiven Gefühlen).
Übrigens haben Erklärungen
einem Patienten noch nie geholfen.
Woran
das liegt?
Der Konflikt wurde so nicht bearbeitet, vor allem nicht unter aktiver
Mitarbeit des Patienten, er wird nur mit einem Etikett zugeklebt. Gegen Etikettierungen aller Art scheinen sich auch die
Patienten bisweilen instinktiv zu wehren, indem sie Stolpersteine (Verf.
hier, besser nicht zu verwenden, da schon von anderem Zusammenhang besetzt),
regelrechte,
drastische Störstellen, Stolperstellen (Verf. hier)
in ihre Berichte und Verhaltensweisen einbauen. Denn nach
einiger Zeit kommen die Patienten selbst darauf, dass die vielfachen
Kollusionen mit dem Analytiker sie nicht weiterbringen können.
Der
Fahrplan des Analytikers ist dem Patienten zu geradlinig geworden. Er möchte
dem Analytiker signalisieren, dass dieser „um der Ordnung“ willen zuviel
Glättungen vornimmt, und er möchte den Analytiker damit in seinem Seelenfrieden stören, ihn
aufwecken. Ziel ist es, dass der Analytiker zu sich plötzlich
sagt: „Hoppla, ich bin auf falschem Wege“. Nicht nur der Analytiker behandelt den Patienten, sondern
dieser auch seinen Analytiker.
So
brachte ein 45j Patient „aus heiterem Himmel“, dem Himmel des
beiderseitigen Einverständnisses, der beiderseitigen compliance, den
Einfall, er könne unter den Tisch im Behandlungszimmer kriechen, diesen
hoch heben und leicht kippen, sodass alles darauf Befindliche langsam
herunterrutsche, - aber schnell genug, damit der Analytiker nicht eingreifen
könnte. Vorausgegangen war, dass sich der Analytiker sich über Stunden
hinweg mit der Beziehung des Patienten mit dessen Bruder befasst und die
Rivalität zwischen beiden hervorgehoben hatte, was auch auf gute Resonanz
des Patienten stieß oder zu stoßen schien. Der Patient wies so
wahrscheinlich den Analytiker darauf hin, dass es um die Rivalität zwischen
Patient und Analytiker ging, und das Gerede von der Rivalität mit dem
Bruder ein kollusives, von beiden betriebenes, Ablenkungsmanöver war
(Abwehr der Übertragungs-Gegenübertragungssituation durch Verschiebung auf
eine andere Zeit und auf eine andere Person). Der Patient kam somit auf
seine und des Analytikers Übertragung und Gegenübertragung durch eine
Handlung zu „sprechen“, - was üblicherweise mehr die Rolle des
Analytikers ist (aber durchaus nicht sein sollte), und zwang den Analytiker,
über sein schönes Thema endlich zu stolpern.
Wenn dies nicht
ausreicht, den Patientin zur richtigen „emotionalen Einsicht“ zu
bringen, kriegt der Patient es noch einmal richtig persönlich gesagt („eingebimst“), dass er sterblich ist und dass auch er
in höchstem Maße von der Mortalität betroffen ist, und dass
es ein schwerwiegendes Symptom sei, notorisch nicht ständig an die Mortalität
zu denken, wie es Gesunde und Reife täten, und dass es die
Schwere des Traumas beweise, dass er so selten an seinen Tod denke und
diesen hier zudem so selten verbalisiere und validiere und überdies viel zu
wenig zertifiziere. (wie das Aschekreuz auf der Stirn bei der Firmung,
„und zur Asche sollst du wieder werden“!).
Das muss dann der
Patient schließlich „einsehen“, aber dann geht es erst richtig los mit
dem „Trauern“ und der „Trauerarbeit“. Der Trauerprozess muss
gründlich „durchgearbeitet“ werden, und erst dadurch soll dann
„Getrenntheit“ (ein psychoanalytisches Kunstwort,
„analytisches Kunstsprech“, verbale
Kunststückchen, verbale Verfeinerungen auf Kosten des Patienten (Verf. hier) wie
auch „Körperlichkeit“), entstehen dürfen, und damit nähert
sich der Patient schon der Realitätsgerechtigkeit, und dann kann es zur
alles entscheidenden „Abschlussphase“ und „Trennung“ kommen, und
zwar alles
hübsch in genau dieser Reihenfolge und in der Übertragung
und von der Übertragung weg, und dann verkündet der Analytiker das Ende
der Analyse, da der Patient die nötige „Reife“ erreicht habe („ego te
absolvo“) und nun „in das Leben hinaus gelassen“ werden könne.
Trauere also schneller, tiefer, länger,
Genosse Patient! Trauere dich durchs Leben. Und kümmere dich nicht weiter
um Konflikte! Die Trauer, des Analytikers liebstes Kind, wird es richten. Sei nicht länger unfähig, zu trauern. (Margarete
Mitscherlich: „Die Unfähigkeit, zu trauern“). Wer Trauer hat und wer
Trauma hat, hat keine Konflikte und braucht keinen Likör. Trauere dich
gesund und lass dich dabei psychoanalytisch begleiten! Mit Trauerarbeit wird
alles gut. Kalkulieren
Sie dafür schon mal ein paar Jahre ein, Sie haben ja unendlich viel Zeit,
Kinder können Sie noch mit 50 kriegen. Dass dabei (oft schon nach 29. LJ.) der Beckenboden (M. levator ani)
irreversibel zerrissen wird, mit den Folgen von Harninkontinenz,
Stuhlinkontinenz, Uterusprolaps und Darmintrusion in die Scheide, und
Schmerzen, ist nicht schlimm, denn Sie haben ja den Trauerprozess schon
hinter sich, den Analytiker ebenfalls, und die Rente winkt.
Außerdem: Wozu brauchen Sie Kinder, wenn
Sie genügend getrauert haben? Trauerarbeit ist eine Lebensarbeit, ein
Lebenswerk. Dies müssen Sie vor allem an Ihrem
Analytiker, in der Übertragung, vollbringen. Achten Sie darauf, dass auch
Ihr Analytiker richtig mittrauert. Denn mit Ihrem eigenen Trauern kann es
nicht getan sein, dies wäre nur die halbe Miete. Alles muss sich in der
Behandlungsdyade abspielen. Setzen Sie die Trauerarbeit nach Beendigung
Ihrer Analyse fort. Die Analyse hat einmal ein End `, die Trauerarbeit nicht. Denken Sie bei der Trauerarbeit auch an den sozialen Wert
von Arbeit. Trauerarbeit verschafft Ihnen auch mehr Anerkennung im
Kollegenkreise und mehr Selbstachtung und Selbständigkeit.
Nur wer trauert, arbeitet richtig und ist ein nützliches Mitglied
der Gesellschaft.
Das menschliche Gehirn,
die menschliche Psyche denkt gar nicht daran, sich an ein solches Sukzessionsschema (kritisch betrachtet von Benjamin Barde, 2014 mündliche
Mitteilung) zu halten. Analytiker hingegen haben doch zu gerne „Ordnung“
in ihrem Kopf, besonders, wenn es eine simple Ordnung ist, damit sie eine
Linie haben. Gehirn, gebe gefälligst deine vierdimensionale Tätigkeit auf
und bescheide Dich auf unsere lineare Denkweise. Von deinen 100 Milliarden Zellen brauchen wir nur ein paar
hundert, und es wäre doch ein Wunder, wenn wir die nicht auf Linie bringen
könnten, - wozu haben wir eine Lehranalyse gemacht und uns zu
Empathie-Athleten entwickeln dürfen? Hier liegt einfach Unfähigkeit
zugrunde, sich von liebgewordenen Vorstellungen zu verabschieden.
Zum
Glück denken nur wenige Analytiker (so „institutsgeleitete, geführte
Analytiker“) so, aber sie geben manchmal (evtl. „Gockelzwang“) den Ton
an, reiben sich freilich die Augen, dass sie kein Ordinariat mehr besetzen können.
Von
Abwehr ist bei diesen Themen keine Rede mehr, als ob Freud nie eine
Strukturtheorie entwickelt hätte und Abwehr in diesen Themen keine Rolle
spielte und als ob es sich also hier nicht bereits um Kompromissbildungen
handelte, die wie ein Symptom gebildet sind.
Man
gibt sich sogar erstaunt, ratlos bis befremdet (so, Abwehrlehre sei doch längst
veraltet, - nein , - man hat sie verlernt oder nie wirklich verstanden,
jedenfalls meistens nicht konsequent angewandt, und dass ich sie hier und in
meinen Analysen intensiv anwende, zeigt schon allein, dass sie nicht
untergegangen, sondern höchst vital und quicklebendig ist, wenn ich mir zu
dieser Bemerkung die Freiheit nehmen darf oder einfach nehme), wenn bei den
vorgeführten Fallbeispielen in diesen Themen nach der Bearbeitung der
Abwehr gefragt wird.
Nein,
man möchte wie in der Frühzeit Freuds, also gemäß dem topographischen
Modell, nach dem Unbewussten direkt angeln und das Gefundene als das
Unbewusste, Verdrängte ausgeben und als das Sensationelle nicht anders als
in der Frühzeit der Psychoanalyse nicht ohne Eitelkeit und Sensationslust
vorzeigen, statt das Gefundene als Ergebnis eines
weiteren inneren Prozesses zu begreifen und zu respektieren.
Es ist nicht übertrieben,
hier von einem zeitgenössischen Neglect der Abwehr im psychoanalytischen Kongress- und Vereinsleben zu
sprechen.
Demgegenüber
enthalten die Examenskolloquien mit ihren detaillierten Fallvorstellungen
(jeweils über 300 Stunden Behandlung mit Supervision durch Lehranalytiker)
noch oder wieder regelmäßig längere Ausführungen über die beobachtete
und gedeutete Abwehr. Auch über diese Differenz macht sich offenbar niemand
Gedanken.
Traditionell herrscht
im besten Fall hingegen eine Zugangsweise vor, die auf
nur einzelne Komponenten des neurotischen Konflikts fokussiert, so Wünsche nach Halt und Fortkommen oder Ängste,
diese Ziele nicht zu erreichen, oder Vergeltungsängste, Schuld- und
Schamgefühle, aber den Blick auf das Ganze, den gesamten zugrundeliegenden
neurotischen Konflikt mit seinen Einzelkomponenten verloren hat, - richtiger
- vermeidet, - eine unnötige, schwerwiegende Selbsteinschränkung zugunsten
einer eingeengten Sicht- und Arbeitsweise, z. Z. besonders einer einseitigen
Traumatherapie (als ob einem Trauma nicht schon eine Neurose aufgrund eines
inneren unbewussten Konflikts vorausgehen könnte, die dann auch
weiterbesteht, oder durch das Trauma ausgelöst werden könnte oder sogar müsste,
mitsamt deren einzelnen Konfliktbestandteilen und deren Abwehr, oder einer
einseitigen Mentalisierungstherapie, deren angeführte Fallbeispiele, wenn
man sie Wort für Wort liest (aber wer unterzieht sich schon dieser Mühe?),
in keiner Weise die anspruchsvollen Theorien stützen können, sondern von
willkürlicher und oberflächlicher Interpretation gekennzeichnet sind
(Fonagy et al.: Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des
Selbst, 2013, s. Krill 2015).
Verbreitet
ist auch andere Formen von Abweichungen von der Konzentration auf das
Innenleben: So benötigt die Analyse nicht eine „Diskrepanz“ zwischen
„phänomenaler Wahrnehmung“ und präkonzeptuell gesteuertem Erleben“
des Patienten (Bardé 2012, 209). Es geht hier immer nur um das innere
Erleben des Patienten. Für Phänomenologie sind wir nicht zuständig. Das
sind Außenaspekte, bei denen es um die Frage ginge, wie Andere das Gleiche
erleben würden, nämlich verschieden. Diskrepanzen von Belang kann es aus
analytischer Sicht nur geben zwischen den Erlebnisweisen verschiedener
Personen, wie sie z.B. in einer Gruppenanalyse zum Ausdruck kommen. In der
Einzeltherapie interessiert nur die Erlebnisweise diesen einen Patienten
(und nicht etwa meine oder die meines Nachbarn), und mit dieser haben wir
genug zu tun. Wir lassen uns von unserer Aufgabe nicht ablenken durch Außenansichten
durch Andere. Wir brauchen keine Phänomenologie, sie stört uns nur. Gerade
die von Balint, Kutter und Andere geforderte „Anerkennung“ und die
„Performität der primären Spontaneität des Patienten (zit. n. Barde
2012, 209) können wir nur dadurch gewährleisten, dass wir uns streng auf
den Patienten und sein Innenleben konzentrieren. Und durch nichts fühlt der
Patient sich so anerkannt als durch dieses.
Zu
allem, sogar zur komplizierten Philosophie und Phänomenologie, ist ein
Analytiker bereit, wenn er nur herumkommt um die Behandlung des inneren
Konfliktes. Hier ist die Phobie zum ritualisierten Neglect geworden, per
Intellektualisierung als Abwehr gegen die inneren Konflikte, mit
denen man partout nicht zu tun haben will. Über alles
Andere ist man bereit zu sprechen. Die dort ebenfalls beschworene „Normale
Sprache“ (dito) ist nichts anderes als eine Sprache, wie sie nach
Bearbeitung der Abwehr möglich wird und sein soll, - wenn der innere
Konflikt diese Sprache nicht mehr stört. Auch bei der „Verstümmelung von
Texten, Textentstellungen und Wiederherstellung zerstörter Zusammenhänge...
der Lücken... des Ausgelassenen...“ (Freud, Argelander (zit. von Bardé
2012, 208) geht es um nichts anderes als die Wirkung der Abwehr und deren
Auflösung, sodass das Verdrängte endlich gesagt werden kann. Außerdem
handelt es sich bei der Konzentration auf die Sprache um ein kapriziöses
Unterfangen, nicht ohne Eitelkeit, weil man über die Sprache am besten
philosophieren kann. ohne jemandem weh zu tun und ohne zur Sache kommen zu müssen
(„Goethe hat den Braten gerochen, er hat nie über die Sprache
gesprochen“).
Ganz
gelingt die Auflösung der Abwehr nie. In jeder sprachlichen und nicht
sprachlichen Äußerung steckt immer noch Abwehr. Die Störung oder
jedenfalls Beeinflussung der seelischen Abläufe durch Abwehr ist umfassend.
Sie betrifft nicht nur das – kleine und harmlose - Gebiet der Sprache,
sondern beeinträchtigt alle Abläufe, namentlich die nonverbalen, die das
Leben weit mehr beherrschen. Auch hier kann man sagen, dass man „bereit
ist, über alles zu reden“, wenn man nur die Macht der Abwehr und somit
den inneren Konflikt negieren kann / darf. Wir wollen das aber nicht
erlauben.
„Textentstellungen“,
- als ob es nur um Texte ginge. Ist der Patient ein „Texter“? Welche Verharmlosung, welche Intellektualisierung. Der
Analytiker soll die Aufgabe haben, die angeblich zerstörten Texte
wiederherzustellen. Der Analytiker als Dichter und Wiederhersteller,
Konservator des Alten, des Richtigen, als Besieger des Bösen, des
Entstellenden, als Retter und edler Ritter, als Papierraschler. „Zerstörtsein“
macht sich als dramatisierender Ausdruck immer gut, zumal der „Zerstörung“
dann die Retter auf dem Fuße folgen können. Aber sie wollen alle direkt
und höchstselbst die Lücken schließen, das Ausgelassene ohne Respekt auf
die Abwehr erraten, als „Empathieathleten“, und gelernte Restaurateure,
die „Verstümmelungen“ wieder zusammenflicken wie ein Chirurg. Man kann
doch einen Verstümmelten nicht einfach so lassen, einen Zerstörten nicht
einfach so liegenlassen, nicht wahr? Auch eine „Störung des
Raumzeiterlebens, gar als „Auflösung der Formen von Raum und Zeit“ (hier wird es sogar physikalisch statt nur psychisch, wo ist hier der Text? Lit. b. Verf. 2012) aufgefasst, kann ich klinisch nicht
erkennen, und auf solches allein kommt es an, denn Philosophie ist so
geduldig wie Papier und wie ein Schreibtisch. Wo soll „der Raum zu einer
Fläche zusammengepresst“ sein, ein „Weltverlust“ sich ereignet haben,
ein „Nullpunkt konstituiert“ (wie vor dem Urknall?) sein? (dito S. 207).
Wo sind die klinischen Korrelate? Es handelt sich um Zitate von Kant, aber
Kant hat, wenn man höflich und einfältig daran erinnern darf, nicht einen
einzigen Patienten gehabt, geschweige denn psychoanalytisch behandelt. Im
angeführten Fallbeispiel hat ein Pat. immer wieder Vorhofflimmern erlitten,
wenn er sich nicht durchsetzte (gegen überlange Spaziergänge, die ihm
nicht zuträglich waren, gegen aufgedrängtes Kuchenessen, gegen
Totgeredetwerden oder besser Sichtotredenlassen durch einen, der ihn im Auto
mitnahm u.a.). Die aufsteigende Wut, also eigene aggressive Regungen, eigene
aggressive Wünsche, die sich dann auch in der Übertragung zeigen, indem
der Patient fernbleibt, ohne die Sitzungen abzusagen (S. 211 dito) und nicht
weniger in der Gegenübertragung („befürchtete...ein gewalttätiges
Schlage-Szenario“; fürchtete, eine solche Dynamik –selbst- auszulösen“,
also die eigene Aggressivität fürchtend und somit abwehrend, S. 211 dito,
sodass man sich auf einen Kuraufenthalt einigte – Verschiebung des
gesamten Aggressionskonflikts auf einen anderen Ort und auf andere
Therapeuten, -ein Schelm, wer fragen würde, ob man den Aggressionskonflikt
auch im Patienten selbst hätte behandeln können - , konnte er nicht äußern,
aus Vergeltungsangst, aus Scham, aus naheliegenden Schuldgefühlen (man tut
so etwas nicht, wenn man eingeladen ist, wenn man im Auto mitgenommen wird,
wenn man sich auf eine Wanderung nun mal eingelassen hat) er dürfte deshalb
Abwehr gegen diese unangenehmen Gefühle eingesetzt haben in Form von
Wendung gegen die eigene Person, was unterwürfiges Verhalten und
Selbstbestrafung einschließt. Der dort genannte „zirkulär- rotierende
Prozess“, „Präkonzept“
und
die „präkonzeptuell gesteuerte
Ablaufstruktur“, „infantile Modellszene“ ( S. 216 dito)
(die drei letzten sind zu außerdem zu statisch gedacht, als ob es um
endgültige Zustände ginge),(dito 209-10) sind nur ein andere Worte für
das Hin und Her des inneren Konfliktes mit seinen Wünschen, gesund zu
bleiben, sich durchzusetzen, seinen Vergeltungsängsten und seinen Schuld-
und Schamgefühlen einerseits und seiner Abwehr gegen diese unguten Gefühle
andererseits. Statt „Weltverlust“ und „Objektlosigkeit“ darf man
bescheidener sagen: Wenn der Patient einen Herzanfall erleidet, fühlt er
sich hilflos und ist er ganz mit seinem schlechten, sogar katastrophal
schlechten, Zustand beschäftigt und interessiert sich kaum noch für
Anderes. Warum sollte er auch? Er handelt völlig realitätsgerecht, denn er
hat die Aufgabe, sich um sich zu kümmern, um Hilfe zu bitten usw. Sprechen
wir auch von Weltverlust, wenn jemand sehr hungrig ist und nun das Essen
hinunterschlingt, oder jemand akute Zahnschmerzen hat und sich nur noch um
den Zahn kümmert ? (W. Busch: All des Schmerzes Seele, sitzt jetzt in des
Zahnes Höhle“). Im Augenblick interessiert ihn nur die Mahlzeit, nur der
Zahn, - was soll daran pathologisch sein?
Gegenüber
seiner Ehefrau (S.211 ff, dito) ist die gleiche Abwehr in Form der Wendung
gegen sich selbst zu erkennen (Impotenz, Unterwürfigkeit, -treffend als
„devote Bedienungshaltung“ beschrieben, stellt sich gern männerlose
lesbische Treffen vor, um seiner Angst vor männlicher Konkurrenz und seiner
Angst vor eigener Aggressivität gegen Konkurrenten auszuweichen, Abwehr
durch Negation) , bis er in der Sicherheit der weiteren Analyse diese
Abwehren aufgeben und klinisch eine erfreuliche Entwicklung nehmen konnte.
In ähnliche Richtung
bewegen sich „Bedeutungsbildungen durch musikalisches Zuhören“ (Dantlgraber 2012). Zweifellos kann das Ubw unter
Umgehung des Bw mit dem Ubw eines Anderen über nonverbale Mitteilungen über
Stimmungen, Wünsche nach Halt, Geborgenheit oder aggressiver Entfaltung und
Ängste (vermittelt jeweils visuell (so besonders mimisch), akustisch (so
besonders Stimmlage und Stimme), olfaktorisch, sensomotorisch (so besonders
Bewegungsmuster und Hautkontakt) reagieren, wie schon Mutter und Kind.
Gewiss handelt es sich „ um ein in sich geschlossenes System der Bildung,
Transformation und Speicherung“ (dito, S 151). in etwa auch Balints
„primärer Liebe“ entsprechend, und keinesfalls handelt es sich hier um
eine neue Erkenntnis .Entscheidend ist aber, dass die erst im Laufe der
Entwicklung entstehenden inneren Konflikte sich so gewiss nicht lösen
lassen. Es reicht dazu keineswegs, gut mitzufühlen, sich einzufühlen,
etwas gemeinsam zu fühlen, und sei es noch so intensiv, etwa auch in einem
analogen musikalischen Erleben oder Miterleben, etwa auch in Beispielen aus
der Musikliteratur oder Klangerinnerungen, welche „die Affekte
darstellen“ („Affekthören“, dito 152). Niemand wird bestreiten, dass
das Evozieren von Musik und Erinnerungen an Musik Affekte auslösen und
darstellen, und auch umgekehrt ein Therapeut und ein Patient aus Affekten
musikalische wie auch visuelle, körpersensorische Erlebnisse formen, eine „frühe Wahrnehmungs- und
Kommunikationsweise“ ... oder eine „archaische Lebenszeit wieder
wachrufen“ (S.152) kann. Auch kann dies durchaus, auch in gegenseitiger
Beeinflussung wie sonst im Alltag mit anderen Personen auch, im Gleichklang
mit dem Patienten geschehen, was aber nicht heißen kann, dass hier
irgendetwas verschmolzen wäre. Patient und Analytiker mögen die gleichen
oder ähnliche Erlebnisse oder Stimmungsanwandlungen haben, dennoch
geschieht dies getrennt in zwei Personen. Die Erlebnisse als solche sind
nicht etwa „vereinigt“ („unified“), wie dies an anderer Stelle
behauptet wurde. Im Einzelnen geht es „vom Affekthören zu
Klangvorstellungen, was dem Schritt vor der reinen Darstellung eines Affekts
zum Versuch, dem Affekt eine Bedeutung zuzuschreiben, ähnele“ Die
Klangvorstellungen seien vom Patienten den Analytiker „sensomotorisch
induziert“ (S. 153, gemeint kann nur sein „sensorisch“), zugleich
seien sie in dem persönlichen Erfahrungsbereich des Analytikers verwurzelt.
In meinen eigenen Worten: Der Patient bringt etwas im Analytiker zum
Klingen, - wirklich ein neuer Gedanke? Was jeder Bauer weiß, wird hier so
richtig gründlich- wissenschaftlich!
Von
den Klangvorstellungen geht es zu „vagen Vorstellungen von Tonfolgen, die
als Hörassoziationen zu bezeichnen“ seien, einhergehend mit körpernahen
Gefühlen wie Gefühlen des Fallens, des Steigens, des Rotierens, die nach
Stern (2005) auch „Vitalitätsaffekte“ genannt worden seien. Die
affektiven Erlebnisse können den Analytiker an ein musikalisches Motiv
erinnern. Sie geben die „gespeicherten Beziehungserfahrungen“ des
Analytikers wieder. Dann könne der Analytiker eine Deutung geben, die der
Patient zum „Ausbau seiner inneren Welt verwenden“ könne (S. 153).
Solche
Vorstellungen sind vielmehr ein Beispiel für (Abwehren von) Ausweichen vor
konflikthaften Differenzen zwischen den beiden Beteiligten und in diesen
selbst, und zwar zu Vorstellungen von Harmonie in Form von Vermeidungen,
Verleugnungen, auch Reaktionsbildungen gegen aggressive Wünsche, aggressive
Regungen.
Die angeführten Fallberichte (so dito 154 ff),
die übrigens, wie auch sonst in der analytischen Literatur zu beobachten,
notorisch theoretische Erwartungen / Hoffnungen mit klinischen
Beobachtungen oder Befunden verwechseln oder unauflösbar
vermischen, legen aber nicht dar, dass dadurch ein innerer Konflikt einer Lösung
nähergebracht, noch, dass dies überhaupt angestrebt wurde. Welche
Abwehrvorgänge zugleich oder auch nicht zugleich in Patient und Analytiker
in ihrem Musikerleben ablaufen, - dafür interessiert man sich nicht.
Im
ersten Fall kam es zu einer „Hemmung des Assoziationsflusses in der (25j.)
Patientin“ durch eine erotische Übertragung mit den Ängsten und
Schuldgefühlen sowie Vermeidung des Sprechens der – wesentlich jüngeren
– Patientin, die auch ohne Musikerleben deutlich und deutbar genug war.
Auch die Gegenübertragung („Hörassoziationen, ergänzt durch ein inneres
Sehen“) „im Meer würde ein Sturm aufkommen“ ist nur natürlich. Der
Analytiker hat hier aber nur von sich auf Musik verschoben, weil die
erotische Gegenübertragung auf eine sehr junge Frau, die wegen
„Beziehungsproblemen mit Männern“ kam, bekanntlich nicht weniger bedrängend
ist als eine erotische Übertragung. Hier dienen die feinen
musikanalytischen Schritte und Überlegungen ersichtlich der Abwehr von
Schuld- und Schamgefühlen sowie Vergeltungsängsten im Analytiker selbst.
Im zweiten Fall,
einem 45 j. Krankenpfleger, erfasst der Analytiker ebenfalls „ unsagbares
affektives Material des Patienten“ „via sensomotorischer Induktion“,
bis zu Assoziationen eines konkreten Musikstücks. Dies habe es ermöglicht,
dass sich „in einer nichterfassbaren analytischen Situation Bedeutungen
bilden“ konnten, die zu einem diskursiven Verstehen geführt haben. Die
Wege, die dort bis zu diesem Ergebnis gezeichnet wurden, sind äußerst
verwirrend, um nicht zusagen, verworren. Auch hier herrscht Wunschdenken
vor, und die Wege zum Ergebnis sind nicht nachvollziehbar, erwecken vielmehr
den Eindruck von Willkür. Es wird dargestellt, wie es sein sollte, aber
nicht, wie es war. Zweifellos teilt sich Ubw des Patienten dem Analytiker
direkt mit, wie auch gewiss nicht weniger umgekehrt, - direkt, d.h. ohne
dass sich dieses in Worte oder gar in einen klaren Gedankengang fassen ließ.
Dazu benötigen wir keineswegs den Umweg über Musikvorstellungen, der, wie
hier angeführt, mit einer gewaltigen auch intellektuellen Anstrengung
einhergeht bzw. diese anscheinend auch erfordert. Nein, zum Glück für den
Patienten geht es einfacher und direkter, wie zwischen Mutter und Kind! Umständlichkeiten
können wir uns als Analytiker nicht länger leisten. Es ist schon viel
getan, wenn es dem Analytiker gelingt, seine Gegenübertragung zum Nutzen
des Patienten einzusetzen. Hier kann der Verdacht aufkommen, auch noch mit einem gewaltigen Aufwand von der Bearbeitung des inneren
Konfliktes abzulenken, i. S. einer Vermeidung, die Abwehr
anzugehen, auch unter dem gefährlichen, oft von Eitelkeit und
Selbstbezogenheit nicht freien Anspruch, nicht nur Analytiker, sondern noch
mehr ein Künstler zu sein (s. hierzu die Einwände von Paul Gray) und die
eigene Person zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen,
zumal vom Musikerleben des Patienten nicht die Rede ist.
Aber
es kann sogar der Eindruck entstehen, dass nicht nur der Konflikt im
Patienten vom Analytiker abgewehrt wird, sondern auch der Kontakt zwischen
den beiden Ubw. der Teilnehmer. Denn zuviel ist vom Analytiker an umständlichen
und scharfsinnigen Überlegungen und Musikerleben dazwischen geschoben, als
dass dieser direkte Kontakt noch möglich wäre. Man kann durchaus die These
vertreten, der Kontakt wurde sogar nur durch das Musikerleben gestört,
zumindest nicht erleichtert, sondern erschwert. Beides gleichzeitig ist
nicht zu haben.
Insgesamt
ist auch festzuhalten, dass inneres Musikerleben des Analytikers ihm helfen
kann, seine Gegenübertragung zu erkennen und vielleicht auch intensiver zu
fühlen. Aber dies kann man von anderen inneren Vorgängen im Analytiker
ebenfalls sagen, z.B. eigenen Erinnerungen, Wünschen, Ängsten, Schuld-und
Schamgefühlen sowie Abwehrformen der gleichen oder gegenteiligen Art, wie
der Patient sie vorträgt bzw. zeigt. Gegenübertragung ist wichtig, aber
auch nicht alles, und keineswegs nur Musikerleben, erhellt die Gegenübertragung.
Es ist
auch zu berücksichtigen, dass es auch Analytiker geben soll, die mit Musik
nichts am Hut haben. Was machen die?
Bloß von Arbeit an
der Abwehr will niemand etwas hören. „Sprachzerstörung und
Rekonstruktion“ klingt besser. Die Seelen, an sich schon verloren, werden
vom sōtēr, vom salvator, vom Heiland, vom Retter, vom
Analytiker gerettet. Dem Rekonstrukteur ist nichts zu schwör. „Wer ein
Volk retten will, kann nur heroisch denken.“ Man begnügt sich nicht, zu
meinen, dass man die Abwehr mildern konnte, nein, man muss ein Retter sein.
Indessen hat die frühere
Konzentration auf die Therapie von angeblichen oder tatsächlichen Borderlines, etwa nach Kernberg, schon wieder an Aufmerksamkeit
verloren, zumal deren Ergebnisse die hochgesteckten Erwartungen von Anfang
an enttäuschten, auch bei Vertretern dieser Richtung selbst.
Deren
Fallbeschreibungen sind dürftig, sogar programmhaft- vollmundig- plakativ,
routinehaft sich selbst durch die Rotation der Presse reduplizierend, schon
nach dieser kurzen Zeit miefig- verstaubt- bürokratisch, tot wirkend, vor
allem auch laienhaft, nämlich naiv-populärpsychologisch, voller falscher,
gesuchter Analogien, z. T. tief unter Selbstverständlichkeiten stehend,
ohne an Abwehrmechanismen Anna Freuds auch nur zu denken und ohne auch nur
einen einzigen der behaupteten sog. primitiven Abwehrmechanismen klinisch
darzustellen, auch ohne sonst anschaulich zu sein, halten sich sehr im
Allgemeinen und lassen auch keine konkreten klinischen Besserungen erkennen
(Krill 2008, Projektive Identifikation, Spaltung, 82-88), Borderline
als „waste basket diagnosis, Borderline als unerkannte Gegenübertragung, 250- 259).
Die
Herkunft vom Nur- Schreibtisch, das Künstlich- Synthetische, ist ihr
deutlich anzumerken, das herdenhaft Nachschwätzende, d.h. der immer wie
selbstverständlich klingende, gedankenlose, gedanklich nicht selbst überprüfte
Umgang mit gewichtigen Bruchstücken wie „projektiver Identifikation“
(die nie im Einzelnen beschrieben wurde) mit ihrem inzwischen heftigen
Wurzelwerk nicht weniger..
Auch
persönlich ist mir kein Psychoanalytiker bekannt, der erfolgreich nach
dieser Methode gearbeitet hätte, ungeachtet der umfangreichen, verheißungsvollen
Literatur. Die Druckerpresse lässt grüßen, wir und viele Andere grüßen
höflich, aber in der Sache bestimmt, zurück. Bis heute wird der Begriff
gedankenlos gebraucht.
In
Kliniken wird „Borderline“ besonders häufig verwandt (und muss dann
weiter ohne eigene Nachprüfung und Beurteilung von den niedergelassenen Ärzten
übernommen werden), damit die Länge des Aufenthalts vor den kritischen
Augen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) mit schwerer
Krankheit gerechtfertigt werden kann. Klingt nicht diese Diagnose nach einer
Fast-Psychose? Welche gefühllose Person möchte es wagen, einem
„Borderline“ eine medizinische Leistung zu versagen oder zu kürzen? Um
sich – immer im Vergleich zu analogen Kliniken – zu behaupten, werden 30
% Borderlines, 30 % schwere Persönlichkeitsstörungen oder „schwere
depressive Episoden“ und 30 % schwere Traumatisierungen (PTBS) von ganz
oben an die Ärzte und Psychologen vorgegeben, sonst muss die Klinik schließen.
Der
MDK hat es schwer, einem eloquenten Klinikdirektor und Professor zu
widersprechen, und die Krankenkassen hüten sich (und kein Mitarbeiter hätte
dort ein Interesse daran, denn er handelt sich nur Ärger ein), einem
Patienten zu widersprechen. So kommt es zu der „wundersamen Vermehrung
schwerer psychischer Erkrankungen“ von biblischem Ausmaß in den
Statistiken.
Nun ist die
angebliche Therapie an verdinglichten (reifizierten) „intermediären Räumen“
an der Reihe. Hierzu gehört auch die Forderung von Sandler, Holder und
Dare (1973), Klüwer (1983), vom „Frankfurter Szenen- und
Inszenierungskonzept“ (Klüwer, Scharff 2010, Otto 2014)
(Kritik s. Krill 2008, 226 ff: Narzisstisch getönter
Leistungsehrgeiz), „Rollenbeziehungen, „wechselseitige Behandlung ,
„Handlungsdialog“, situative Evidenz (gleich oder
ähnlich bei Argelander, Lorenzer, alle zit. n.
Markert 2012, 176) und nach „gemeinsamem Forschungsprogramm von Patient und
Analytiker“, das die vom Patienten beabsichtigte „Rollenübernahme“ des Analytikers einschließen soll.
Den „Handlungsdialog“ hat man auch früher schon gesehen. Er ist Alltag, mitsamt
der ständigen gegenseitigen Manipulation (die auch sensationell, trendhaft,
imitativ und ohne eigene Überprüfung des Begriffs „projektive
Identifikation“ genannt wird, - um die es jetzt wieder stiller geworden
ist). Die Handlungen des Analytikers hatte man bislang unter „Gegenübertragungsagieren“
gefasst. Damit war treffend festgehalten, dass diese Handlungen vom
Patienten induziert waren, dass also der Analytiker sich manipulieren ließ.
Die Frage ist, ob die Einführung des Begriffes „Handlungsdialog“ neue
Erkenntnisse gebracht hat. Es ist wohl ein treffendes Wort gefunden worden,
aber der Nachteil dieses Begriffes ist neben seiner Alltäglichkeit, seiner
Selbstverständlichkeit der Aufmerksamkeitsentzug, den der Patient, speziell sein Innenleben erfahren muss
oder kann, wenn sich die Konzentration des Analytikers auf den
Handlungsdialog verlegt.
Markert (2012, 191)
plädiert aber: „ ..ein Analytiker, der bereit ist, auf der analytischen Bühne
mit der Analysantin (Analysantin!)
Handlungsdialoge zu inszenieren, wird es ermöglichen, einen Neubeginn zu gestalten“. Freud habe lediglich die infantilen
Wurzeln der Übertragungsliebe erkannt, nicht die Neuschaffung einer
Vaterbeziehung und deren intensives Durchleben durch eine Patientin, nein,
durch beide Teilnehmer, denn der Analytiker muss hierzu wirklich die Rollen
voll übernehmen (Briefe mit Anreden als „mein lieber Papa“, „mein
liebes Töchterlein“, Telefonate, Besuch), selbstverständlich ohne das
Inzesttabu in Frage zu stellen. Hier handelt es sich um einen neuen,
ungewohnten Gedankengang. Einleuchtend ist zumindest, dass die Patientin
infolge des Einsteigens des Analytikers auf die ihm zugedachte Vaterrolle
(und auf die dahinterstehende Mutterrolle mit Sehnsucht nach der Mutter) die Beziehung zu ihrem eigenen und zu einem neuen Vater
gewiss intensiver als in „gewöhnlichen“ Analysen
durchleben und Verzicht lernen konnte. Es war ein Handlungsdialog
zustandegekommen, über den nicht nur nachgedacht wurde, sondern der auch
ein intensiveres Durchleben ermöglichte. Eine reine Abwehranalyse wäre
hier wohl schwer vorstellbar gewesen, zumal die Patientin ihre Liebe wenig
abwehrte. In einer Gruppenanalyse wäre aber ein Handlungsdialog von diesem
Ausmaß nicht möglich, sondern würde nur zur Verwirrung führen. Grundsätzlicher
Einwand kann sein, dass es fraglich ist, ob ein volles Durchleben kindlicher
Konflikte bzw. Traumen in der Analyse und eine solcher Handlungsdialog wie
hier wirklich notwendig sind, innere Konflikte zu lösen. Ist dieser Weg
nicht doch zu umständlich und zeitraubend wie auch andere oder ähnliche
Wege, welche die Arbeit mit Übertragung, Gegenübertragung und Empathie als
die einzig richtige betrachten? Oder wird hier im Stillen auf Konfliktlösung
verzichtet, weil man nicht an wesentliche innere Konflikte im Zusammenhang
mit kindlichen Traumen wie hier glaubt und nur Traumafolgen mildern will und
hierzu Nacherleben mit Rollenübernahme durch den Analytiker für
ausreichend oder einzig erfolgreich erachtet? Hierbei würde der Empathie höchste
Bedeutung zukommen, wie auch Übertragung und Gegenübertragung sowie dem
Handlungsdialog. Diese Art von Analyse nähert sich bedenklich dem frühen
topographischen Modell Freuds an. Zudem ist Neubeginn sicher auch in anderen
Analyseformen angestrebt und erreicht, kann also keinesfalls vom Konzept des
Handlungsdialogs gepachtet sein, ist also für diese Art von Analyse nicht
spezifisch, sondern unspezifisch. Andererseits und immerhin: Nichts ist so
erfolgreich wie Erfolg.
Speziell zum Frankfurter
Szenen –und Inszenierungskonzept: Auffallend ist eine
gewisse Selbstzufriedenheit, wenn nicht ein naiv gegenüber dem Patienten
(die daraufhin das Weite suchen, Krill 2008) demonstrierter Stolz über die
eigene blitzartige Leistungsfähigkeit und die so erreichten Erkenntnisse
(Krill 2008, 266 ff: Narzisstisch getönter Leistungsehrgeiz). Zu sehr wurde
das Konzept in der Literatur als große Entdeckung gefeiert. Diese hehren
Gefühle stören aber – unreflektiert - die spätere, nachhaltige Arbeit
am Patienten. Zumindest besteht immer die Gefahr, sich auf diesem übereilt
erlangten „Erkenntniskissen“ (Verf. 2014, Krill 2008: „Wir haben
niemals Ruhe“) auszuruhen. Dementsprechend ist auch nirgendwo ein
therapeutischer Ansatz erwähnt, noch eine Absicht dazu, auch nicht oder nur
wenig bei Kipphan (2012, 275- 285).
An diagnostischen
Verfeinerungen, einschließlich z.B. Kernbergs
gutklingenden, vornehmen, exakt vermessenen Abstufungen von verschiedenen
Konfliktniveaus (primitiv, tief, - mittel, - hoch, archaisch, unreif, ödipal,
genital, reif) fehlt es in der Psychoanalyse ja nicht, hingegen sind diesen gegenüber die
tatsächlichen therapeutischen Möglichkeiten weit zurückgeblieben, besonders, wenn man den Aufwand in Rechnung stellt. Ein
Schelm, wer denkt, mit diagnostischen, hübsch aufgemachten Tricks wolle man
ablenken von tatsächlicher Unfähigkeit, wenn es darum geht, aus diesen
therapeutischen Gewinn zu schlagen. Hic (auf therapeutisch-praktischem Feld)
Rhodos, hic salta! Die diagnostischen Feinheiten haben sich von den
therapeutischen Möglichkeiten abgekoppelt, - sie haben den Charakter von
Heilsversprechungen eingenommen, die nicht eingelöst wurden und mit den
jetzigen, analytisch-üblichen Mitteln auch offensichtlich in Zukunft nicht
eingelöst werden können. Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Große Worte ohne Taten.
Auf das Erstgespräch oder irgendeine Eröffnungsszene
ist man ohnehin zur Diagnostik nicht angewiesen. Wie bereits früher erwähnt (Krill 2008), ist schon grundsätzlich
nicht einzusehen, warum gerade die Eröffnung so herausragend wichtig sein
soll, - es sei denn, man hat nichts Anderes. Inszenierungen gibt es in jeder
Stunde aufs Neue, in Hülle und Fülle, und ebenfalls von beiden Seiten.
Ein
nicht weniger gewichtiger Einwand gegen die Überbewertung des ersten Gesprächs,
der Anmeldungsweise u. ä. ist der, dass die darin enthaltene Abwehr
(immerhin erwähnt von Kipphan 2012) in Art und Ausmaß nicht abzuschätzen
ist. Vor allem, und das ist der dritte Einwand, stimmt nachdenklich, dass es
vielfältiger Überlegung bedarf, das Erstauftreten des Patienten auf diese
Weise zu verstehen. Wir können uns weit schneller und besser auf unser Gefühl
verlassen. Wir fühlen auch ohne Inszenierungskonzept, Szene hin, Szene her,
was der Patient mit uns anstellen will und - was
nicht unbedingt das Gleiche ist – welchen inneren Konflikt er ungefähr
hat. Ist nicht gerade das unmittelbare Mitfühlen (d. h. unter Ausschaltung
komplizierter Überlegungen) (s. o.) in der
Psychoanalyse en vogue? (Dantlgraber 2012 s. o., Markert 2012 s. o.), und
dieses keineswegs nur im Erstkontakt, sondern in jeder Sitzung? Was soll
denn nun gelten?
Gruppen-Ich, Gruppen- Überich, Angstgefühle und Schuld-und Schamgefühle der Gruppe, Gruppenabwehr (Gruppe analog der Struktur des Einzelnen), so nach
Argelander besonders Idealisierung, Projektion, Identifikation, Regression,
und schließlich die „Gruppendeutung“ und Gruppenübertragungsdeutung,
d.h. Deutungen, die an die ganze Gruppe gerichtet wurde. Bion sah die Gruppe
von „gemeinsamen unbewussten Phantasien“ gelenkt (z. n. Gerlach 2012,
118).
Hier
sind Bion und Argelander m. E. einem Missverständnis erlegen. Gewiss haben
die Gruppenmitglieder oft die gleichen Ängste, Schuld- und Schamgefühle
und Abwehren, und gewiss haben sie auch ähnliche oder sogar gleiche
Erlebnisse gehabt, haben auch gleiche oder ähnliche Erinnerungen, haben
viele gleiche oder ähnliche Übertragungen auf den Leiter der Gruppe und
untereinander. Bei der außerordentlichen Ähnlichkeit der Menschen
untereinander ist dies auch nicht anders zu erwarten. Dennoch ist es irreführend, zu behaupten, die Gruppe habe
gemeinsame unbewusste Phantasien. Sie haben diese nicht gemeinsam, sondern
jeder für sich hat die gleichen oder ähnlichen Vorgänge in sich, weil wir
uns so ähnlich sind.
Dies
ist deshalb wichtig zu betonen, weil sonst die Gruppe i. S. eine Reifizierung zu einem
Einzelwesen idealisiert bzw. dämonisiert wird, das
eigenen Gesetzen gehorche, eine eigene Vorgeschichte mit Primärpersonen hätte,
eigene Abwehren entwickle, eine eigene Übertragung (und Gegenübertragung
auf den Therapeuten) entwickle.
Dem Gedanken, die
Gruppe trete wie ein Einzelwesen auf, kann auch eine Gegenübertragung des
Therapeuten i. S. seines Gefühls der Hilflosigkeit zugrundeliegen. Er ist
nicht mehr in der Lage, von den einzelnen Gruppenmitgliedern die einzelnen
zu unterscheiden, - weil sie sich außerordentlich ähneln. Verhängnisvoll
dürfte die Überforderung es Therapeuten und der Patienten sein: Mit dem
Eingehen auf die Voten der einzelnen Teilnehmer hat der Therapeuten schon
seine liebe Last, diese zu verstehen und die Abwehr in ihnen zu erkennen und
zu deuten. Dies auch noch über die Gruppe zu tun, dürfte ihn überfordern
(Tausendfüßlerproblem!). Auch der einzelne Teilnehmer müsste dann noch
aus der pauschalen Gruppendeutung das für ihn in Frage kommende
herausfiltern, und dies auch noch mit Übertragung und seiner Gegenübertragung
auf den Therapeuten und auf die anderen Mitglieder der Gruppe, sowie
ebenfalls auf die Gruppe „als Ganzes“.
Wer die Gruppe zum Empfänger von Deutungen zu machen versucht, verleugnet
die Komplexität des Geschehens und das völlige Auseinanderfallen der
Gruppe nach Beendigung der Gruppenanalyse und betreibt außerdem
Selbstidealisierung (Selbstüberschätzung in seiner Möglichkeit, eine
Deutung zu finden, die für die Gruppe passt, Selbstüberschätzung aber
auch darin, zu glauben, dass die Gruppe bzw. die meisten Gruppenmitglieder
von einer „Einheitsdeutung“ profitieren können, Selbstüberschätzung
auch darin, dass er glaubt, zugleich dem Einzelnen gerecht werden zu können).
Die
Anzahl der Variablen, die er aufgreifen soll oder kann, ist dadurch nur noch
mehr unübersichtlich geworden, was die Entscheidung darüber noch
schwieriger macht, als sie es ohnehin schon ist (Entscheidungstheorie). Wenn er sich dazu in der Lage fühlt, ist an eine
narzisstische Selbstüberschätzung (Selbstidealisierung auf Kosten der
Patienten) zu denken. Was hat sich da der Gruppenanalytiker nicht alles
aufgepackt, und den Patienten ebenfalls noch zugemutet.
Zudem
würde der Therapeut so den einzelnen Patienten vernachlässigen. Dieses ist
nur wegen sich selbst gekommen, nicht wegen der Gruppe oder wegen des
Therapeuten. Ob aber er aus einer Gruppendeutung wirklich Gewinn für seinen
Gesundheitszustand ziehen kann, ist sehr fraglich, und wenn, müsste er dafür
auf eine Deutung, die auf ihn zugeschnitten ist, verzichten.
Eine Gruppendeutung steht ja nicht für
sich allein, sondern in Konkurrenz mit anderen. Sie muss sie
sich in ihrem Wert messen lassen an Deutungen, die sich primär an eines der
Mitglieder der Gruppe wenden und von denen die anderen Mitglieder regelhaft
ebenfalls Nutzen ziehen können.
Zudem
sind Deutungen an eine ganze Gruppe notwendigerweise guruhaft, weise, entrückt,
abstrahiert, und dies ist wie Weniges geeignet, die abträgliche
Idealisierung des Analytikers durch die Patienten zu fördern.
Statt des Begriffes „analytische
Identität“ ist besser der Begriff „Identitätsgefühl zu verwenden,
denn allein dieser bezieht sich auf die seelische Befindlichkeit, mit der
wir es als Therapeuten zu tun haben. Für „Identität“ ist die
Psychoanalyse nicht zuständig, da es sich um einen soziologischen Begriff
handelt. Für Identität sind Rathäuser, das Einwohnermeldeamt, die Polizei
mitsamt Verkehrskontrollen und mitsamt Personalausweis und der Reisepass,
Statistiker, Staaten und Gemeinden, Kirchenämter, kurzum
listenführende Verwaltungen zuständig. Das „Identitätsgefühl“ des
Psychoanalytikers hingegen umfasst nicht nur das berufliche Können
des Analytikers (so aufgefasst von Markert 2012, 177, sondern bedeutet das emotional getragene Selbstverständnis, welches das bisherige und zukünftige
Leben als Entwurf, die eigenen Wünsche, Ängste, Schuld-und Schamgefühle,
Abwehrgewohnheiten und Symptombildungen sowie die berufliche Entwicklung
einschließt (Verf. hier 2014), und
so, nämlich als Identitätsgefühl, war der Begriff Identität auch von
Erikson gemeint.
Der Nachteil
des Begriffes „psychoanalytische Identität“ ist zudem eine gewisse unreflektierte Haltung des Hochmuts gegenüber
den Vertretern anderer Therapieformen. Ein Verhaltenstherapeut ist klug und
bescheiden genug, nicht von verhaltenstherapeutischer Identität zu
sprechen, obwohl auch er mit seiner Person arbeitet. Ein Lehrer spricht
nicht von seiner Lehreridentität, der Handwerker nicht von seiner
Handwerkeridentität, - obwohl auch diese nicht weniger ein berufliches, emotional getragenes Selbstverständnis
(Verf.2013) aufweisen. Wir lieben es nicht,
wenn jemand zu sehr seine religiöse „Identität“ hervorhebt. Dass in
analytischen Kreisen dauernd dieses Wort auftaucht, sogar das Wort
„Identität unseres Psychoanalytischen Instituts“, die
gegen
die (unausgesprochen „bloße“) tiefenpsychologische, hausinterne
Ausbildung verteidigt werden müsse, dürfte andere, emotionale Gründe
haben (Unsicherheit und Suche nach Überlegenheit? Abwehr durch Vermeidung,
Abschottung. Die „geheiligte Institutsidentität“, die auf keinen Fall
in Mitleidenschaft gezogen werden dürfe, - als ob es sich um eine Person
handele. Daran, dass Konkurrenz das Geschäft hebt, also eine Win-Win
-Situation entstanden ist, .wird wenig gedacht). Wir sollten den Begriff
Identität für uns nicht mehr verwenden, sondern in unseren psychischen
Bereich verbleiben, und zudem unterscheiden zwischen (stillschweigendem) Identitätsgefühl und
dem Bedürfnis, dauernd damit anderen Leuten -
notorisch bis querulatorisch -
in den Ohren zu liegen, sozusagen darauf zu pochen.
Vor allem aber sollten
wir bei unserer z. Z. sehr betonten „Identitätssuche“ nicht übersehen,
wie abträglich diese Verschiebung der Aufmerksamkeit auf uns selbst für die psychoanalytische Therapie sein muss. Es geht uns
oft viel zu sehr um uns selbst, statt um den Patienten. Auch bei der Identitätssuche
nach uns selbst handelt es sich um eine Ausflucht, - vor der schwierigen
Patientenbehandlung.
Bei all diesen
Begriffen (außer dem Handlungsdialog), die cum grano salis alle das gleiche
Konzept beschreiben, handelt es sich um nichts Anderes als einen
verkappten, nur damals noch nicht so benannten, „intermediären Raum“,
um den sich nun alles drehen soll. Der Begriff
„intermediärer Raum“ wird unreflektiert verdinglicht (reifiziert)
benutzt, als ob es dabei nunmehr um einen Patienten „der dritten Art“
ginge, mit einem Eigenleben und eigenen Gesetzen, und sowohl der Patient wie
auch der Analytiker fast außen vor sind und für nichts mehr
eigenverantwortlich. Das „Forschungsfeld“ und die immer wieder
verschieden genannten „Räume“ , auch „Zwischenfelder“ u. ä.
genannt, sind es nun, die Gegenstand einer Therapie sein sollen, nicht mehr
der Patient. Dass in diesem Forschungsfeld Patient und Analytiker enthalten
sind, ist geschenkt.
Dem
gleichen, ebenfalls unreflektierten Zweck dient auch die übermäßige
Befassung mit der Auffaserung
der Groß-Diagnostik (endogen depressive Psychose mit
phasenhaftem Verlauf und im allgemeinen guten Ansprechen auf Thymoleptica,
schizophrene Psychosen (einschließlich schizoaffektiver Psychosen),
Psychosomatische Erkrankungen, Neurosen, in immer feinere Unterdiagnosen. (etwa nach ICD10).
Damit,
d.h. mit dem Aufkleben zahlloser Etiketten sowie den endlosen,
intellektualisierenden Diskussionen mit Kollegen, die wiederum ungünstige
Auswirkungen auf die eigene therapeutische Tätigkeit hat , weil sich hier
Intellektualisierungen zwischen Therapeut und Patienten schieben (auch wenn
sie natürlich zur groben Verständigung und für schriftliche Äußerungen
über den Patienten notwendig sind), entfernt man sich vom Patienten, - weil es so schwer ist, ihn zu
verstehen und zu behandeln und man nicht bereit ist, sich selbst bei der
Behandlung zu vergessen.
Statt sich mit den Feinheiten der
Unterdiagnosen nach der ICD-10 (zum Glück betreiben dies Psychoanalytiker am
wenigsten) und der –
tatsächlichen oder vermeintlichen – Biographie (und sich daraus ergebenden
Gewimmel an Informationen (Verf. hier 2014)
oder anderer Selbstablenkungen des Patienten - zu beschäftigen und sich
darin ständig zu verbessern, könnte man sich in derselben Zeit auch
weiterbilden.
Ein guter Therapeut
kommt dem Patienten in wirklicher Hingabe ganz nahe. Er ist mit einer extremen
Aufmerksamkeit, man darf auch sagen, mit Begeisterung,
beim Patienten und nicht so sehr bei sich. Ohne Begeisterung kommen keine
besonderen Therapieergebnisse. Ohne Begeisterung kommt ja auch sonst wenig
zustande, so etwa in Gesang, Tanz, Malerei, Film, Theater (wo man mit dem
eigenen Körper arbeitet), Schriftstellerei. Sich vergessen heißt, dass man
wie
ein Handwerker ganz bei der Sache, also bei dem
Patienten sein muss, und seine Person außen vor lässt, auch wenn sie ein
oder sein Behandlungsinstrument ist. Vielleicht, wenn ein Vergleich
gestattet ist, wie ein Hauch den Patienten hautnah rundum umgibt und dabei
keineswegs in ihn eindringt oder mit ihm verschmilzt, aber sich selbst auf
eben
diesen
Hauch reduziert.
Ein
Handwerker stellt ebenfalls seine Person ganz zurück, auch wenn er natürlich
mit ihr arbeitet. Was würde man sagen, wenn dieser sich als
„Handwerker-Identität“ vorstellen und darüber langatmige Ausführungen
machen würde, statt einfach seine Arbeit zu machen?
Entscheidend abträglich für eine Psychotherapie / Psychoanalyse ist die Verlagerung
des Schwerpunktes der Aufmerksamkeit vom Patienten weg (wie auch, wenn auch
wohl geringer, aber nicht weniger unbedacht vom Analytiker weg) bei all diesen erwähnten Vorgängen und Thesen auf
Patientenfremdes, das vielleicht am besten als „Analyse-Klimbim“ zu
bezeichnen ist. Dazu gehören gewiss unreflektierte Anleihen aus der Soziologie, Philosophie und akademischen Psychologie.
Patient wie
Analytiker sind sich hier einig wie selten, können sie doch so die Analyse
von unangenehmen Affekten und Abwehren einträchtig, in Kollusion,
vermeiden. Den Schaden hat der Patient, während
sich der Analytiker zurücklehnt und sein Forschungsfeld genießen kann.
Es
handelt sich bei diesen Vorstellungen um einen unreflektierten Zeittrend,
dem sich niemand entzieht und der die Kongresse, die Falldarstellungen, die
Arbeit in den Ausbildungsinstituten, vielleicht auch die Lehranalysen,
beherrscht. Man schwimmt einfach mit. Wer Karriere machen will, kann es nur
mit diesen Themen.
Hand in Hand damit
geht die Überbewertung (und die Ausdehnung des Begriffs) der Gegenüberragung
unvermindert weiter. Die Gegenübertragung wird trendhaft („The trend is your friend“. – ist er das wirklich?
nach außen ja, für Opportunisten ja, für Freunde der Karriere ja. Sonst
gilt: Trends machen dumm.) immer noch als einziger Schlüssel für das Verständnis
des Patienten idealisiert. Tatsächlich führt aber diese Idealisierung
dazu, dass man sich nicht selten tatsächlich weiterhin von der Therapie des
Patienten solipsistisch mehr abzuhalten als sich ihr zu nähern versucht.
Hier wird weit mehr
imitiert als kritisch nachgedacht, und oft ist die bloße Anpassung
(„compliance“, „ stille Unterwerfung“) an den Denkstil und
Sprechstil einer psychoanalytischen Gemeinde mit dessen spezieller, schwer
reflektierbarer Gruppendynamik (s. Krill 2008, „schlammige Situation“)
nur von außen erkennbar, z.B. wenn ein Mitglied nach langer Abwesenheit
wieder an den Veranstaltungen teilnimmt. Von innen ist keine Änderung, kein
neuer, unbefangener Blick, zu erwarten
Bisweilen steht z.B.
ein besonders denkintensives, viel Zeit erforderndes, vorsichtiges,
taktierendes, z.T. auch intellektualisierendes, d.h. vom Gefühlsgehalt
einer Stunde abkommendes Entwickeln von Thesen mit viel Verwendung des
Konjunktivs und von vielen Wenn und Aber, auch schon mal mit
Wortklaubereien, mit gewissenhaften Relativierungen und Absicherungen nach
allen Seiten und somit – mangels Angriffspunkten – tendenzieller
Verhinderung von Entgegnungen (z.B. wohl teilweise Stil von Rolf Klüwer sowie auch
manchmal einem Mangel an klarer Verständlichkeit, der in Kauf genommen
wird, im Vordergrund, - i. Ggs. etwa zur Verwendung von kurzen, klaren Sätzen
im Indikativ mit wohl mehr Risikobereitschaft, widerlegt zu werden (z.B.
wohl Stil
von Hermann Argelander).
Es geht
aber nicht darum, wieweit diese Denk- und Sprechstile von den genannten
Personen wirklich dauerhaft und konsequent vertreten wurden und etwa von
Anderen nicht. Sie gelten aber immerhin als bekannte Vertreter dieser
Einstellungen und sind der Anschauung wegen benannt. Jeder, der diese
Analytiker persönlich gekannt hat, versteht noch besser, was gemeint ist.
Es geht
nicht darum, einen dieser höchstpersönlichen Stile weniger zu schätzen,
denn gewiss haben beide ihre Berechtigung, sondern um das Phänomen der
Anpassung, die in ihrem Ausmaß bedenklich erscheinen muss.
Jeder
muss in seinem persönlichen Stil sprechen und sprechen dürfen, wenn er
sich verständlich machen will. Jeder spricht, so gut er kann, und dies ist eben nur in seinem
eigenen, höchst persönlichen Stil möglich. Niemand soll
daher versuchen, Anderen seinen eigenen Stil, der zu dem Anderen nicht
passt, abzufordern, etwa mit dem Einwand, dessen Diktion sei zu
„bestimmt“.
Auch gewisse Totschlagargumente kehren immer wieder, nicht selten in rabulistischer Manier (Sophismen, reine Rhetorik,
Spitzfindigkeiten, um den Anderen zu diskreditieren, gern
verwandt von rhetorisch Geübten). Statt zu fragen, was einen
Diskussionsteilnehmer zu seiner Diskussionsbemerkung veranlasst hat, wird
gefragt, „woher er dies wisse“ („Fangfrage“) und ihm ein
Wahrheitsanspruch unterstellt, den er nicht geltend gemacht hat und der auch
absurd wäre.
Es kommt auch vor, dass
ein Analytiker die Fallbesprechung mit einem Satz
aus dem Lehrbuch bewertet oder jedenfalls bespricht, ohne zu
bemerken, dass diese Bemerkung nicht zu dem Fall passt, und vor allem, ohne
dass seine Bemühung zu erkennen ist, eine Verbindung zum Fall herzustellen.
Dieser ist hier offensichtlich mit einem vorbereiteten Text gekommen („präfabriziert“), nur um sich selbst darzustellen. Besonders lustig ist es,
auf einem Kongress zu beobachten, wie ein Teilnehmer eine
Diskussionsbemerkung macht und dann sogleich fortgeht, ohne die Erwiderung
abzuwarten. Geht er in den nächsten Saal, um dort das Gleiche zu tun? („Gesichtspflege“,
„Landschaftspflege“).
Wer sich, aus welchen
Gründen auch immer, außerhalb seines Institutes weiterentwickelt hat, dem
kann es geschehen, dass er angehalten wird, die „versäumte Entwicklung
nachzuholen“. Wenn dies nicht hilft, wird ihm die Fähigkeit,
„richtige Analysen“ durchzuführen, rundweg abgesprochen, zumal es sich
angeblich ausschließlich um „Frühgestörte“ oder „Traumatisierte“
handele.
Beliebt
ist auch in solchen Fällen, ihm das Erleben von Übertragung und Gegenübertragung,
somit namentlich von „Empathie“ in den Patienten abzusprechen, als ob er
keine habe und zudem die treue Mannschaft der Gemeinde diese für sich gepachtet hätte.
Übrigens
sind heute auf einmal fast alle Patienten „traumatisiert“, so wie in den
70zigern plötzlich alle Fälle, auch die Ausbildungsfälle kohutistisch aufbereitet werden mussten, später kernbergerisch, nicht weniger plötzlich. Gleichschaltung fast ohne äußeren Zwang, freiwillig, um in einer
Gemeinschaft von Gleichdenkenden aufgehoben sein zu dürfen, - ein wohl
universales Phänomen. Heute sind „Traumatisierung“ und
Empathie-Athletik an die gewollte Leerstelle der Abwehranalyse
und der Konflikttheorie eingerückt und möchten
aus jedem erwachsenen Patienten mit seiner Erwachsenen- Sexualität und
seiner Erwachsenen- Aggressivität ein Kleinkind machen, um der Konfrontation mit der Macht des Erwachsenen aus dem
Wege zu gehen. Oft kommt es nicht einmal zu einer Parallelverarbeitung,
sondern verbleibt bei Linientreue.
Schafft
sich hier die Psychoanalyse selbst ab? Die Hervorhebung des inneren Konflikts
durch die Abwehranalyse droht verloren zu gehen. Abwehranalyse wird als
„programmhaft“ oder „hermetisch“ abgetan.
Dabei wird übersehen,
dass jede analytische Richtung ein Programm verfolgt und dass die Abwehranalyse
weit ergebnisoffener ist als alle anderen Richtungen, da zunächst
nur die Abwehr angegangen wird und alles Abgewehrte (frühkindliche
Konflikte oder Defizite? kindliche? juvenile? erwachsene?), gleich nach
welcher Theorie, dann erscheinen kann, und zwar – ganz entscheidend –
aus dem Munde des Patienten.
Hierzu wird auch
das Warten auf eine „Reinszenierung“ nicht benötigt. Diese tritt
vielmehr ständig ein (nie etwas von Wiederholungszwang gehört?
Brauchen wir hierzu Begriffe aus der Theaterwelt? Respektlosigkeit gegenüber
der Theaterwelt?), aber die Analyse kann sich nicht auf diese beschränken,
sondern kann mit der Abwehranalyse wesentlich aktiver vorgehen.
Wenn Argumente nicht
weiterhelfen, wird auch gern mit der „guten Stimmung und dem allgemeinen
Sich-Wohlfühlen in der Gruppe und in er Institutsatmosphäre argumentiert,
die man vermisse (es war doch immer so schön mit uns, man kennt sich lang
Jahre, man hat sich „doch jahrelang so gut verstanden“, man weiß, was
die anderen denken“, - das ist ja das Verheerende). Da kommen Heimatgefühle auf. Ist ein Analytiker etwa zum Sich- Wohlfühlen zu der
Gruppe gestoßen? Macht er sich dazu auf den Weg? Er möchte etwas lernen
(und man lernt immer) und auch mitteilen, - ein Arbeitsbündnis zum Geben
und Nehmen, dies in gegenseitigem Respekt, aber nicht unbedingt einhergehend
mit Zustimmung. Man ist nicht Analytiker geworden, um sich in der Gruppe von
Analytikern oder einem Institut wohlzufühlen (Ist das Institut eine Wellness
–Einrichtung? Soll sie der Kräftigung einer geschlossenen
Gemeinschaft dienen?), sondern um sich in ihr, oder zugleich auch außerhalb
von ihr, weiterzuentwickeln, persönlich und im Umgang mit den Patienten, in
der Deutungstechnik, im Kontakt. Man versucht bisweilen eine Vergällungs-Therapie,
um den lästigen Störer loszuwerden, aber auf diese muss der sich ja nicht
einlassen.
Besonders müssen
Fragen aufkommen, wenn unter „Gegenübertragung“ nicht mehr die Reaktion auf die Übertragung des Patienten
und dessen Manipulationen der Person des Analytikers (Sandler, Holder, Dare
1973, Klüwer 1983, jeweils zit. n. Markert 2012, S.176) und auf den
Patienten überhaupt verstanden w
ird, so wie es bei der Bildung dieses Begriffes gemeint war, sondern
diesen Begriff erweitert und die „philosophische und weltanschauliche
Position des Analytikers (Markert 2012, 175) darin mit einschließen möchte.
Solches
ist wie die bloß lokal üblichen Überzeugungen und seine höchst eigenen
Angewohnheiten, Bewertungen, Einstellungen und Bequemlichkeiten aber als Übertragung
des Analytikers auf den Patienten und
als sein Manipulationsversuch an der Person des Patienten zu bezeichnen und
nicht als Gegenübertragung. Das Nichterkennen dieser eigenen Übertragung
ist geeignet, vom Patienten und seinem inneren Konflikt zu dessen Schaden
abzulenken. Der Analytiker sollte sich über seine eigene Übertragung im
Klaren sein, nachdem er deren Abwehr erkannt hat, und seine Weltanschauung
nicht zum Maßstab machen. Sondern er muss, soweit möglich, von diesen
absehen und danach sehen, was im Patienten vorgeht. Dass dies nicht so
leicht zu bewerkstelligen ist, ist ein anderer Umstand, doch dieser enthebt
uns nicht der Verpflichtung, sich möglichst auf den Patienten zu
konzentrieren, jedenfalls Anderes, schon gar nicht uns selbst, nicht zum
Programm zu erheben. Es
ist ein Unterschied, ob uns etwas unterläuft, oder ob wir dies zum Programm
machen.
Diese
Thema zusammengefasst: Die genannten „Zwischenräume“ und die Verehrung
der Gegenübertragung und die Erweiterung dieses Begriffs um die eigene Übertragung
des Analytikers haben eines gemeinsam: Sie wollen vom
Patienten wegführen.
Es handelt sich bei
diesen Entwicklungen um großangelegte Fluchtbewegungen, vom
Patienten und seinen Anliegen weg zu sich selbst, dem Therapeuten, - eine Phobie vor dem Patienten und seinen Krankheiten, die
uns ja tatsächlich auch die Arbeit machen, aber zum Unwort geworden sind.
Krankheiten soll es schon lange (ICD10 !) nicht mehr geben, nur noch Störungen,
aber auch keine Patienten mehr, sondern nur noch Klienten, d.h. Kunden (d.h. sich nur zum Einkaufen in Psychoanalyse
begeben, - so will es anscheinend die Psychoanalyse selbst haben, indem sie
aus dem Patienten, aus dem Leidenden, einen möglichst rasch einkaufenden
und möglichst rasch wieder weggehenden „Kunden“ macht, damit sich der
Psychoanalytiker nun endlich wieder sich selbst zuwenden kann), so
besonders konsequent bei Yalom (2013), oder jetzt (2014) nur noch „Räumen“
oder „dem Dritten“ oder „Präsenzen“, die „mit dem
dritten Ohr“ zu behandeln seien.
So ist es zu einer Vernachlässigung
unserer therapeutischen Aufgaben gekommen, was nun
auch zunehmend den Leistungsträgern missfällt und deren Geduld
strapaziert. Die Versicherungen werden sich pflichtgemäß auf ihre Aufgaben
besinnen und künftig genauer hinsehen, wieweit überhaupt noch Krankheiten
behandelt werden oder etwa nur noch Vorgaben der analytischen Ausbildung (2
Behandlungs- Fälle von mindestens 300 Sitzungen, mit wöchentlicher
Supervision) abgearbeitet werden. Diese 300 Sitzungen, so notwendig und
zweckmäßig sie auch oft unbestritten sind, wie auch die Hochfrequenz, sind
aber auch außerhalb der Ausbildungssituation nicht selten zur
unreflektierten Norm (die Hochfrequenz nicht mehr im bisherigen Maße) und
jedenfalls zur Höchstzahl an kassengenehmigungsfähigen Stunden geworden
(warum gerade die magische runde Zahl von 300? Wer will das ausgerechnet
haben und wie?), wohl nach dem Motto: „Mehr hilft mehr“, worüber sich
schon Watzlawik mokiert hat.
Das Motiv für diese Phobie ist in der Mühe
der therapeutischen Aufgabe zu sehen, konsequent und konzentriert die
symptomrelevanten inneren Konflikte zu behandeln und so eine
Symptomerleichterung zu ermöglichen.
Dies
gilt für viele Therapeuten, aber auch für nicht wenige Patienten. Nicht
jeder ist gewillt, präzise zu arbeiten. Angst vor Genauigkeit ist weit
verbreitet, dementsprechend überwiegt die Neigung zum Ungefähren.
Nicht
zufällig möchten sich nur wenige Menschen intensiv mit Schachspiel, Uhrmacherhandwerk
oder Mathematik beschäftigen, auch wenn dem nicht etwa
ein Mangel an Begabung entgegensteht.
Daher
sind nicht alle Therapeuten und nicht alle Patienten für diese Therapie
geeignet bzw. bereit, - was allerdings auch für andere Arten von
Psychoanalyse gelten mag.
Das Resultat ist eine
immer weitere, vor allem emotional immer kühlere Entfernung vom
Patienten und seinem Anliegen zugunsten von Veranstaltungen,
Ansprachen, Vorträgen von 90 Minuten unter Vermeidung von wirklicher
Diskussion, für die keine Zeit eingeräumt wird, Kongressen, workshops,
Seminaren und unzähligen Zeitschriften und Büchern, der – gewiss
notwendigen – Verwaltung von Vereinen und Supervereinen, nebst
ausgefuchsten analytischen Idiomen, die nicht selten die Verbindung zum
Patienten und dessen klinischen Beschwerden und Symptomen und überhaupt zu
Krankheiten vermissen lassen.
Die
grassierende Prokrastination lässt grüßen. Sie hat nicht nur viele Patienten, sondern
auch viele Therapeuten erfasst, unterstützt von der Ideologie einer
zwangshaften „Gründlichkeit“ und der Suche nach letzten Wahrheiten,
hinter der klinische Besserung zurückzustehen habe.
Abwehranalyse
gibt sich mit der Bearbeitung des inneren unbewussten Konflikts zufrieden
und legt auf letzte Wahrheiten keinen Wert.
- Hierzu der einsame
Ruf eines deutschen Analytikers in den USA auf einer Tagung dort in den
40ger Jahren, zit. von Brenner: „Ach, wie wäre es, wenn man sich
einmal nach dem Befinden des Patienten erkundigen würde?“, - seinerzeit eine endlose Lachnummer, heute aber durch
Brenner (2014) wieder zu Ehren gekommen.
Ich komme im Buch
darauf zurück, wie schwer es heutigen Therapeuten oft fällt, zwischen
Krankhaftem und Gesundem, Alltäglichem zu unterscheiden, besonders, wenn ihr Studium es ihnen nicht ermöglicht
hat, mit Kranken in einem tieferen Sinne umzugehen, sondern es bei
virtuellem, allenfalls höchst oberflächlichem tatsächlichem Kontakt, etwa
im Rahmen eines Praktikums oder Praktischen Jahres und im bloßen Nachsuchen
in der ICD-10, verblieb.
Der
zweite Grund hierfür liegt darin, dass eine Unmenge von Material unterschiedslos (Biographie? Übertragung? Gegenübertragung? Aktuelles aus
der Außenwelt? Traumen? Träume? Freie Assoziation?) gesammelt wird, sodass
der analytische Prozess sich enorm verlangsamen muss, und zwar wegen sich
anhäufender Entscheidungs-Schwierigkeiten, was denn
aufgegriffen werden soll (Entscheidungstheorie) - bei selbstverständlich ständig
weiter erfolgenden Entscheidungen, dann aber notgedrungen willkürlicher
Art.
Hier
fehlt es auch oft an einem Mindestmaß an Selbstreflexion, die allein
Imitation, Gruppendruck, Suche nach bloßer Übereinstimmung mit Angelerntem
und mit dem jeweiligen Ausbildungsinstitut und die oft endlosen
Intellektualisierungen, der häufigen Berufskrankheit analytischer
Therapeuten, eindämmen könnte.
Hält
nur die Abwehrtheorie am inzwischen lästig gewordenen Patienten noch fest?
Auf
eine durchgängige Systematisierung wurde bewusst verzichtet, zumal diese
mit Nachteilen (Erstarrung, Aura von Endgültigkeit, unerfüllbarer
Anspruch) verbunden wäre.
Bevorzugt
wurde eine Darstellung von Schwerpunkten, die klinisch, auch für das
Antragsverfahren bei tiefenpsychologisch und analytisch orientierter
Gruppen- Psychotherapie (Krill 2008), bedeutsam sind, auch an verschiedenen
Stellen. Der interessierte Leser wird sich zurechtfinden.
Die
grundlegenden Gesichtspunkte sind durch andere Schriftgröße und in
Fettschrift (was den heutigen Verlagen offenbar als unfein gilt, - sie wählen
oft die Kursivschrift in derselben Schriftgröße, sodass der Leser Mühe
hat, diese überhaupt zu erkennen) hervorgehoben und leicht zu finden. Die
Einzelheiten lassen sich dann leicht im kleiner Gedruckten weiterverfolgen.
Im
Mittelpunkt stehen nicht irgendwelche von den zahllosen Konflikten, die wir
alle täglich erleben, zu bewältigen haben und auch in der Regel gut überwinden,
sondern diejenigen inneren unbewussten Konflikte, die zur Symptombildung geführt
haben („symptombedeutsam“) und welche die Patienten veranlasst haben,
sich um eine Gruppenanalyse zu bemühen, und zwar zu einer, die zeitlich und
finanziell überblickbar und zu bewältigen ist, im Ggs. zu manchen
Langzeittherapien mit großen, vagen Erwartungen,. nämlich einer Art
„Erneuerung von Grund auf“, und stillschweigenden Versprechungen, aber
immer ungewissem Ausgang und immer gewissem großem Zeitverlust, der
wichtige Lebensentscheidungen unabsehbar aufschieben oder sie gar endgültig
verhindern kann.
Ein Schelm, wer
glaubt, es könnte manchmal das heimliche Ziel sein, Heirat und Nachwuchs
endlos zu verschieben und schließlich zu verhindern, etwa auch durch überlange
Lehranalysen (Ausbildungsanalysen). „Where are my childbearing years“ (Wohlberg J W 1997).
Analyse wird nicht
verstanden als ein mehr oder weniger selbstgefälliges, beliebig ausführliches
oder beliebig einfühlsames Nachzeichnen innerseelischer (einschließlich
sog. intersubjektiver) Vorgänge aus der Gegenwart oder gar aus der „möglichst
frühen Kindheit“ („race back“, „ehrgeiziges Wettrennen Gewissenloser in die früheste Vergangenheit um jeden Preis“, - „darf
es etwas früher sein?“, Shapiro 1981) , schon gar nicht als deren bloßes Benennen, als ob es
damit getan sein könnte, d.h. ein innerer Konflikt gelöst werden könnte,
sondern als Auftrag, die jetzigen symptomrelevanten innerseelischen
Konflikte in den Patienten zu lösen und
so eine Symptomlinderung und eine bessere Entwicklung zu ermöglichen.
Analyse
wird hier auf das zurückgeführt, was es ursprünglich war: Lösung von
unbewussten inneren Konflikten, soweit sie zu Symptomen geführt haben.
Das
Buch plädiert für Bescheidenheit in den Zielen und in dem Weg, diese zu
erreichen, nämlich solider, handwerklicher Arbeit bereits in der Diagnostik
und in der Therapie durch Abwehranalyse.
Dies
bedeutet nicht weniger, als dass alle (!) Konfliktkomponenten, als Erstes
die Abwehr, dann die Wünsche, darunter vor allem auch die aggressiven, die
Ängste, die depressiven Gefühle, die Schuld- und Schamgefühle geduldig
aufzusuchen sind (Krill 2008, 2012, 2013). Dies ist sehr lohnend, freilich
auch anstrengend und deshalb nicht gerade beliebt.
Neben
der Abwehr werden insbesondere aggressive Regungen im Patienten und in den
helfenden Personen tabuisiert.
Ein
Fuchs oder ein Wolf, wer denkt, manche Analytiker könnten in diesem Sinne
eine Phobie vor Abwehranalyse und aggressiven Regungen der Patienten und in
sich selbst entwickelt haben und möchten sich lieber Geschichten von
Vater und Mutter erzählen lassen oder die verbalen Äußerungen bloß mit
anderen Worten wiederholen, diese durch gelegentliche Bemerkungen begleiten
und hoffen, dass die Entwicklung von Übertragung und Gegenübertragung
und Einfühlung („Empathie“ durch Empathieathleten) schon alles
richten wird.
Hier
handelt es sich um eine desolate Entwicklung der Psychoanalyse, welche
zusammen mit gesellschaftlichen Faktoren die Prokrastination fördert, statt
deren Abwehrcharakter zu erkennen und diese Abwehr gegen das Erwachsenwerden
und die damit verbundenen aggressiven Auseinandersetzungen analytisch
anzugehen.
Aggressive
Wünsche eines Patienten, wie auch des Therapeuten selbst, sind bereits als
solche ein unangenehmes Thema und werden schon deshalb gern vermieden, haben
es aber auch schwer, überhaupt noch wahrgenommen zu werden, weil der
Begriff „Gewalt“ heute gewissermaßen durch Überdehnung und inflationären
Gebrauch ausgeleiert ist.
Namentlich
die feineren, z. T. unbewussten Formen von Aggression in Form von
Obstruktion, Auflaufenlassen, Gruppendruck, verdeckter Meinungsmanipulation,
Manipulation und Erniedrigung Anderer werden vernachlässigt oder gar übersehen.
In
dieser Beziehung herrscht heute in den helfenden Berufen unprofessionelle
Blindheit (Berufsblindheit) vor.
Es
ist merkwürdig, dass das Wissen um Abwehrformen und um unbewusste
aggressive Motivationen (aggressive Wünsche) und Handlungen ausgerechnet in
der Psychoanalyse nicht selten wieder verlorengegangen ist, gewiss nicht
theoretisch, wohl aber in der praktischen Durchführung.
Psychoanalyse
ist nicht davor gefeit, wieder Erkenntnisse über die Kraft des Unbewussten
und der Abwehr einzubüßen (Margarete Mitscherlich, 1973, mündliche
Mitteilung) und zu bloßen intellektualisierenden Beschreibungen und
Glasperlenspielen mit bloßen Begriffen zu verflachen.
Arbeit
an der Abwehr müssen wir keineswegs der Verhaltenstherapie überlassen. Wir
können wesentlich mehr bieten: Die Aufdeckung und Bearbeitung auch der
unbewussten Motivationen, die Abwehr auslösen, ohne Ausflüchte, wie
Ausweichen auf philosophische, - vermeintliche oder tatsächliche -
biographische oder künstlerische Gebiete. Und wir müssen dies auch in
derselben kurzen Zeit oder in kürzerer Zeit erreichen können.
Wie
immer wird hier auf eine präzise Sprache Wert gelegt. Eine verschwommene
Sprache, darunter auch oft aus fremden Gebieten entlehnte (s. Krill 2008,
69ff, 75 ff, 82ff, 88ff ,105ff, 335 ff) und nicht immer von Eitelkeiten
freie, hat auch ungünstige Rückwirkungen auf den Therapeuten selbst, nicht
nur auf die Patienten, somit auf die Therapie.
Wir
müssen uns auf unsere Zuständigkeiten (N. Luhmann) beschränken
und unsere Arbeit machen („Handwerker“, craftsman nach Gray, remeslennik,
mastjer), und somit
zugleich die Anderer respektieren. Sich so zu bezeichnen zu lassen, dürfte
besser sein, als sich von der Behandlung des Innenlebens beider Beteiligten
(welches die jeweiligen Übertragungen und Gegenübertragungen mitumfasst
und zum Gegenstand hat) zu entfernen und sich etwa nur noch mit sich selbst,
seiner angelernten Theorie, der Gehorsamkeit gegenüber seiner Gemeinde zu
beschäftigen und sich der Zustimmung („compliance“) seiner
Kollegenschaft zu vergewissern.
Für das Verständnis
einer Stunde kommt es natürlich darauf an, was zwischen Patient und seinem
Analytiker abläuft, also wie beide miteinander umgehen.
Eine
Verschlankung des großen Gebietes der Psychoanalyse mit seinen mittlerweise
recht unscharfen, ausfleddernden Grenzen ist angezeigt, wenn Psychoanalyse
nicht ihre Kompetenz für Krankenbehandlung einbüßen soll.
So
gesundgeschrumpft, kann sich Psychoanalyse auch besser dagegen wehren,
weiterhin als Steinbruch für Sachfremde und Sachunkundige zu dienen und
sich so ihrer Substanz entleeren zu lassen.
Diese
Ausplünderung wird fälschlich als Bereicherung und angeblich längst überfällige
Kontaktaufnahme zu anderen Disziplinen wie
Politik, Philosophie (ausschließlich Marxismus), Soziologie, Kunst,
Dichtung, Geschichte gedeutet. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Heilkunde und
besonders Seelenkunde haben Jahrtausende gebraucht, um sich von der Welt der
Götter, der Religionen, des Schamanentums, der Pädagogik, des Mönchstums,
und der alles erstickenden Philosophie des Altertums und des Mittelalters zu
emanzipieren, aber was tut ein Analytiker von heute, der mit seinen Erfolgen
nicht zufrieden ist (obwohl er es oft sein dürfte)? Er mutiert zum
Philosophen, zum Künstler, zum Empathie-Athleten (Verf.), der sich auf
Empathie-Attacken (Verf., hier, 2014) spezialisiert und mit dem dritten Ohr
(Theodor Reik 1976, zit. n. Thomä 2012; 63, - ich brauche nur eines, und
selbst dieses ist bisweilen überflüssig) das Gras wachsen zu hören
glaubt. Dabei wird übersehen,
dass wir ohne Theorie ohnehin nichts verstehen.
„Auge und Ohr schlafen, bis eine Theorie sie scharfstellt.“ (Verf.
2014 hier)..
Wir
müssen v o r h e r
wissen, auf was wir achten wollen. Das, was wir empathisch vom
Patienten erfassen, ist weit weniger als das, was unser eigenes Gehirn
laufend an Erwartungen aus sich selbst produziert (90%). Die Informationen
aus unserem Gehirn-Inneren überwiegen bei weitem die von Auge und Ohr oder
Geruch, und auch diese kämen kaum
zustande, wäre wir nicht darauf schon eingestellt durch unsere Erwartungen.
Pointiert ausgedrückt: Zuerst sind unsere Erwartungen (Prognosen) da,
dann finden wir das Erwartete, - Anderes können wir nur schwer erkennen, -
am ehesten noch dadurch, dass wir das Ganze einem Anderen berichten, der
nicht die gleichen Erwartungen hat wie wir. Deshalb sollten wir nicht zuviel auf unsere „Empathie“ geben, denn diese
gibt mehr unsere eigenen Erwartungen wieder und nicht so sehr etwas, das im
Patienten vorgeht. Kurzum, auch beim Begriff der „Empathie“ sprechen
wir mehr von uns als vom Patienten. Die
Ergebnisse der „Empathie“ werden zu 90 % aus unserem eigenen Gehirn
erzeugt (Friston, Karl & Picard, Fabienne 2014) und nur in geringen
Ausmaß von dem, was uns der Patient verbal und nonverbal mitteilt,
zumal auch dieses noch der eigenen selektiven Aufmerksamkeit unterliegt.
Daher ist auch verständlich, dass überall auf der Welt inzwischen die
Person des Therapeuten als maßgeblich für Verstehen und Therapieerfolg
angesehen wird. (zu Erwartungen und Voraussagen, experimentell überprüft,
s. auch Mount-Zion-Gruppe (s. Sampson & Weiss 1977 a, b), Weiss (1986,
1995, 1998, 2003)
Wenn
wir etwas anderes vorfinden, werden die Erwartungen korrigiert (was
mitzunehmendem Alter immer weniger möglich ist, deshalb ist hier bei
raschen Veränderungen der Umwelt das jüngere Gehirn im Vorteil), also
durch neue, genauere, ersetzt.
Handlungen
dienen dazu, die Welt so zu verändern, dass sie mit unseren Voraussagen
wieder in Einklang steht. Man könnte dies vergleichen mit einem Gang durch
eine kunsthistorisch interessante Kirche. Wenn jemand von Kunstgeschichte so
gar keine Ahnung hat, wird er allenfalls die Stimmung in der Kirche
empfinden. Die künstlerischen Besonderheiten erkennt er nur, wenn er ihm
diese schon aus anderen Zusammenhängen bekannt sind, er also diese hier
sucht und sie erwartet und so wiedererkennt. Trifft die Kirche seine
Erwartungen (Voraussagen) nicht, handelt er durch Aufsuchen einer anderen
Kirche. Wenn wir als Therapeuten in einem
Patienten so gar nichts von dem finden, was wir erwarten, geben wir gewöhnlich
auf und schicken ihn weg. Wir sagen dann, er
sei nicht behandelbar, jedenfalls nicht
analysierbar. Seine Äußerungen bleiben dann ohne Zusammenhang, d.h. ohne
Korrektur und ohne sie mit unseren Erwartungen in Einklang bringen zu können,
isoliert stehen. Das gleiche geschieht mit den Bildern in einem Traum. Sie
bleiben erratisch, bruchstückhaft und isoliert, weil wir sie nicht durch
Wahrnehmungen korrigieren können und auch handlungsunfähig sind
(Moutouissis et al 2014.). Wir können diese Traumbilder nicht in Einklang
bringen zur Wirklichkeit oder unseren Wahrnehmungen von ihr.
Die Abwehranalyse (diese wie immer bei
Erfolgsunternehmen mit Hingabe, und dies heißt hier: immer ganz dicht am
Patienten) hat es aber einfacher: Sie achtet zunächst
auf die Abwehr im Patienten, einschließlich der Abwehr seiner Übertragung
und der Abwehr seiner Gegenübertragung auf den Therapeuten, und die Abwehr
im Therapeuten selbst, namentlich auf die Abwehr seiner Übertragung auf den
Patienten und seiner Gegenübertragung auf den Patienten.
Wenigstens eine einzige Abwehr ist immer leicht zu finden,
und mit ihr kann der Therapeut unbesorgt anfangen. Es reicht die Erwartung,
wenigstens eine Abwehrform zu finden, und man muss selten diese Erwartung
korrigieren.
Auch bei Filmbesprechungen fängt sie nicht einfach beim Tun und Lassen einer Figur
an, sondern bei erkennbaren Abwehrformen, egal, wo im Film. Dieser Zugang
macht sich unabhängig von Gesichtspunkten, auf die das Auge, das Ohr zufällig
getroffen ist, und deren Fülle wegen der Entscheidungsschwierigkeiten den
analytischen Prozess verlangsamen müssen.
Die
Abwehranalyse greift dann ein, wenn Abwehren des Fluss zum Stocken bringen.
Die Deutung von Abwehren wird dann zeigen, in welcher Ebene nach Kutter (1971, Drei-Schichten- Modell) wir uns befinden: In der Ebene der bewussten
Interaktionen, oder der Übertragungs- und Gegenübertragungsbeziehungen
oder der Ebene der anaklitisch-diatrophischen Gleichung, wobei diese Ebenen,
dies sei kritisch angemerkt, nicht mit den Ebenen des Bewussten und des
dynamisch Unbewussten übereinstimmen. Diese Ebenen tauchen nach einer
Deutung der Abwehr von selbst auf, - wir müssen sie nicht erraten und können
dann in dieser vorgefundenen Ebene weiterarbeiten. Wir müssen keineswegs
von einer Ebene zur anderen springen.
Ferner
sieht sich der Heutige Analytiker gern als Biographen, Linguistiker,
Lebensversteher und Lebensberater, Umwelt- und Klimaschützer, Atomgegner,
als Film- und Theater- Mitreder, als – kaum zu glauben –unerbittlichen
Moralisten (was z.B. Pädophilie, SM, Prostitution, bis vor kurzem auch die
Homosexualität angeht), als Feministen, als Euphemisten, Pessimisten, als Möchtergern-
Politiker, als Gottesankläger, als Historiker, als Stoiker, als
Antifaschisten, als Gewaltgegner, als Vegetarier und Veganer, als
Diagnostiker von Krankheiten, die er nicht kennt, kurzum als
„Allesversteher“, geradezu als „Alleskönner“, als „Therapeut für
Alles“.
Jahrtausende
hat es gebraucht, um Zuständigkeiten zu entwickeln (N. Luhmann), aber jetzt
können es viele gar nicht abwarten, die analytische Zuständigkeit wieder
an Andere abzutreten. Dies ist ein bedeutender Rückschritt zu eigentlich
schon überwundenen Zeiten und bedeutet Resignation vor unseren Aufgaben
durch Ausweichen auf andere Gebiete.
Nicht
zufällig erkundigen sich heute viele Patienten schon zu Beginn danach, ob
die Behandlung „patientenzentriert“ sei. Sie möchten
sichergehen, dass der Therapeut sich um ihr Innenleben, mit ihren inneren
Konflikten kümmern wird. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass
dies nicht mehr selbstverständlich ist.
Gelegentlich
heißt es ja bereits, der Patient müsse auch „Gebrauch machen können“ vom
Analytiker. Wenn der Patient dies nicht leisten kann,
ist er selbst schuld, und der Analytiker von Verantwortung frei. Der
Analytiker kann sich zurücklehnen, bis der Patient erkennt, wie er Nutzen
von ihm ziehen kann. Der Patient muss zusehen, dass er sich etwas von dem
kostbaren Kuchen nimmt. Die Aktivität ist auf den Patienten verlegt. Die
gegenteilige Vorstellung, dass sich der Patient einfach nur behandeln lässt
wie von einem Zahnarzt, also ohne eigenes wesentliches Zutun, ist natürlich
nicht weniger verheerend. - Solche Selbstzentrierung (Selbstherrlichkeit)
aber beleuchtet, wieweit sich Psychoanalyse heute vom Patienten und seinen
Bedürfnissen entfernen kann, wenn man nicht achtgibt.
Mit Recht sind die
Patienten enttäuscht, wenn der Therapeut von seiner Person, seinen
philosophischen und soziologischen Neigungen und womöglich den eigenen Nöten
spricht („Offenbarung der Gegenübertragung“, „Man trägt Gegenübertragung“), sich so in den Mittelpunkt stellt und
nicht emotional beim Patienten bleibt. Aus Sicht der Patienten sind hier die
Therapieziele seltsam verrutscht, nicht selten auch die verwendete Sprache zu
Fachchinesisch verkommen. Nicht der Analytiker selbst darf im Vordergrund
stehen, sondern das, was beide miteinander machen. Dies ist mit
„Handwerklichem“ gemeint.
Den beliebten, gängigen
Auffassungen entgegen wollen die Patienten vom Therapeuten gar nicht soviel
wissen, wie unterstellt („Übertragung“). Sie sind ausschließlich wegen sich selbst (einschließlich
der Defizite in ihren Kontaktmöglichkeiten) gekommen, keinesfalls
seinetwegen, nicht einmal der Gruppe zuliebe.
Die
„Übertragungsneurose“ ist in ihrem Ausmaß ein vermeidbares Kunstprodukt infolge
der noch geförderten Idealisierung des Analytikers, statt diese
Idealisierung als Abwehr gegen die Introspektion und gegen aggressive
Impulse, die dann nicht bearbeitet werden können, zu erkennen und aufzulösen.
Dies ist im Buch näher ausgeführt.
Wegen
der bekannten Defizite in psychiatrischer Ausbildung, um nicht zu sagen
blanker Ignoranz und nahezu völligen Desinteresses (welcher
Psychoanalytiker liest psychiatrische Literatur?) nicht nur der
psychologischen, sondern jetzt auch der ärztlichen Psychotherapeuten an den
großen Fortschritten der Psychiatrie (während sich Psychiater in großer
Zahl in Psychoanalyse / Psychotherapie engagieren und deren Literatur lesen)
ist ein großes Kapitel der Gruppentherapie bei Schizophrenie gewidmet.
Dies
erscheint umso notwendiger, als manche angesehene Psychoanalytiker ohne jede
psychiatrische Ausbildung oder mit lediglich der Erfahrung eines
Praktikums, womöglich in einer psychosomatischen Klinik ohne Psychosen, die
aber nicht selten ermächtigt ist, 1, 5 Jahre Psychiatrie zu bescheinigen, fleißig über „Psychosen“ schreiben und unbekümmert z.B. über einen „psychotischen
Kern“, einen „psychotischen Kosmos“ oder eine „psychotischen Zustand
einer Gruppe“, aber auch bei psychiatrischer Ausbildung: einer
„psychotischen Übertragung“ (Kutter 1971, hier wird aber Übertragung
angenommen, wo es sich um formale Denkstörungen und eine gestörte
Filterfunktion, sich das jeweils Richtige aus der Fülle andrängender
Gedanken herauszusuchen (Blankenburg) des Schizophrenen handelt, die mit Übertragung
nichts zu tun haben, sondern nur mit seinem Unvermögen ) (nicht etwa eine
Gruppe von psychotisch Erkrankten) sinnieren und dabei übersehen, dass nur
die Einzelperson an einer Psychose erkranken kann. Kenntnis wird ersetzt
durch die stets suggestiv wirkende Zitatitis („Freud hat
gesagt, Winnicott hat gesagt“...). Lange Jahre schien festzustehen, dass
Schizophrenie nichts als eine Regression zur oralen Phase oder noch weiter
zurück, nur narzisstischen Mutter-Kind- Einheit, sei. Es stand so in jedem
Lehrbuch der Psychoanalyse. Dies allein wäre nicht schlimm gewesen, hätten
es nicht Generationen von Ausbildungskandidaten und ausgebufften Analytikern
nachgebetet. Religiöser Eifer ist nicht weit davon entfernt. Noch heute
wird pauschal behauptet (und nachgebetet), die Selbst-Objektgrenzen seien
aufgelöst.
Viele
Zitate sind des Hasen Tod, wobei der Hase hier die Eigenleistung, die Eigenbeurteilung
ist, die auf der Strecke bleibt. Eine
unreflektierte Zitatendiktatur.
Diese
Art von „Psychoanalyse“ hat sich selbst disqualifiziert. Den Anfang dazu
hatte bereits Melanie Klein gemacht, indem sie ohne Not eingeführte
psychiatrische Begriffe willkürlich in einem ganz anderen Sinne verwandte,
statt eigene, neue zu wählen für das, was sie sagen wollte, z.B. besorgte
Position statt „depressiver Position“, und eine kindliche Schizophrenie
als Durchgangsstadium sowie den lebenslangen Wechsel zwischen einer
paranoiden und depressiven Position behauptete. Richtig katastrophal aber
wirkten sich das weltweite bloße Nachschwätzen ihrer Nomenklatur und deren
Verwurzelung in alle Richtungen aus, was dann als Bestätigung verstanden
wird. Zu eigener Nachprüfung und eigener Urteilsbildung ist es nie
gekommen.
Zitate werden als Befunde genommen und
mit ihnen einträchtig verwechselt. Dies ist bis heute
so geblieben Man sollte in der Psychoanalyse nichts mehr drucken, das nur
auf Zitaten beruht. Psychoanalyse sollte sich auf Befunde berufen.
Außerdem
interessieren sie sich nicht für den Unterschied zwischen einer
schizophrenen, einer depressiven und einer hirnorganischen Psychose.
Auch solche
Philosophen, Soziologen, Theologen, Historiker, Schriftsteller, die selbst
über keinerlei Erfahrungen mit Psychoanalyse oder überhaupt Kranken verfügen,
möchten beim Thema „Psychose“ (und Psychoanalyse) mitreden und dabei
den Anschein erwecken, Sachkenntnis erworben zu haben, ohne dass eigene
Nachprüfung und Beurteilung möglich war oder auch nur die Notwendigkeit
dazu gesehen wurde.
Vom
Seelischen möchte jeder etwas verstehen, und „Psychose“, erst recht
„psychotischer Kern“, klingt sofort nach „Tiefe“ und „letzten
Wahrheiten über den Menschen“, wie auch bereits das populäre „Borderline“, der angebliche
„Grenzgänger“,
dessen Attraktivität er nur dem wackeren Hauch des Sensationenellen,
des Unerhörten, des vorgeblichen „Wagnisses“, sich „so nahe an der
Psychose zu bewegen“, und nicht weniger des behaupteten Wagnisses des
Therapeuten, als mutiger Recke einen solchen Patienten in Behandlung zu
nehmen,, der irrationalen Begriffbildung (s. Krill 2008 und andere Autoren,
dort 2012, 2013) zu verdanken hat. Sie zehren hier vom Sprichwort „Wer
wagt, gewinnt“. Die Eitelkeit (Tiefenexperte, Kernbeißer) bleibt
unreflektiert.
Wir
hingegen wünschen keine letzten Wahrheiten, sondern nur den inneren
Konflikt kennenzulernen. Die letzten Wahrheiten darf der Patient gerne für
sich behalten.
Außerdem
gehört Psychoanalyse ohnehin zu den „weichen“ Wissenschaften und ist
daher auch besonders anfällig für Ideologisierungen.
Diese
Ausfransungen
der Psychoanalyse gingen unbemerkt an deren Substanz,
entfernten sie auch noch weiter, über die Wirkung des Kleinianismus hinaus,
von der Psychiatrie, aus der sie entstand, werden sogar von ihr noch
gutgeheißen und dürfen im Namen der Psychoanalyse sprechen. Möchte sich
da noch jemand wundern, dass Ordinariate nicht mehr von Psychoanalytikern
besetzt werden?
Es
reicht nicht, die verheerenden Folgen der Zitatgläubigkeit zu bekämpfen, man muss auch endlich deren Ursachen
angehen. Diese sind nicht in mangelndem Denkvermögen begründet, nein,
denken und zitieren und diskutieren können sie, aber Zitate sind keine Begründungen,
sie zeigen nur Belesenheit und Stolz auf Belesenheit, - sondern in der blinden, nicht selten sektenhaften
Nachahmungstendenz des Menschen, die regelmäßig
in einem kollektiven Brei endet. Wo ist die akademische Haltung geblieben?
Hat man vergessen, dass Abschreiben der Wahrheit (und – so sollte es sein,
ist es leider nicht - der akademischen Laufbahn) Tod ist? Die Zitatgläubigen
können lediglich einen Scheinvorteil für sich verbuchen: Sie sind gut gerüstet
für Diskussionen mit skeptischen Kollegen. Dies täuscht aber darüber
hinweg, dass sie in der Sache selbst nichts beizutragen haben. Vielmehr fühlen
sie sich durch die Verehrung der Zitierten von jeder Fehlersuche befreit und möchten diesen Eindruck beim Leser erwecken,
um ihn ebenfalls von einer Fehlersuche abzuhalten und der eigenen
suggestiven Position Beifall zu spenden. Ein weiteres Motiv, einen
Hochverehrten immer wieder zu zitieren, mag darin liegen, dass der Zitierer dadurch sein Ansehen auch
dann schützt, wenn die übersehenen Fehler offensichtlich werden. Er kann sich so hinter dem Zitierten verbergen, und wenn
sich herausstellt, dass die Leistungen des Zitierten nicht so hoch waren,
wie immer behauptet, ist der Zitierer vor Vorwürfen geschützt.
Wegen der großen
Bedeutung der Gruppentherapie einschließlich der Gruppenanalyse ist auch
die Anwendung auf Mentalisierungsstörungen, Somatisierungsstörungen und
hypochondrische Entwicklungen beschrieben.
Inhaltliche
Wiederholungen im Text sind unbeabsichtigt, beabsichtigt und unvermeidbar
zugleich. Ein Lektor hätte sie aufgespürt und erbarmungslos ausgemerzt,
aber womit hätte ein präsumptiver Leser, dem zunächst erst einmal ein präsumptiver
Käufer vorangehen müsste, ein solches Maß an Aufmerksamkeit verdient?
Alles für den Leser? Soll er es gut haben in seinem Ohrensessel? Der Leser
kann sogar von Glück reden, dass ein Lektor nicht zum Zuge kam, denn so
manches kann er gar nicht oft genug lesen. Auch wenn ich es mir mit dem
Leser verderbe, möchte ich ihn auf das zurechtstutzen, was er ist, eben nur
der Leser, der zum Stück nichts beigetragen hat. Es gibt keinen vernünftigen
Grund, ihn zu hofieren. Außerdem berufe ich mich auf Ciceros Ausspruch:
„Ich habe keine Zeit, kurze Briefe zu schreiben“. Und hier handelt es
sich nicht um einen Brief, sondern ein Buch. Erst recht darf ich
beanspruchen: Quod licet Ciceroni, licet mihi. - Die zahlreichen Überschneidungen
sind ohnehin unvermeidlich und zugleich unentbehrlich, da gleiche Themen
immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen auftauchen und so andersartige
Aspekte bieten, aber dies soll nicht die Rechtfertigung sein.
Die deutsche
(oder Ihre) Sprache wird
bevorzugt, weil sie jeweils meine (unsere, Ihre?) Muttersprache ist, weil sie in vielem genauer ist als die englische und
weil sie zudem viele falsche, gedankenlos gebrauchte Anglizismen (so
„Regulation“ (mittels Schräubchen? Wie ein Schleusenwärter?) statt
Beeinflussung, „Kontrolle“ - von control -, statt Beherrschung,
beherrschen) vermeiden kann. Nicht nur aus sprachlichen Gründen hat
Frankreich die Verwendung von Anglizismen verboten. Die Unkenntnis
angloamerikanischer Idiomatik ist erschreckend, aber etwas eigenes Nachdenken (sind wir Akademiker oder nicht?) würde schon helfen. So
heißt „substance abuse“ nicht Substanzmissbauch, sondern
Drogenmissbrauch, „asylum“ nicht Asyl, sondern beschützendes Heim. Wird
das Feuer kontrolliert oder gelöscht („to control“)? Bereits hier ist die verhängnisvolle Nachahmungstendenz in der
Psychoanalyse deutlich, nicht nur in
Gruppendiskussionen, wo sie nur zu oft alles beherrscht. Sollen
psychoanalytische Institute zu Einrichtungen verkommen, die bloße
Anpassung fördern?
Für „Potenzen“, über die ja jeder Patient reichlich verfügt, denn sonst
könnte er ja nicht einmal die Stunden einhalten und pünktlich bezahlen
sowie keinen Beruf ausüben oder kein Studium verfolgen, und die auch in der
Abwehr („Abwehrleistung“) liegen, sind wir streng genommen nicht zuständig,
wenn sie natürlich auch in der Psychoanalyse von größter Wichtigkeit
sind. Aber wir müssen nicht für alle seelischen Erscheinungen von größter
Wichtigkeit aufkommen, sondern nur für die pathologischen davon. Wir haben
Krankheiten, Konflikte, zu behandeln, nicht Potenzen. Die Einrede, dass man
beiden nicht trennen könne, ist eine Ausrede (elusion, evasion, otgoworka),
und zwar eine Rationalisierung (und also definitionsgemäß richtig, aber
nicht für diesen Fall zutreffend, - das ist ja das Raffinierte an der
Rationalisierung) dafür, dass man nicht bereit ist, sich auf pathologische,
d.h. symptomverursachende, „symptomrelevante“ Konflikte, zu
konzentrieren. Ich glaube auch hier, dass man „gern bereit ist, über
alles zu reden“, wenn man nur um die Mühe herumkommt, den inneren
Konflikt ins Auge zu fassen, - eine phobische Reaktion. Aber in einem
weiteren Sinne sind wir sehr wohl zuständig: Wir haben die Aufgabe,
Hindernisse im Patienten zu beseitigen, die ihn an der Selbstorganisation,
die immer in Richtung Selbstoptimierung, maximales Wachstum, geht, also an
der vollen Potentialentfaltung, behindern, und wir haben die angeborene
Zuversicht hierzu, wenn sie denn verlorengegangen ist, wiederherzustellen..
Ähnlich
verhält es sich mit den Primärfiguren und früheren und jetzigen Außenfiguren.
Sollte man nicht schleunigst „alle Figuren aus dem Behandlungszimmer herausschmeißen“, wie einmal von einem Analytiker gefordert (Bion?
Winnicott? Freud gewiss nicht) und sich auf das konzentrieren, was in der
Stunde abläuft? Und sich mit Begeisterung auf die Stunde konzentrieren?
Auch hier wird große
Mühe darauf verwandt, die verzwickten Beziehungen in der Vergangenheit und
Gegenwart sowie deren Aufscheinen in der Übertragungs- Gegenübertragungsbeziehung
aufzudecken, mit viel schlauer, oft hinterlistig wirkender Überlegung, um
nicht zu sagen Rabulistik, d. h. reichlichem Gebrauch von
intellektualisierenden Konstruktionen, das mehr oder weniger in
eifrigem Parallelenziehen zwischen Vergangenheit und Gegenwart besteht. Nur an den inneren Konflikt will man
nicht heran. Dies kann auch Mangel
an Respekt vor der Wucht des inneren Konflikts sein, aber es
kann auch die Angst vor dem Gestrüpp des inneren Konflikts sein, und die daraus folgende Resignation. Man glaubt nicht
wirklich, denn inneren Konflikt lösen zu können, will sich aber gutwillig,
und zwar mit Ersatzleistungen, zeigen.
Wer kennt nicht das
Beispiel eines Schulkindes, das eher bereit ist, die Kohlen aus dem Keller
zu holen und schwere Gartenarbeit zu verrichten,
und dies besser und fleißiger als jemals zuvor, als sich an die eigentlich
simplen Schulaufgaben zu machen? Oder das des Novizen, der eine
jahrhundertealte, äußerst mühevolle, scharfsinnige und mit Zitaten von
Autoritäten gespickte
Diskussion in seinem Kloster mit dem Vorschlag beenden wollte, einmal
in das Maul des Pferdes hineinzuschauen. Das Kloster war dazu keinesfalls
bereit, gab sich aber größte Mühe, den Novizen mit einer Unzahl von
Argumenten und mit klugen Zitaten zu widerlegen. Nicht wenige Studenten
schieben das Examen auf (Prokrastination), lernen vielleicht statt dessen
noch schnell eine Fremdsprache.
Eine eigenartige
Scheu vor den naheliegendsten
und keineswegs schwierigen Aufgaben, die rational unverständlich
ist. Hat eine konkrete Aufgabe, die nur wenig Fleiß und Genauigkeit
erfordert, aber schon deshalb Angst und Schuld- und Schamgefühl verursacht,
der Aufgabe nicht gerecht zu werden, schon von sich aus die Eigenschaft,
neurotische Vermeidung auf sich zu ziehen? Die betroffenen Personen scheinen
dies kaum verhindern zu können. Die
Neurose scheint von Aufgaben angezogen zu werden. Zuerst ist
die Aufgabe da, die Neurose folgt ihr dann auf dem Fuße, wie der Schlüssel
zum Schloss, das nur auf den Schlüssel wartet.
Aber
mit dieser Überlegung hätte man sich ebenfalls von der Aufgabe der
Bearbeitung des Konflikts entfernt, wenn dieser nicht doch gerade noch eben,
sozusagen rechtzeitig, von mir benannt worden wäre, weil auch ich das
Aufschieben und das Abweichen von der Aufgabe gerade noch rechtzeitig
bemerkt habe und diese Passage vom Konflikt einschieben konnte.
Im
Übrigen ist das Aufschieben nicht nur ein Symptom unter anderen, sondern
stellt selbst einen großen psychischen Schaden dar, weil es weiter Schuld- und Schamgefühle
verursacht sowie, wie bereits jeder innere Konflikt, ein Gefühl außerordentlicher
innerer Schwäche vermittelt. „Neurose zehrt gewaltig am Selbstgefühl“.
Vom Befinden her ist es oft besser, im Examen „richtig durchgekracht“ zu
sein, als ewig aufzuschieben. Wir dürfen nicht vergessen, dass Symptome
selbst erneut konfliktauslösend und deshalb schleunigst zu bessern sind,
auch durch eine Kombination mit kurzer VT oder klarer Strukturierung des
Tagesablaufs.
Zu den Aufgaben eines
Psychoanalytikers gehört es auch, zu einer einigermaßen abgesicherten
Diagnose zu kommen. Wie sind diese nicht nur den Leistungsträgern schuldig,
sondern vor allem dem Patienten und uns selbst. Namentlich der Patient hat
einen Rechtsanspruch darauf, zu erfahren, an welcher Erkrankung er leidet.
Wir alle kennen die Schwierigkeiten mit der ICD10, die auf unserem
Fachgebiet mit rein deskriptiven Diagnosen arbeitet. „Depression“ ist keine Diagnose, sondern ein Symptom, höchstens ein Syndrom. Nur
Nichtpsychiater und die ICD10 werfen eine psychotische Depression, die etwa
in jedem Frühjahr und Herbst auftritt und mit charakteristischen
Durchschlafstörungen, evtl. Schuldwahn und Krankheitswahn einhergeht und
oft auf Thymoleptica anspricht (immerhin 4 % der Bevölkerung leidet an
einer MDK, manisch-depressiver Krankheit, einer Psychose), eine reaktive
Depression nach Verlust eines wichtigen Objekts in der Familie oder eines
Haustieres, eines Vermögensteils oder der Heimat, und eine neurotische
Depression infolge eines kräftezehrenden inneren Konflikts, etwa auch eines
ödipalen Konflikts oder auch einer sog. frühen Störung, in einen Topf.
und unterscheiden, der ICD10 gehorsam, nur noch nach Schweregraden der
depressiven Stimmung. Die führt zu dem grotesken Ergebnis, dass leichte
depressive Verstimmung psychotherapeutisch behandelt werden sollen, obwohl
ein Teil von ihnen aufgrund einer leichten psychotischen Depression erkrankt
ist, die aber nicht erkannt wird. Umgekehrt werden schwere depressive
Verstimmungen dann mit Psychopharmaka behandelt, obwohl sie neurotischer
oder reaktiver Genese sind.
Aus
diesen Gründen können auch psychoanalytische Arbeiten über „die
Depression“ zu keinem psychoanalytischen Ergebnis führen.
Das
gleiche gilt für „Psychose“. „Psychose“ allein ist keine Diagnose. Nichtpsychiater haben auch hierin einen Nachholbedarf.
Niemand hindert sie daran, zwischen schizophrener Psychose und deren vielen
Unterformen und Stadien, depressiven Psychosen („Endogenen
Depressionen“) und hirnorganischen Psychosen (so Delir, etwa aufgrund von
Substanzmissbrauch oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, sowie Dämmerzuständen
bei Epilepsie), zu unterscheiden, nur ihr Unwissen. sowie ihre Gehorsamkeit
gegenüber der ICD-10-.
Traditionspflege wird in der Psychoanalyse z.Z. großgeschrieben. Dabei wird
übersehen, dass seit Freud zwar unser Wissen zugenommen hat, aber nicht
weniger auch die Fehlerhaftigkeiten und Einseitigkeiten, die fleißig
tradiert, um nicht zu sagen nachgebetet, werden.
Auch davon rührt die Skepsis an den Universitäten.
Mit
Arzt, Psychotherapeut, Analytiker, Patient und Analoga ist nicht das
Geschlecht gemeint, sondern die Funktion. Wer bei jeder Funktion zwangshaft
an das Geschlecht denkt, dem sei anheimgestellt, sich nach seinen Motiven
dafür und deren Abwehr zu fragen. Er wird sich und sie nicht fragen, sie
auch ihn nicht und sich nicht. Ähnlichkeiten mit Personen sind rein zufällig
zustandegekommen.
Königstein,
im März 2014
Leseprobe(S.17)
Solange
die Möglichkeiten des Verständnisses unüberschaubar groß bleiben, muss
die Entscheidung, welche davon ein Therapeut aufgreifen will, sehr viel Zeit
in Anspruch nehmen. Denn es dürfte sich um „Entscheidungen unter
Unsicherheit und unter Risiko“ (Entscheidungstheorie)
handeln, - aber Entscheidungen, was aufgegriffen werden soll, müssen in
jedem Falle getroffen werden.
Die
übliche Vertiefung in Kindheit, Übertragung und Gegenübertragung hingegen
führt den Analytiker zu nahe in das Gestrüpp dieser Aspekte hinein und
verhindert den nötigen Abstand. und die Bewertung.
Eine
Unzahl von Informationen, Eindrücken und Vermutungen zu gewinnen, ist nicht
schwer, vielmehr bei diesem Verfahren unausweichlich.
Die
reine Sammelwut bringt aber nichts.
Schwierig ist nämlich einzig deren Bewertung, namentlich die
Einordnung in krankheitsverursachend oder nicht.
Besonders bei der üblichen Vertiefung in biographische Details ist ein
Interesse für diese entscheidende Frage kaum noch erkennbar. Über der
Vielzahl von Gesichtspunkten ist das Gefühl für Pathologie vs.
Gesundheit verlorengegangen.
Auch deren schiere Unzahl verhindert allein schon eine Behandlung der
Konflikte, da sie nur zur Verwirrung im Patienten wie im Therapeuten
führe, aber
laufend therapeutische Entscheidungen fallen, ob es dem Analytiker gefällt
oder nicht.
Durch
die Beschränkung auf die wenigen
Abwehrmechanismen, die es überhaupt gibt, werden die Entscheidungsmöglichkeiten
auf einige wenige beschränkt, so vor allem Vermeidung, Isolierung und
Reaktionsbildung, also auf nur noch drei, von denen zudem zwei, nämlich
Isolierung und Reaktionsbildung weit seltener vorkommen als der „Alleskönner
unter den Abwehrmechanismen“ Vermeidung. Für praktische Bedürfnisse
reicht es also zunächst oder auch auf Dauer aus, nach
Vermeidungen zu suchen und diese Abwehrform anzusprechen.
Dadurch
allein wird schon der Entscheidungsprozess beschleunigt.
Dies
verlangt nur Konzentration, ist
aber nicht schwierig, wenn auch in der gewohnten Art, Analyse zu betreiben,
oft ungewohnt..
So
ist die Entscheidung, welches der vielen Phänomene, die in der
Gruppentherapie auftauchen, aufgegriffen werden soll, ungemein beschleunigt.
Abwehranalyse
muss nicht auf die unzähligen Möglichkeiten
der verbalen und nonverbalen Äußerungen eingehen oder sich über diese
den Kopf zerbrechen, sondern nur auf das achten, was offensichtlich zu
erwarten ist, aber vermieden, also abgewehrt statt zugelassen wird.
Diesen Umständen verdankt die konsequente Abwehranalyse ihre raschen und dauerhaften Erfolge (Verf.).
Zur
Übertragung: Dieser Begriff
nimmt auf die Vergangenheit Bezug, - im weiteren Sinn meint er die Beziehung
des Patienten, der Gruppe, zum Therapeuten, abgesehen von nur realen
Aspekten dieser Beziehung.
Naiv
ist die Vorstellung, der Patient verschiebe nur seine früheren Beziehungen
auf den Therapeuten wie auf eine leere Tafel. Ebenso die Vorstellung, der
Therapeut erlebe in seiner „Gegenübertragung“ das, was der Patient
somit in ihn hineinlege (Bion).
Nicht
berücksichtigt sind dort die schwierige,
wenn nicht unmögliche, Unterscheidbarkeit von Übertragung und Gegenübertragung
auf beiden Seiten sowie die Abwehr von Übertragung und Gegenübertragung
auf beiden Seiten.
Dazu
kommt auch die Unsicherheit über den früheren Lebensweg einschließlich
seiner Konflikte und Bezugspersonen. Daher kennen
wir die früheren, namentlich die frühkindlichen und kindlichen, aber auch
die juvenilen Konflikte nicht wirklich.
Nur
zu oft bleibt es bei groben
Vermutungen und Konstruktionen, - die wir etwas für einen Antrag auf
Langzeittherapie nach der derzeitigen Rechtslage dennoch benötigen, weil
diese einfach gefordert werden, obwohl niemand mehr so recht an diese
Konstruktionen glaubt.
Die
Äußerungen der Übertragungen und
Gegenübertragungen von Seiten der Patienten und der Therapeuten sind
naturgemäß in ihrer Vielfalt nicht wirklich überschaubar.
Für
Übertragung und Gegenübertragung gilt vor allem, dass Therapeuten
diese oft kritiklos zu erkennen glauben, sich dabei – nicht ohne Selbstidealisierung
- erheblich überschätzen und so
oft fälschlich und voreilig den Konflikt mit seinen Komponenten erkannt zu
haben glauben und dabei nicht bemerken, wie sehr sie Modeströmungen
unterliegen („man trägt Gegenübertragung“).
Die Abwehr wird oft gar nicht mehr beachtet. Man
fühlt sich im topographischen Modell des frühen Freud wohl.
Des
ungeachtet kann man natürlich anekdotenhaft einige besonders auffallende Übertragungsweisen
erwähnen. Besonders gut erkennbar sind Übertragungen
der ödipalen Konkurrenz und Feindseligkeit, der Geschwisterrivalität, besonders um die Gunst der Eltern (Liebling
oder Musterschüler des Gruppenleiters zu sein) oder anderer Geschwister.(Geschwisterneid).oder
der Rangfolge unter den
Geschwistern:
Leseprobe(S.128)
entstehen
zu lassen und zu trainieren, sodass auch Verbalisierung möglich wird
(„Mentalisierung“).
Einige
nicht seltene besonders schwierige,
um nicht zu sagen lästige Patienten sind hier zu erwähnen:
Der
„Alleinunterhalter“, ein euphemistischer Ausdruck für einen
Narzissten: will im Mittelpunkt stehen, mit Fragen, Beobachtungen,
endlosen Berichten, gern auch über Sensationelles, Pikantes, die
Aufmerksamkeit „Fesselndes“, mit der Folge der Einschüchterung der
Gruppe, was zu Wut führen muss. Redet andere tot, bevor diese ihn angreifen
können. Macht auch nonverbal auf sich aufmerksam, so durch Zuspätkommen,
Nichterscheinen, Danebenherreden (aber nicht im schizophrenen Sinne),
raschen Themenwechsel, herbeigezogene Streitereien und Rechthabereien,
Bildung von Untergruppen, vorwurfsvoll- schmollend, wenn er gemahnt oder
kritisiert wird, mangelnde Einfühlungsbereitschaft oder- Fähigkeit, auch
Zornausbrüche, kurzum alles, womit er Andere erschrecken oder tyrannisieren
kann. Es handelt sich hier um eine narzistische Persönlichkeitsstörung.
Die
Pathologie eines Einzelnen fällt hier so schwer ins Gewicht, dass es wenig
hilfreich ist, die Gruppe dafür verantwortlich zu machen und nach einem
geeigneten Umgang zu suchen.
Gegen
eine ausgebuffte narzisstische Persönlichkeit ist man machtlos. Sie haben
es ein Leben lang trainiert, andere abzuwerten und sich aufzuwerten.
Nach
Yalom (S.438) kann versucht werden über eine Mentalisierung i. S. eines
Trainings der Reflexionsfähigkeit über sich und die reziproken Reaktionen
zu den Gruppenmitgliedern eine Besserung, d.h. hier eine Gruppenfähigkeit
i. S. von Nehmen und Geben zu erreichen.
Wenn
wir diese Persönlichkeitsstörung systematisch betrachten, müssen wir wie
immer an zugrundeliegende Wünsche nach Aufmerksamkeit, nach Beherrschung
und Manipulation anderer, nach den immer auch vorhandenen Vergeltungsängsten
und wohl weniger nach Schuldgefühlen und Schamgefühlen suchen.
Als
Abwehr kommen Wendung vom Passiv ins Aktiv und Selbstidealisierung (gegen
Angst vor Unterlegenheit, Beherrschtwerden), Verleugnung der Belange Anderer
in Frage. Die genannten Wünsche werden aber weniger abgewehrt, als
ausagiert, als Eitelkeit, Selbstbezogenheit, Streben nach bloßer Dominanz,
ohne Anderen helfen zu wollen, ja blanker Herrschsucht und der Abwehr aller
tiefergehender Kontakte.
Solche
Patienten stoßen natürlich wie alle Narzissten auch sonst im Leben in der
Gruppe auf wenig Gegenliebe, und wenn sie ihre selbsterhöhende und den
Anderen abwertende Haltung nicht aufgeben können, und zwar schnell, werden
sie für die Gruppe unerträglich.
Impressum
Bibliografische
Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche
Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie;
detaillierte
bibliografische Daten sind im Internet über <http:/ dnb.ddb.de>
abrufbar.
Originalausgabe
Buch, ungebunden
(C) 2014 Dr.
Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse, Hainerbergweg 53, D-61462 Königstein
Satz und Druck: Dr.
Manfred Krill (Autor), Königstein
Schrift: Garamond
Das Urheberrecht:
liegt ausschließlich bei Dr. Manfred Krill. Alle Rechte sind vorbehalten.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm
oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages
reproduziert, übersetzt oder unter Verwendung elektronischer Systeme
verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Autor und Verlag übernehmen
keine Verantwortung und keine Haftung, die auf irgendeine Weise aus der
Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon
entstehen könnten. Geschützte Warennamen oder Warenzeichen werden nicht
besonders gekennzeichnet. Hieraus kann nicht geschlossen werden, dass es
sich um freie Warennamen handelt. Ähnlichkeiten mit Personen sind rein zufällig.
Keine der Krankengeschichten hat reale Personen zum Inhalt. Bei der
Bewertung von Zitaten von Autoren und sonstigen Personen sind nicht diese
Autoren oder Personen persönlich gemeint, sondern nur deren vermutliche
Meinungen, Thesen, Behauptungen und sonstige Aussagen.
Printed in Germany,
1. Auflage
ISBN
978-3-9815177-6-7
Verlag ISBN
978-3-9815177
Umschlagbild und Umschlaggestaltung (Deckblatt): „4
Figuren im Feuer der Übertragung“, Plastik von Manfred Krill 2010
Bücher
Das Gutachterverfahren für tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie Verlag: Psychosozialverlag, Gießen ISBN: 978-3- 89806-773-7
|
Ödipus' Ende, Sophokles (497/96-406 v. Chr.) Verlag: Peter Lang, Frankfurt ISBN: 978-3-631-61407-5
|
Klassische Psychoanalytische Kompromisstheorie Verlag: Dr. Krill Verlag, Königstein ISBN: 978-3-9815177-1-2
|
Sophokles Ödipus in Kolonos Drehbuch von Manfred Krill Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag, Königstein ISBN: 978-3-9815177-0-5
|
Anorexia nervosa und Aggression Neue Psychodynamik nach der Klassischen Kompromisstheorie Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag, Königstein ISBN: 978-3-9815177-0-5
|
Klassische
Psychoanalytische Kompromisstheorie und ihre Auswirkungen und
Nichtauswirkungen auf Psychoanalytiker, Patienten und Gesellschaft
Symptombildung als Kompromiss ISBN 978-3-9815177-5-0
Gruppenanalyse Neu, 158 Seiten, Preis 56 Euro gegen Vorauskasse Verlag: Dr. Manfred Krill Verlag, Königstein ISBN
978-3-9815177-6-7
Neue
Traumatheorie Das Schicksal der spontanen Traumafolgen: Einkapselung, Patinabildung,
Innere Auszehrung (Tafonisierung), aktive Zertrümmerung, Erosion,
einfacher Zerfall, spontane oder aktive Auflösung, Assimilation,
Ausscheidung? Das Schicksal der Traumaanalyse. von Manfred Krill
The
rehabilitation of movement-disturbed patients What
can modern psychoanalysis contribute to it? von
Manfred Krill ISBN 978-3-9815177-7-4
Dr. Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse (ISBN
978-3-9815177), D-61462 Königstein
Как
работает
психоанализ
в
групповом
анализе? von Manfred Krill ISBN
978-3-9815177-8-1 Dr.
Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse (ISBN 978-3-9815177) D-61462 Königstein im Taunus
Analyse durch Freud Die Sitzungsprotokolle Ernst Blums 1922 - psychoanalytisch neu gelesen Lehranalyse, Ausbildungsanalyse, Selbsterfahrung: Wirklich unentbehrlich? Wirklich keine rechtlichen Bedenken? von Manfred Krill ISBN 978-3-9818213-2-1 Dr.
Manfred Krill Verlag für Psychoanalyse (ISBN 978-3-9815177) D-61462 Königstein im Taunus
Krill, Manfred / Tuin, Inka: (2018)Gestörter Schlaf und Schlaflosigkeit , in Krovoza, Alfred / Walde, Christine: (2018) Traum und Schlaf, ein interdisziplinäres Handbuch , 316- 329, J.B. Metzler Stuttgart, imprint Springer Verlag, Springer Nature ISBN 978-3-476-02486-2
Friedrich Hölderlin (1770-1843) Eine Pathographie ISBN 978-3-9818213-2-1
Karl May (1842-1912) ISBN 978-3-9818213-5-2
Letter to Japan Psychoanalytic Society
|